Die Braut des Ritters
nicht peinlich?“ Angewidert musterte Paen die drei Früchtchen. „Ich werde ihr sagen, dass sie für die Narretei ihrer Cousins und ihrer Cousine nichts kann.“
Zu Paens Verwunderung grinste Warin. „Ich denke, Ihr werdet Ihr guttun, Mylord“, sagte er.
Verblüfft starrte Paen ihn an, stieg kopfschüttelnd über die Bank und schritt zur Treppe. Er würde zu ihr gehen, ganz gleich, was ihr Bruder dachte. Sie war seine Braut. Es war seine Pflicht, sie zu trösten; und, bei Gott, trösten würde er sie.
„Mein armer, armer Schatz“, sagte Lady Straughton sanft, während sie Avelyn, die ins frische Laken ihres Betts weinte, zärtlich den Rücken rieb.
„Ich bin ja so ein Schaf“, heulte Avelyn ins Leinen. „Nay, du bist klug und wundervoll, und du hast dich großartig gehalten bei der Hochzeit.“
Avelyn hob den Kopf. „Ich bin in Ohnmacht gefallen! “ Gunnora und Runilda huschten ins Gemach. Als Avelyn ihre mitleidigen Mienen sah, ließ sie den Kopf wieder sinken.
„Aye, wohl wahr.“ Seufzend erhob sich ihre Mutter. Ihr Gewand raschelte, als sie die Kammer durchquerte. „Komm, wir müssen dich umkleiden und zurück zum Fest.“
„Umkleiden!“ Ruckartig richtete Avelyn sich auf, und das Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben. „Ich kann nicht zum Fest zurück, Mutter! Ich habe mich gerade bis auf die Knochen blamiert!“ Sie stöhnte, als sie die furchtbare Tortur im Geiste noch einmal durchlebte. „Du liebe Güte, ich werde sterben vor Scham.“
„Nicht doch.“ Ihre Mutter hob das vormals ver-schmähte rote Kleid auf und schüttelte es aus. „Das fühlt sich nur so an. Dies ist einer jener unglückseligen Augenblicke, von denen das Leben noch so einige für dich bereithalten wird. Du kannst nichts tun, außer ihn stolz und hoch erhobenen Hauptes zu ertragen.“ Entschlossenen Schritts kehrte sie zum Bett zurück. Die beiden Kammerfrauen folgten ihr, um Avelyn notfalls mit Gewalt ins Kleid zu stopfen. Am Fußende des Betts blieben sie stehen und schauten Avelyn unbeirrt an. „Dies ist dein Brautfest“, sagte ihre Mutter. „Deine Jubelfeier. Du wirst nur diese eine haben ... so Gott will und dein Gemahl nicht von uns geht. Und du wirst daran teilnehmen.“
Avelyn starrte auf das rote Kleid in den Händen ihrer Mutter und überlegte, ob sie sich weigern sollte, sah aber davon ab. Früher oder später würde sie den Leuten ja doch gegenübertreten müssen. Daher war es wohl das Beste, es sofort hinter sich zu bringen. Stockend stieß sie den Atem aus und stand auf, um sich aus den Überresten ihres Gewands zu pellen.
In diesem Moment stürmte ihr Vater in die Kammer.
„Vater!“, rief Avelyn entsetzt, kreuzte die Arme vor ihrem dünnen Unterkleid und sprang hinter ihrer Mutter und den Kammerfrauen in Deckung.
„Geht es ihr gut?“, verlangte ihr Vater zu wissen.
„Vater!“, rief Avelyn erneut und reckte den Kopf gerade so weit, dass sie ihn über Runildas Schulter hinweg vorwurfsvoll anblicken konnte.
„Sag nicht immerzu ,Vater“ zu mir, schließlich bin ich dein Vater!“, polterte er und stutzte, als ihm aufging, was er da gerade gesagt hatte. Seufzend schüttelte er den Kopf. Als er Tränenspuren auf dem Teil ihres Gesichts erspähte, der für ihn sichtbar war, wurde sein Blick weich. Er umrundete die Frauenbastion und fasste Avelyn an den Oberarmen, wobei er ihre schamroten Wangen geflissentlich übersah. „Du hast hinreißend ausgesehen, Avelyn. Aber nun, da du nicht länger wie ein Kapaun verschnürt bist, siehst du noch viel hinreißender aus.“ „Ach, Papa.“ Avelyn biss sich auf die Lippe und sank schniefend an seine Brust.
„Na, na. Ist ja nicht das Ende der Welt.“ Unbeholfen tätschelte er ihr den Rücken.
Avelyn schmiegte sich an ihn und fühlte sich so umhegt und geborgen wie früher in Kindestagen. „Wieso nur kann ich nicht... anmutiger sein?“, klagte sie. „Niemandem außer mir würde vor aller Welt das Kleid platzen.“ „Nun, das ist wohl meine Schuld.“ Ihr Vater seufzte und drückte sie ein wenig fester an sich. „Aye, das hast du von mir. “
„Von Euch?“ Avelyn rückte von ihm ab, um ihn anzusehen.
„Mm-hmm.“ Er nickte. „Siehst du diese Narbe?“ Avelyn betrachtete die Narbe neben seinem rechten Auge, auf die er wies. Die hatte er, solange sie denken konnte. „Die habt Ihr aus der Schlacht von Belville.“
Er blickte verdrossen drein. „Aye, aus der Schlacht von Belville. Aber wie genau ich an die Narbe gekommen bin, habe
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