Die Braut des Piraten
kommen wir mit«, sagte Portia.
»Ja, vielleicht wird Mr. Johnson auch anwesend sein«, warf Phoebe ein.
»Ich hatte ohnehin die Absicht, dir vorzuschlagen, mich zu begleiten, Portia«, ließ Rufus jetzt hören.
»Ach, beanspruchst du mich etwa für den ganzen Abend«, fragte seine Frau mit einer Unschuld, die dem Glänzen in ihren Augen total widersprach.
»Das war meine Absicht.« Er zog viel sagend eine Augenbraue hoch. Portia schmunzelte.
»In diesem Fall sollten wir uns umziehen«, regte Phoebe an und schob ihren Stuhl zurück.
»Ja, Reitbreeches reichen vermutlich nicht aus«, pflichtete Portia ihr gut gelaunt bei. »Komm, Olivia.«
Olivia folgte den beiden hinaus. In stiller Übereinkunft wurde nichts gesprochen, ehe sie Olivias Gemach erreichten.
Portia schloss rasch die Tür und kam zur Sache. »Was geht da vor, Kleines?«
Olivias Blick wanderte zwischen ihnen hin und her. Aus blauen und grünen Augen sprach nur Besorgnis.
»Ihr könnt es ebenso gut wissen«, seufzte sie. »Es kann jetzt keinen Schaden anrichten. Edward Caxton ist mein Pirat.«
»Was
?«
Ihre Freundinnen starrten sie sprachlos an.
»Ich hätte es mir denken können«, stöhnte Phoebe dann. »Als ich dich an jenem ersten Abend mit ihm sprechen sah, spürte ich, dass etwas daran merkwürdig war. Aber dein Pirat heißt doch Anthony … ach, egal.« Sie zupfte ein totes Stückchen Haut von ihrem Daumen, verärgert, weil sie eine so blöde Frage gestellt hatte.
»Und dein Pirat hat die Absicht, den König zu retten«, folgerte Portia. Zwischen ihren sandfarbenen Augenbrauen bildete sich eine tiefe Falte. »Eine schöne Patsche … kein Wunder, dass du so finster warst.«
»Und falls er heute beim Empfang anwesend ist, möchtest du ihn warnen«, schloss Phoebe.
»Falls
er da ist«, sagte Olivia. »Dazu brauche ich euch unbedingt als Begleitung, sonst würde es sehr sonderbar aussehen.«
»Aber wenn du ihn warnst, wirst du Catos Pläne durchkreuzen. Und wenn ich dir helfe, ihn zu warnen, hintergehe ich meinen Mann«, wandte Phoebe verzweifelt ein.
»Mein Vater ist allein daran interessiert, die Flucht des Königs zu verhindern«, sagte Olivia rasch. »Wenn Anthony den Plan fallen lässt, ist allen geholfen. Es ist doch nicht nötig, dass er gefangen und gehängt wird, oder?«
Phoebe schüttelte den Kopf. »Nein, vermutlich nicht. Kannst du ihn denn überreden, seinen Plan aufzugeben?«
»Ich will es versuchen«, sagte Olivia. Sie sah ihre Freundinnen flehentlich an. »Ich weiß, dass ihr mich … ihn nicht verraten werdet?« Das war teils Feststellung, teils dringende Frage.
Nun trat kurz Schweigen ein, dann antwortete Portia auf ihre Weise. »Weißt du noch, wie wir einander begegneten?«
»Im Bootshaus bei Dianas Hochzeit.« Olivia schüttelte den Kopf. »Das liegt nur sieben Jahre zurück, und die Welt hat sich seither grundlegend verändert. Alles wurde auf den Kopf gestellt. So viele mussten ihr Leben lassen … so viel Blut, das vergossen wurde. Wann wird es vorüber sein?«
»Rufus sagt, dass man den König vor ein Gericht stellen wird«, sagte Portia. »Alles begann mit der Hinrichtung des Earls of Stafford. Vermutlich wird es erst mit der Hinrichtung des Königs enden.«
»Man würde den König hinrichten?« Olivia starrte sie an.
»Viele sind dafür«, sagte Phoebe ernst. »Aber nicht Cato.«
»Rufus auch nicht«, sagte Portia. Sie alle waren an eine Welt im Krieg so gewöhnt, dass sie sich ein Leben in einem friedlichen Land kaum mehr vorstellen konnten. Die Tötung eines Königs würde erst recht keinen Frieden bringen. Nur Irregeleitete oder Fanatiker glaubten daran.
»Man kann sich nur schwer vorstellen, wie ihr damals wart«, sagte Olivia. Sie wusste, dass diese Reminiszenz die Antwort auf ihre Frage war. Es war eine Erinnerung an die Tiefe ihrer Freundschaft. »Unbeugsam entschlossen, niemals zu heiraten. Und Kinder … Gott behüte!«
»Nun, ich wollte Soldat werden und bin es«, sagte Portia.
»Und ich wollte Dichterin werden und bin es«, sagte Phoebe.
»Und ich wollte Gelehrte werden«, sagte Olivia.
»Und bist es.«
»Ja«, sagte sie tonlos.
»Deshalb ziehen wir uns jetzt um und versuchen Ordnung in dieses Chaos zu bringen«, sagte Portia, wie immer resolut, rasch von Entschluss und bereit, eine Lösung zu finden. Sie sah Phoebe an.
»Ja«, nickte Phoebe. »Natürlich.« In ihren Augen jedoch lag tiefe Sorge.
»Danke«, sagte Olivia einfach. »Ich werde es euch nie wieder so schwer
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