Die Braut des Ritters
mit einem Ausdruck betrachtete, der Mitleid gefährlich nahe kam. „Esst“, knurrte er.
Sie zauderte, und Paen wollte die Weisung gerade wiederholen, als eine Magd herbeieilte und einen Becher Met vor ihm abstellte.
Froh, sich einer Aufgabe gegenüberzusehen, die er würde bewältigen können, klemmte er sich den Becher vorsichtig zwischen die verbundenen Hände und hob ihn an die Lippen. Erleichtert merkte er, dass Avelyn sich endlich von ihm abgewandt hatte. Paen senkte den Becher ein wenig und musterte sie verstohlen. Sie steckte sich gerade ein Stück Käse in den Mund, und mit plötzlich trockener Kehle sah er sie einen Bissen nehmen und bedächtig kauen. Das rief eine andere Art von Hunger wach, die er nicht zu stillen vermochte - und er bemerkte, wie sich aus lauter Verzweiflung alles in ihm zusammenzog. Er konnte nicht essen, er konnte sich nicht anziehen, ja er konnte noch nicht einmal seiner Frau beiwohnen. Das Eheleben erwies sich nicht gerade als Segen für ihn. Genauer gesagt ähnelte es eher der Hölle. Wenn erst einmal mein neuer Knappe bei mir ist, werden die Dinge sich zum Besseren wenden, sagte er sich, während er beobachtete, wie Avelyn zu einem weiteren Stück Käse griff. Der Junge würde ihm beim Ankleiden und Essen behilflich sein. Seiner Gemahlin konnte er damit zwar noch immer nicht beiwohnen, aber ...
Paen wurde jäh aus seinen Gedanken gerissen, als besagte Gemahlin sich mit ihrer zierlichen rosafarbenen Zunge über die Lippen fuhr, um die letzten Krümel fortzulecken. Er schluckte mühsam und meinte regelrecht zu spüren, wie sie mit der Zunge über seine Lippen fuhr ... und über weiter unten angesiedelte Bereiche seines Leibes, die nicht versengt waren und sich nicht um seine blessierten Hände scherten.
Er wurde unsanft in die Wirklichkeit zurückgeholt, als ihm der Becher aus den Händen glitt, auf dem Tisch aufschlug und seinen kalten Inhalt über Paens Brust und Schoß ergoss. Mit einem Schrei sprang er auf und starrte an seiner besudelten Kleidung hinab. Seine Gemahlin schaute zu ihm auf, und Paen nahm wahr, wie Schamesröte seine Wangen färbte.
Avelyn wollte gerade etwas sagen, als jemand hinter Paen ihr zuvorkam. „Alles in Ordnung, mein Junge?“
Langsam wandte er sich um. Seine Schultern sackten nach vom, als er seine Eltern sowie Lord und Lady Straughton durch die große Halle auf sich zuhasten sah. Sein peinliches Missgeschick hatte sich also vor Zeugen abgespielt.
Kurz schloss Paen die Augen, schlug sie aber sofort wieder auf und schüttelte den Kopf. „Avelyn und ich brechen in einer Stunde nach Hargrove auf, um meinen Knappen zu holen. Anschließend reiten wir weiter nach Gerville. Ihr könnt uns begleiten oder noch bleiben, ganz wie ihr wünscht“, teilte er seinen Eltern kurz mit.
Geflissentlich überhörte er das erschrockene Aufkeuchen der zu ihm Getretenen. Er erhob sich, machte auf dem Absatz kehrt und verließ mit langen Schritten den Wohnturm, um die Stallungen aufzusuchen und sein Pferd satteln zu lassen. Sein Pferd - der einzige unversehrte Besitz, der ihm nach nur einer Nacht des Ehelebens geblieben war. Paen hoffte, dass dies kein böses Omen war.
„Es tut mir so leid, mein Mädchen. Eigentlich hatten wir vor, nach der Hochzeit noch eine Weile zu bleiben, damit wir alle ein wenig vertrauter miteinander werden. Doch ich fürchte, dass Paen Lady Gerville seufzte. „Er hat nur die Kleider, die er am Leibe trägt, alles andere ist verbrannt. Und mit den verbundenen Händen kann er nicht alleine essen ... oder sich anziehen ... oder überhaupt irgendetwas tun. Sein neuer Knappe wird ihm sicher eine große Hilfe sein, und ... “
„Schon gut, Mylady“, unterbrach Avelyn sie sanft. „Ich verstehe das. Es bekümmert mich nicht.“
Sie blickte zu ihrer Mutter hinüber, die das Ganze sehr wohl bekümmerte. Margeria Straughton konnte nicht verhehlen, wie betrübt sie über den baldigen Aufbruch ihrer Tochter war. Zudem musste sie sich augenscheinlich auf die Zunge beißen, um nichts dazu zu sagen. Wahrscheinlich, dachte Avelyn, ist Lady Gerville nicht verborgen geblieben, wie betrübt meine Mutter ist, und deshalb entschuldigt sie sich so wortreich für den spontanen Entschluss ihres Sohns.
„Ich sollte besser nachsehen, ob alles gepackt und bereit ist“, sagte Avelyn gefasst. „Würdest du mich wohl begleiten, Mutter?“
„Aye, mein Liebling.“ Margeria Straughton nahm die Hand, die Avelyn ihr entgegenstreckte, und umklammerte sie beinahe
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