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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Riesenkirsche glich. Sie setzte sich an die Tafel und schaute kurz zu ihren Cousins und ihrer Cousine hinüber, aber die drei blieben stumm und hielten den Blick starr auf ihr Mahl gerichtet. Wie es aussah, würden sie ihr tatsächlich nicht mehr zusetzen, was Avelyn beinahe ehrfürchtig stimmte. Sie fragte sich, wie Paen das wohl angestellt hatte. Keine der Drohungen und Prügelstrafen, die Warin und ihr Vater angebracht hatten, zeigten ein Ergebnis. Paen hingegen war es gelungen, die drei Rabauken zum Schweigen zu bringen, und das in den wenigen Augenblicken, ehe er ihr nachgeeilt war.
    Avelyn sah ihren Gemahl an, und ihre Augen leuchteten vor Dankbarkeit. Nicht, dass er es mitbekam, war er doch damit beschäftigt, ihren gemeinsamen Brotteller erneut zu füllen. Staunend sah sie zu, wie er einen wahren Berg an Essen aufhäufte.
    Gerade quälte sie sich mit dem Gedanken herum, dass ihr Umfang ihn wohl glauben ließ, sie lange zu wie ein Schwein, als ihre Eltern und Lady Gerville erschienen. Avelyn lächelte ihnen ein wenig unsicher zu, ehe sie wieder auf den Teller starrte. Paen schaufelte sich durch den Speisenberg, als gebe es kein Morgen - fast die Hälfte hatte er schon verputzt. Offenbar hatte ihn beim Füllen nicht Avelyns Leibesumfang angetrieben, sondern sein eigener Appetit. Sie musterte seine kräftige Gestalt mit neu erwachtem Respekt und wurde prompt dabei ertappt, als er innehielt und aufblickte.
    „Ihr esst ja gar nicht. Seid Ihr nicht hungrig?“
    Avelyn riss sich vom Anblick seiner Beine los und nickte heftig. „Doch, und wie. Ich bin halb verhungert, Mylord, denn ich habe seit vorgestern nichts mehr gegessen.“ „Kein Wunder, dass Ihr die Besinnung verloren habt“, sagte er kopfschüttelnd und winkte mehreren Bediensteten, die sofort zu ihnen traten. Sogleich hatten sie einen neuen Berg aus Köstlichkeiten auf dem Teller.
    „Esst“, befahl er, als die Diener sich zurückgezogen hatten, und hielt ihr ein Stück Käse an die Lippen. Die romantische Geste stimmte sie sowohl verlegen als auch glücklich - eine Mischung, die sich seltsam anfühlte. Sie öffnete den Mund, um abzubeißen, und erstickte fast, als er ihr gleich das ganze Stück hineinschob. Kaum hatte sie es bewältigt und geschluckt, hielt er ihr Nachschub hin. Avelyn ging auf, dass es keineswegs als romantische Geste gemeint war. Paen fütterte sie, als fürchte er, sie könne sonst nicht genug erhalten. Er musste entweder blind oder ein Tor sein, denn jeder andere musste bei ihrem Anblick denken, sie esse viel zu viel. Was sie keineswegs tat. Oft ließ sie gar Mahlzeiten ausfallen - nur änderte das nichts an ihrer Figur.
    Paen mästete sie, bis sie schließlich lachend einwandte, sie bekomme nichts mehr hinunter. Er grinste, als er ihr helles Lachen hörte, legte den Bissen wieder auf den Teller und nickte.
    „Ihr habt gut gegessen“, sagte er, als lobe er ein Kind. Amüsiert schüttelte Avelyn den Kopf. Als jemand sie am Arm berührte, wandte sie sich um und sah ihre Mutter und Lady Gerville. Bei ihnen waren Runilda, Gunnora und Sely, Lady Gervilles Kammerfrau.
    „Es ist Zeit für das Brautbett.“
    Vorbei war es mit Avelyns Heiterkeit. Die Ankündigung ihrer Mutter ließ sie schlucken. So sehr war sie mit anderen Sorgen beschäftigt gewesen, dass sie diesen Teil der Hochzeit ganz vergessen hatte. Sie spürte sich erröten und vermied es, Paen anzuschauen, während sie sich widerwillig erhob und die Treppe hinaufführen ließ.
    Avelyn erlebte die Vorbereitungen wie durch einen Nebel und fühlte sich wie jemand, der seiner Hinrichtung entgegensieht - wohl wissend, dass die Sache bevorstand und unangenehm werden würde, aber unfähig, sie zu verhindern. Alle würden sie nackt sehen. Das war für Avelyn das Furchtbarste überhaupt, und sie war wie gelähmt von der Vorstellung, dass es passieren würde und sie nichts dagegen unternehmen konnte.
    „Geht es dir gut, mein Spatz?“, drang die besorgte Stimme ihrer Mutter durch ihre Betäubung. Da sie wusste, dass sie keinen Ton herausbringen würde, beschränkte sie sich auf ein Nicken und glitt unter die Bettüberwürfe, die ihre Mutter just lüpfte. Kaum hatte sie sich zurechtgerückt, als sie Männerstimmen und Gelächter auf dem Gang vor der Tür vernahm. Die Geräusche wurden lauter, und sie zog sich unwillkürlich die Decken hoch bis zum Kinn. Die Tür flog auf, und eine Horde grölender Kerle stampfte in die Kammer. Paen steckte mittendrin. Er war bereits so gut wie

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