Die Braut des Playboy-Scheichs
Mein Vater lebt heute in einem Haus am Meer, wo er rund um die Uhr von Pflegerinnen betreut wird. Leider kann ich ihn nicht so oft besuchen, wie ich es möchte, weil meine Anwesenheit ihn meist sehr aufregt.“ In lichten Momenten erkannte sein Vater ihn manchmal, aber das machte alles nur noch schwerer.
Eva schämte sich, umso mehr, weil sie spürte, dass ihre unbedachte Bemerkung auch den König getroffen hatte. „Ich bitte um Entschuldigung. Das hätte ich auf keinen Fall sagen dürfen. Das Schicksal deines Vaters geht mir sehr nahe, Karim. Es tut mir ehrlich leid.“
Er nickte. „Entschuldigung angenommen.“
Hatte er das nur aus Höflichkeit gesagt? Eva fühlte sich jetzt noch mehr als Außenseiterin.
„Großvater, ich würde dich gern nach Azharim begleiten, wenn dein Angebot noch gilt“, erklärte sie spontan.
Forschend sah er sie an. „Natürlich.“
„Gut.“ Eva schob ihren Stuhl zurück und stand auf. „Dann gehe ich jetzt packen.“ Auf einmal konnte sie es kaum erwarten, Karims ernstem Blick zu entfliehen.
„Es kann doch jemand für dich packen“, gab ihr Großvater zu bedenken.
Eva schüttelte den Kopf. „Ich möchte mich betätigen“, sagte sie und verließ den Raum eilig, damit sie nicht noch vor den beiden in Tränen ausbrechen würde.
Am nächsten Morgen flogen sie frühzeitig, weil König Hassan noch andere Verpflichtungen hatte. Da Eva wusste, dass ihr Großvater Unpünktlichkeit hasste, hatte sie am Abend gepackt und war rechtzeitig fertig.
Karim hatte sich nicht einmal von ihr verabschiedet oder ihr einen guten Flug gewünscht!
Als sie gerade aufbrechen wollten, fiel Eva ein, dass sie ihren Waschbeutel in der Suite vergessen hatte.
Ihr Großvater warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu.
Sie rannte nach oben, aber weder im Bad noch in ihrem Zimmer fand sie die Tasche. Die Ankleidekammer fiel ihr ein.
Eigentlich war sie nur ein kleines Vorzimmer mit vielen Spiegeln, das ihre Suite mit Karims verband. Sie war nur selten in dem Raum gewesen, doch an diesem Morgen hatte sie dort eine elegante Hochfrisur ausprobiert, die sie in einer Modezeitschrift entdeckt hatte.
Hatte sie den Waschbeutel dort stehen lassen?
Eva eilte durchs Bad. Erst im Ankleidezimmer wurde ihr bewusst, dass sie nicht allein war. Karim stand dort – und bis auf ein schmales Handtuch um die Hüften war er nackt.
„Ich …“ Wie hypnotisiert betrachtete sie ihn. Er hatte einen fantastischen Körper! Verlangen durchflutete sie. „Ich habe … etwas hier vergessen und bin schon spät dran.“
Karim sah sie auf eine Weise an, die ihr Herz jagen ließ.
„Gute Reise“, sagte er leise.
„Dir auch.“ Hatte sie das wirklich gerade gesagt? Eva stöhnte auf, weil sie sich dumm vorkam.
„Bist du krank?“, fragte er besorgt und tat einen Schritt auf sie zu.
Am liebsten hätte sie sich ihm in die Arme geworfen, sie widerstand dem verrückten Wunsch aber. „Nein. Ich bin nur völlig …“ Sie blickte ihm in die Augen. „Auf Wiedersehen, Karim.“ Gesenkten Kopfes ging sie an ihm vorbei, nahm den Waschbeutel und eilte gehetzt davon.
Es gefiel Eva, ihre verwirrend stark verzweigte neue Familie zu treffen, als sie in Azharim ankam. Sich den Bemerkungen über ihre Eheschließung zu stellen, war hingegen weniger angenehm. Sie kam sich vor wie in einem Minenfeld, wo auf Schritt und Tritt etwas explodieren konnte. Ihrer Rolle vor den älteren Verwandten gerecht zu werden, die sie mit Fragen bombardierten, war eine sich ständig wiederholende Tortur – bis ihr Großvater den neugierigen Kreuzverhören endlich Einhalt gebot.
Doch nach den ersten beiden Tagen wurde Eva die Zeit lang. Und – so verrückt das war – sie vermisste Karim! Sie fühlte sich rastlos und konnte sich auf nichts konzentrieren.
Ich wollte ja herkommen!
Und er hat nicht versucht, mich davon abzuhalten!
Schließlich bot sich ihr in Form ihrer vernachlässigten Doktorarbeit eine willkommene Ablenkungsmöglichkeit. Statt herumzusitzen und Trübsal zu blasen, beschloss Eva, sich an ihre fast vollendete Dissertation zu machen.
Noch nie hatte sie sich begeisterter mit langweiligen Statistiken auseinandergesetzt, und obwohl sie anfangs geglaubt hatte, sich nicht richtig konzentrieren zu können, schaffte sie es, die Arbeit abzuschließen.
Eva war dabei, einigen Formulierungen den letzten Schliff zu geben, als Karim sie wissen ließ, mit Billigung der Ärzte dürfe er mit Amira nun nach Hause fliegen.
Er hoffe, seine Ehefrau bald
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