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Die Braut des Piraten

Die Braut des Piraten

Titel: Die Braut des Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Feather
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spürte Anthony mehr, als dass sie ihn hörte. Ihr Rücken bewahrte noch die Erinnerungen an seinen. Sein ureigener Duft lag noch in ihrem Haar.
    Irgendwie musste sie ihm gegenübertreten. Sie musste vom Schiff herunter und nach Hause finden. Und doch wusste sie nicht, wie sie aufwachen sollte. Wie sie sich zeigen sollte. Sie hatte das Gefühl, ihn nicht ansehen zu können.
    »Trink dies, Olivia.«
    Er war mit einem Becher in der Hand ans Bett getreten. Olivia drehte sich um, mit einem Arm ihre Augen abschirmend.
    »Es wird dir helfen.«
    »Ich weiß nicht, ob mir irgendetwas hilft«, murmelte sie, als sie sich auf einen Ellbogen aufrichtete, mit geschlossenen Augen, aus Angst, ihm in die Augen sehen zu müssen. »Wann erreichen wir die Insel?«
    »Bei Einbruch der Dunkelheit.«
    »Schrecklich«, murmelte sie, dankbar, dass sich ihr Unwohlsein als Ausflucht anbot.
    »Keine Angst, um Mitternacht liegst du in deinem Bett.«
    »Was ist das?« Olivia atmete den Duft des scharfen Gebräus ein.
    »Ein Mittel gegen Kater.«
    Sie trank. Es gab Leiden, die er lindern konnte.
    In ihrem Schlafgemach brannte ein kleines Licht. Jemand hatte eine Kerze brennen lassen. Olivia stand am Fuß der Magnolie und berechnete ihre Kletterschritte. Wie erwartet, würde es schwieriger sein als beim Abstieg, doch hatte sie immerhin schon Strickleitern erklommen und Enternetze übersprungen. Es war zu schaffen. Phoebe hatte versprochen, den Nebeneingang offen zu lassen, durchs Fenster aber war der Weg ins Haus sicherer, da sie hier niemandem begegnen würde.
    Sie schwang sich auf den untersten Ast, umfasste ihn mit den Armen, schwang ihre Beine auf den Stamm zu und stemmte sich hoch, sodass sie über dem Ast hing. Er drückte hart gegen ihren Leib … wie Anthonys Schulter, als er sie auf die
Wind Dancer
geschleppt hatte.
    Sie nahm mit den Beinen Schwung, drehte sich und kam rittlings auf dem Ast zu sitzen. Alles andere war einfach.
    »Da bist du also, Kleines.« Portia kam ans Fenster, als Olivia aus der Magnolie auftauchte. »Na, war es schön?«
    »Sehr schön.« Olivia sprang hinein. Ihr Gesicht lag im Dunkel, als sie sich bückte, um Junos überschwängliche Begrüßung über sich ergehen zu lassen. »Ist alles in Ordnung?«
    »Cato und Rufus sind noch nicht zurück. Phoebe und ich mussten das Essen vertilgen, dass Mistress Bisset heraufschickte, und hielten Wache an den Bettvorhängen. Niemand stellte unangenehme Fragen.«
    Portia strich Feuerstein an Zunder und entzündete die Kerzen auf dem zweiarmigen Leuchter, den Anthony beim Schachspiel benutzt hatte. Olivia trat ins Dunkel, als Portia den Leuchter hob.
    »Was ist, Olivia?« Portias Blick wurde schärfer.
    »Gestern sprach ich dem Wein reichlich zu.« Olivia lachte kurz auf und wandte ihr Gesicht vom Licht ab.
    »Das ist alles?« Portia stellte den Leuchter auf den Kaminsims. Ihre grünen Augen waren unangenehm durchdringend.
    Olivia drehte sich zum Bett um und zog die Vorhänge zurück. Die weiche weiße Einsamkeit, die ihr das tiefe Federbett bot, war das Einzige, was sie ersehnte. Größer, tiefer, tröstlicher als jede Leidenschaft.
    »Es hat keine Zukunft, Portia.«
    »Ach so.« Portia verstand. »Nein«, sagte sie. »Wie auch? Lord Granvilles Tochter und ein Pirat im Behagen häuslicher Umgebung? Unmöglich. Deshalb macht sich Phoebe so große Sorgen. Es geht nicht nur darum, dass dein Pirat sich auf anrüchige Weise sein Geld verdient. Sie möchte nicht, dass dir wehgetan wird … Ich natürlich auch nicht … aber ich sehe eher ein, dass du deine Entscheidung allein treffen musst.« Sie legte den Arm um Olivias Schulter.
    »Du verstehst es«, sagte Olivia leise.
    »Wie auch nicht?« Portia drückte ihre Schulter.
    Sollte sie Portia etwas vom Wrack und dem Wrackraum sagen?
Nein, das konnte sie nicht. Es war zu beschämend. Dass sie zugelassen hatte, sich in Sehnsucht nach einem solchen Mann zu verzehren, verstand sie absolut nicht … nach einem Mann, der zu so etwas fähig war.
    »Wirst du ihn wiedersehen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Portia sah sie schweigend und voller Sorge an. »Vielleicht wäre es besser, ein Ende zu machen«, schlug sie vor.
    »Ja.«
    Portia wartete, dass sie fortfahre, doch als Olivia nichts mehr sagte, meinte sie: »Ich überlasse dich jetzt deinem Bett, das du dringend nötig hast.« Sie gab ihr einen Kuss und ging zur Tür. »Ach übrigens, Lord Channing kam zu Besuch. In safrangelber Seide.« Sie zog spöttisch eine Braue hoch. »Mit goldener Feder

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