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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Vater erschien. Paen stöhnte auf, woraufhin sein Vater aufblickte.
    „Junge!“, rief er mit donnernder Stimme, während er den Blick von Lord und Lady Straughton zu seinem splitternackten Sohn wandern ließ. „Warum in drei Teufels Namen stehst du da mit blankem Hintern herum?“
    Seufzend sah Paen von einer Antwort ab und schüttelte nur stumm den Kopf, hielt jedoch in der Bewegung inne, als er die offene Tür neben sich sah. Es war die Tür zu Avelyns Kammer. Der Schaden war nicht so groß, wie Paen vergangene Nacht vermutet hatte. Überrascht stellte er fest, dass der Brand vorwiegend das Bett in Mitleidenschaft gezogen hatte. Als man ihn hinausgeführt hatte, war der Rauch immer noch so dicht gewesen, dass er nur hatte vermuten können, alles sei in Flammen aufgegangen. Aber er hatte sich getäuscht.
    Hoffnung keimte in ihm auf. Vielleicht war ja auch seine Truhe ohne schwerere Blessuren davongekommen. Abrupt wandte er sich um und betrat das Gemach. Die drei auf dem Gang, die ihm nachstarrten, hatte er schon vergessen - bis er hörte, wie sein Vater sich knurrig für ihn entschuldigte.
    Paen ignorierte es und umrundete das zerstörte Bett auf der Suche nach seiner Truhe. Als er die verkohlten Reste sah, starb seine Hoffnung einen jähen Tod. Der Deckel fehlte gänzlich; nur noch die geschwärzten Seitenteile und ein Häuflein Asche auf dem Boden waren übrig. Dort ist nichts mehr zu holen, dachte er. Also nahm er mit einem Seufzer die verrußten Kleider in Augenschein, die er letzte Nacht getragen hatte. In seiner Verzweiflung hatte er mit seiner Tunika und den Hosen auf die Flammen eingeschlagen. Nun lagen die Kleider zusammengeballt auf dem Boden.
    Paen schnitt eine Grimasse und stieß die zwei Bündel mit dem Fuß an. Beim Löschen letzte Nacht waren die Kleider von Wasser durchtränkt worden, inzwischen aber wieder trocken. Knochentrocken - und in der Form erstarrt, in der er sie hatte liegen lassen.
    „Grundgütiger, was du hier durchgemacht hast!“ Paen schaute sich nach seinem Vater um, der in diesem Augenblick hereingekommen war. Kopfschüttelnd schloss Wimarc Gerville die Tür und lehnte sich schwer atmend dagegen. Als Paen schwieg, runzelte sein Vater die Stirn und trat in den Raum.
    „Natürlich, du brauchst etwas zum Anziehen. Daran hätte ich auch denken können. Erst als du in diesem Gemach hier verschwunden bist, ist mir aufgegangen, weshalb du als Nackedei umherwandelst.“
    „Ich habe etwas zum Anziehen“, erwiderte Paen und fügte nicht eben froh hinzu: „Allerdings benötige ich Hilfe beim Ankleiden.“
    „Nun, selbstredend helfe ich dir, Junge. Wo hast du denn ...?“ Er verstummte, als er Paens Blick zu den beiden harten Klumpen folgte. „Lieber Himmel, du willst doch nicht etwa das da tragen? Das sind ja nur noch Lumpen! “ Er bückte sich, um aufzuheben, was von Paens Tunika
    übrig war. Nur widerwillig löste sich der Stoff vom Boden. Dann hielt Wimarc Gerville etwas hoch, das steif wie ein Brett war. „Das kannst du unmöglich anziehen. Ich werde dir eine von meinen Tuniken holen und ... “
    „Eure Tuniken werden mir nicht passen, Vater.“
    Sein Vater, der fast bei der Tür war, drehte sich stirnrunzelnd um. Nun maß er Paen - und ließ die Schultern hängen. „Aye, du hast mich überflügelt. Wann ist aus dir bloß ein solcher Hüne geworden?“ Kurz blickte er finster drein, ehe er den Kopf schüttelte und mit dem spröden Fetzen in seiner Hand wedelte. „Aber das hier kannst du auch nicht tragen. Vielleicht kann Warin ... “
    „Ich werde gewiss nicht um Kleidung betteln. Meine eigene wird genügen, bis wir zu Hause sind“, beharrte Paen grimmig. „Schüttelt die Tunika einfach aus, seid so gut. Durchs Tragen wird sie schon wieder weich werden. “ Sein Vater öffnete den Mund, als wolle er etwas einwenden, gab schließlich aber nach. „Warins Kleider würden dir vermutlich auch nicht passen. Wahrlich, du überragst jeden Kerl hier um mindestens eine Spanne.“
    Es brauchte mehr als ein wenig Schütteln, um die beiden Kleidungsstücke wieder einigermaßen geschmeidig zu machen. Sein Vater musste den Stoff erst einmal hierhin und dorthin ziehen und kräftig ausschlagen, um ihn überhaupt wieder biegsam und somit tragbar zu machen - sofern man bei Kleidung, die verrußt und voller Löcher war, von „tragbar“ sprechen konnte. Doch so verräuchert und durchlöchert Tunika und Beinkleid auch waren, bedeckten sie alle wichtigen Körperteile. Paen entschied, dass

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