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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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schaden.“
    „Aye, wohl wahr, Männer sind schon rechte Narren, wenn es um ihren Stolz geht.“ Wieder seufzte Lady Gerville. „Dann bleibt Euch nur, den Dingen ihren Lauf zu lassen und dem Jungen in Zukunft zu beweisen, wie patent Ihr seid. Ich werde Euch helfen, indem ich Euch bei Euren Pflichten nicht noch einmal in die Quere komme“, versicherte sie reumütig. „Ich bin es einfach zu sehr gewohnt, mich um all diese Dinge zu kümmern. Sollte ich mich künftig vergessen, dann schimpft nur mit mir, und ich werde es sofort sein lassen.“
    Natürlich würde Avelyn nichts sagen, aber sie nickte ernst. Es genügte ihr zu wissen, dass ihre Schwiegermutter ihr nicht willkürlich den Platz in Paens Leben streitig machte. Ihr lag nichts daran, mit der älteren Frau zu hadern, nur weil diese sich so benahm, wie eine Mutter es ihrem Sohn gegenüber eben tat.
    „Ich weiß, Ihr schämt Euch, weil alle Euch unbedeckt gesehen haben, aber wenn Ihr Euch erholt habt, dann leistet uns doch am Feuer Gesellschaft. Das Nachtmahl wird bald fertig sein.“ Lady Gerville tätschelte ihr liebevoll die Schulter und trat aus dem Zelt.

8. Kapitel
    Avelyn hatte gerade so viel Mut zusammengekratzt, dass sie bereit war, sich für das Nachtmahl zu den anderen ans Feuer zu gesellen, als sich vor dem Zelt jemand räusperte.
    „Avelyn?“
    „Aye?“ Überrascht sah sie auf, als die Zeltklappe zurückgeschlagen wurde und Diamanda zaghaft hindurchlugte.
    „Darf ich hereinkommen?“, fragte die Jüngere.
    „Natürlich.“ Avelyn lächelte ihr einladend entgegen und betrachtete neugierig das Bratenfleisch, welches das Mädchen auf einem „Teller“ aus Blättern trug.
    „Die Männer haben ein paar Kaninchen mit der Schlinge gefangen und gebraten“, erklärte Diamanda. „Als Ihr nicht erschienen seid, habe ich angenommen, dass Ihr aufgrund des Spektakels vorhin zu verlegen seid. Also dachte ich mir, ich bringe Euch etwas. Tante Helen hat mir dies hier für Euch gegeben.“
    Diamanda reichte ihr das Fleisch. Avelyn betrachtete es kurz, ehe sie dem Mädchen ins Gesicht sah. Diamandas Wangen waren vor Betretenheit tiefrot, und Avelyn wusste, dass auch ihr eigenes Gesicht nach der hastig ausgestoßenen Rede des Mädchens glühte. So sehr hatte sie sich der Blicke der Männer geschämt, dass sie keinen Gedanken daran verschwendet hatte, wie Diamanda und die Kammerfrauen die Sache aufgenommen hatten. Die Schmach drohte Avelyn zu verzehren, als sie sich nun den demütigenden Anblick vor Augen hielt, den sie geboten haben musste.
    Sie erkannte, dass sie unhöflich war, rang sich ein Lächeln ab und nahm das Mahl entgegen. „Danke, Diamanda, das ist sehr aufmerksam von Euch.“
    Diamanda strahlte sie an. „Wisst Ihr, ich wäre gestorben, wenn man mich vor aller Augen splitterfasernackt durchs Lager getragen hätte, auch wenn ich nicht annähernd so füllig bin wie Ihr.“ Sie lächelte aufmunternd. „Ich weiß, dass Eure Cousins und Eure Cousine deshalb gemein zu Euch waren, aber auf Gerville werdet Ihr glücklich sein. Paen sowie Lord und Lady Gerville werden sich nie über Euer Aussehen lustig machen. Die Gervilles sind ganz wunderbare Menschen und nehmen jeden so, wie er ist, ganz gleich, ob dick oder hässlich.“ Diamanda blinzelte, als ihr aufging, was sie da gesagt hatte, und fügte rasch an: „Nicht, dass Ihr etwa hässlich wärt. Ich meinte nur, auch wenn Ihr hässlich wärt... also, dann würden sie nicht..." Offenbar bestürzt und zerknirscht darüber, dass sie ihre eigentlich tröstend gemeinte Rede derart vermasselt hatte, schnalzte Diamanda mit der Zunge und hob hastig die Zeltklappe. „Ich sollte wohl zum Feuer zurück, ehe Lady Gerville sich fragt, wo ich bleibe.“
    Sie war fort, bevor Avelyn etwas sagen konnte, wobei sie nicht sicher war, was sie hätte sagen sollen. Ein Teil von ihr hatte das Gefühl, dass sie sich ein weiteres Mal für die Artigkeit des Mädchens hätte bedanken sollen. Doch Diamandas Versuch, sie zu ermutigen, hatte nur dazu geführt, das Avelyn sich nun noch furchtbarer fühlte.
    Sie seufzte ergeben, ließ sich wieder auf dem Lager aus Fellen nieder und betrachtete das Fleisch, das Diamanda ihr dagelassen hatte. Es war ein ganzer Schlegel, der verführerisch duftete. Aber Avelyn war nicht hungrig, war es schon vor Diamandas Besuch nicht gewesen. Nachdem ihr Magen auf dem Pferderücken ordentlich durchgeschüttelt worden war, war Nahrung das Letzte, woran sie denken mochte. Sie wusste, dass sie etwas essen

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