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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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schließen. Sie hörte die Pförtnerkinder im Garten hinter dem Haus spielen, sah aber niemanden, obwohl die Haustür offen stand.
    Im nächsten Moment war sie draußen auf dem Weg und blieb schwer atmend an die Mauer gedrückt stehen.
Würde man sie erwarten?
    Zunächst hörte sie den leisen Pfiff nicht, da er mit dem letzten Gezwitscher der Vögel vor der Nachtruhe verschmolz. Dann hörte sie es, leise und doch durchdringend. Es kam hinter der hohen Hecke auf der andere Seite des Weges hervor.
    Olivia querte den Weg und schlüpfte durch eine Lücke in der Hecke.
    Mike hielt zwei Ponys am Zaumzeug. Seine Reaktion auf ihre Kostümierung beschränkte sich auf ein gemurmeltes: »Heiliger Bimbam!«
    Olivia begrüßte ihn mit einem breiten Lächeln. »Wir reiten also.«
    »Aye, Miss, nur bis zur Bucht. Dort wartet das Boot.« Er hob sie in den Sattel des niedrigeren Pferdes und schwang sich auf das andere.
    Am oberen Klippenrand angekommen, erkannte Olivia einen schmalen Pfad, der sich zu der tief unten gelegenen Bucht hinunterschlängelte. Es musste jener sein, den sie in der schrecklichen Nacht, als sie die
Wind Dancer
verließ, erklommen hatte. Wie anders sie sich heute fühlte!
    Mike band die Pferde fest und ging ihr den Pfad voraus, der so steil abfiel, dass Olivia zwei Mal ausrutschte und ein Hagel von Sand und Steinchen auf den unteren Bereich des Kliffs prasselte. Das kleine Segelboot war auf den Sand gezogen. Die zwei Männer, die darin saßen, sprangen auf, als Mike und Olivia den Strand erreichten, und schoben das Boot ins seichte Wasser. .
    »'tschuldigung, Miss, aber der Herr, sagte, dass wir Euch wieder die Augen verbinden müssen.«
    Olivia sah Mike, der einen Leinenstreifen in den Händen hielt, fassungslos an. »Warum?«, fragte sie entrüstet.
    »Befehl des Herrn, Miss.« Mike zupfte verlegen an dem Leinenstück. Er zögerte, aber er durfte nicht vergessen, was man ihm eingeschärft hatte. Der Herr hatte es ihm mit unmissverständlich kampflustigem Blick aufgetragen. »Er sagte, wenn es Euch nicht gefiele, solle ich Euch mitteilen, dass es der Preis für Eure Neugierde sei …«
    Er hatte also den Einsatz erhöht? Nach dem Motto, zu diesem Spiel gehören zwei? Sollte sie sich fügen oder verzichten? Sollte sie einfach wieder gehen und es dem Piraten überlassen, alle seine Spiele solo zu spielen?
    »Gib mir die Binde.« Sie nahm den Streifen von Mike entgegen. »Ich lege sie im Boot an.«
    Mikes Erleichterung war spürbar. »Wenn ich Euch ein paar Schritte tragen dürfte, bekommt Ihr keine nassen Füße.« Er hob sie mühelos auf und stellte sie ins Boot, in dem die zwei Mann bereits die Segel hochzogen. Sie empfingen Olivia mit freundlichem Nicken.
    Mike schob das Boot tiefer ins Wasser und sprang hinein. Auf seinen erwartungsvollen Blick hin schnitt Olivia eine Grimasse und verband sich die Augen.
    Reglos in der Dunkelheit dasitzend lauschte sie dem leisen Plätschern des Wassers, das an den Bug schlug. Einer der Männer fing zu summen an, die anderen stimmten ein. Es war die leise musikalische Untermalung der sanften Schaukelbewegung des Bootes. Merkwürdigerweise empfand sie ihre Blindheit als den Sinnen sehr erträglich … Düfte, Geräusche und Bewegung waren viel deutlicher wahrzunehmen.
    Wie beim letzten Mal konnte sie nicht beurteilen, wie lange sie segelten. Damals war es ihr lange erschienen, diesmal nicht weniger. Da sie die Strahlen der untergehenden Sonne auf dem Gesicht spürte, wusste sie, dass sie nach Westen fuhren. Dann kam eine Kursänderung, und die Sonne war verschwunden. Als die Luft stickig und warm wurde, ahnte sie, dass sie den Klippeneinschnitt erreicht hatten. Die Ruder tauchten ein und verursachten ein glucksendes Geräusch.
    Dann stieß einer ihrer Begleiter einen leisen Eulenruf aus, dem ein noch leiserer Pfiff antwortete.
    »Das haben wir schnell geschafft«, sagte Mike, worauf die anderen ein zustimmendes Gebrumm hören ließen. »Jetzt könnt Ihr die Augenbinde abnehmen, Miss.«
    Olivia griff nach dem Leinenstreifen und war momentan trotz des dämmrigen Lichtes geblendet. Dann aber erkannte sie die schnittige Form der
Wind Dancer,
die in der Mitte einer schmalen, von hohen Felsen gesäumten Klippenschlucht sanft an ihrem Ankerplatz vor sich hindümpelte. Natürlich musste es dort eine für den Tiefgang der Fregatte ausreichende Fahrrinne geben. Der Ort war völlig abgeschlossen und von den Klippen so eng umgeben, dass oben nur ein schmaler Streifen Himmel zu sehen war.

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