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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Männer Paen auf das Felllager legten, das ihnen als Schlafstatt diente, bis das neue Bett fertig war. Avelyn schaffte es nicht, Diamanda in die Augen zu sehen, denn im Geiste sah sie noch immer deren Blondschopf hinter der Brüstung verschwinden.
    „Hier, Mylady.“ Runilda reichte ihr den kleinen Beutel mit den Heilutensilien, darunter Nadel und Faden, wie man ihr zu verstehen gab.
    „Danke“, murmelte Avelyn und kniete sich neben ihren Gemahl.
    Paen war weiterhin totenbleich und besinnungslos, und die Platzwunde auf der Stirn blutete nach wie vor. Verändert hatte sich allein die Beule, deren Ausmaß sich fast verdoppelt hatte. Paen musste hart aufgeschlagen sein.
    Avelyn fand Nadel und Faden, wofür sie den gesamten Inhalt des Beutels auf die Felle hatte schütten müssen. Sie versuchte, den Faden durchs Nadelöhr zu führen, doch ihre Finger zitterten so stark, dass es ihr nicht gelingen wollte.
    „Meine Kammerfrau ist Heilerin“, sagte Lady Helen sanft, als Avelyn auch beim dritten Mal keinen Erfolg hatte. „Vielleicht sollte ich nach ihr schicken.“
    Resigniert ließ Avelyn die Schultern hängen und nickte. Danach saß sie schweigend da und wartete auf die Frau. Ihre Gedanken überschlugen sich. Bislang hatte sie sich dafür gescholten, dass sie als Gemahlin immer wieder versagte - doch in diesem Moment schalt sie sich nicht. Sie war nicht nutzlos, sondern erwies sich als gutes Eheweib. Ihre Hände bebten nur, weil ihr die Sache so zu Herzen ging und sie sich um Paens Wohl sorgte. Das war kein Versagen, wie es ebenso wenig von Versagen kündete, Hilfe anzunehmen, wenn man sie brauchte.
    Endlich ging die Tür auf, und Lady Helens Kammerfrau Joan trat ein. Zunächst verspürte Avelyn Erleichterung. Joan war eine große, hagere, schweigsame Frau, die sich meist unscheinbar im Hintergrund hielt. Als sie nun hereinkam, um sich um Paen zu kümmern, strahlte sie jedoch eine stille Zuversicht aus, die jedermann beschied, dass sie schon wisse, was zu tun sei.
    Gerne wollte Avelyn die Last der Verantwortung für ihren Gemahl dieser Frau übereignen - bis diese ihre Untersuchung beendet hatte. Aber als das geschehen war, richtete sie sich auf und verkündete: „Ich brauche meine Blutegel.“
    „Was?“, entfuhr es Avelyn. Entsetzt starrte sie Joan an. Ihre Mutter hatte ihr alles über die Pflege und Behandlung Kranker beigebracht. Sie hielt nichts von der Praktik, Egel zum Schröpfen zu verwenden. Sie sagte, es sei widersinnig, einen Körper zu schröpfen, der bereits blute.
    „Nay.“ Avelyn, die auf dem Boden gesessen hatte, kam auf die Knie. „Keine Egel.“
    „Er muss geschröpft werden“, beharrte Joan. „Wir müssen ihm die schädlichen Säfte entziehen. Ich bin gleich zurück.“
    „Nay, du wirst nichts dergleichen tun“, erwiderte Avelyn scharf. „Denn du wirst dich nicht um ihn kümmern.“
    Sie schaute zu den Männern auf, die noch immer die Liegestatt umstanden. „Sorgt dafür, dass diese Frau die Kammer nicht wieder betritt.“
    „Avelyn, mein Kind“, sagte Lady Helen beschwichtigend. „So beruhigt Euch doch. Joan weiß, was sie tut. Ihre Mutter war die beste Heilerin, die ich kenne, und sie hat Joan alles beigebracht, was sie wusste.“
    Avelyn funkelte sie an. „Nun, meine Mutter ist die beste Heilerin, die ich kenne, und sie hat den Gebrauch von Blutegeln stets für töricht gehalten. Ich werde mich selbst um Paen kümmern.“
    „Wie Ihr wünscht“, entgegnete Lady Helen steif und schob Joan vor sich her aus dem Gemach.
    Kurz bereute Avelyn, dass sie Diamandas Tante so vor den Kopf gestoßen hatte, obgleich diese nur hatte helfen wollen. Aber die Reue währte nicht lange. Avelyn hatte Wichtigeres zu tun. Sie atmete tief durch, griff erneut nach Nadel und Faden und richtete ihre ganze Aufmerksamkeit darauf, den Faden durchs Öhr zu bekommen. Zu ihrer Erleichterung waren ihre Finger nun so ruhig, dass es ihr gelang. In ihrer Aufregung über Joans Blutegel schienen sich Angst und Wut Bahn gebrochen zu haben, wodurch sich, wie es aussah, auch die innere Anspannung verflüchtigt hatte, die ihre Hände vorhin hatte zittern lassen.
    Flink reinigte Avelyn die Wunde und beugte sich vor, um sie zu nähen. Die Verletzung war nicht groß, sodass dies mit drei Stichen erledigt war. Doch Avelyn nähte mit Sorgfalt, denn sie wollte, dass die Narbe, die bleiben würde, möglichst flach war. Sie liebte Paen, und keine noch so große Narbe würde das je ändern. Nay, sie führte die Arbeit allein um

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