Die Braut des Ritters
sich besser, als ich zu hoffen gewagt habe“, bemerkte Wimarc Gerville. Er und Paen hatten die Pferde versorgt und waren nun auf dem Weg zum Wohnturm. „Ich habe versucht, ihr auszureden, mit hierherzukommen.“
„Tatsächlich?“, fragte Paen.
„Aye. Ich wollte nicht, dass sie ihr Heim aus Kindestagen in diesem Zustand sieht, aber deine Mutter ist eine höchst starrköpfige Frau. Sie hat sich durch nichts davon abbringen lassen. Unbedingt wollte sie sehen, wie ihr euch hier einrichtet.“ Er verzog das Gesicht. „Und nun, fürchte ich, wird sie darauf bestehen zu bleiben, bis alles wieder im Lot ist. Oder aber sie beharrt darauf, dass ihr nicht hier leben könnt, ehe die Burg nicht auf Vordermann gebracht ist.“
Fast hätte Paen ob dieser Aussicht aufgestöhnt. Die vergangene Woche damit zuzubringen, ständig hin- und herzureiten, war anstrengend gewesen. Die Mauern von Rumsfeld hatten repariert werden müssen, damit Avelyn hinter ihnen sicher war. Keineswegs jedoch hatte Paen über Nacht bleiben wollen. Das Ehebett hatte ihn allabendlich nach Hause gelockt, nur um jeden Abend festzustellen, dass er zu erledigt war, um dessen Freuden zu genießen.
Er schaute auf seine Hände und ballte sie zu Fäusten. Seine Mutter hatte heute Morgen die Verbände abgenommen. Wenn er die Hände schloss, spannte die Haut, aber alles in allem war er zufrieden mit ihrem Zustand. Sie waren ein wenig empfindlich und bislang nicht völlig verheilt, aber es würde gehen. Er konnte es kaum erwarten, Avelyn mit ihnen zu verführen. Noch in dieser Nacht würde er es tun. Er hatte die Strecke heute nur einmal zurückgelegt, und so war Paen zuversichtlich, dass die Müdigkeit, die ihm während der letzten Woche zugesetzt hatte, ihn diesmal nicht davon abhalten werde, in den Genuss seiner liebreizenden, sanften Gemahlin zu kommen.
„Was zum Teufel...?“
Der verdutzte Ausruf seines Vaters ließ Paen zum Wohnturm blicken. Beide Männer waren abrupt stehen geblieben und beobachteten die Rangelei auf der Außentreppe. Paens liebreizende, sanfte Gemahlin, deren Kammerfrau und seine für gewöhnlich so würdevolle Mutter schrien und kreischten und trieben eine nicht eben kleine Sau vor sich her aus der Halle. Die drei Frauen standen hinter dem kolossalen, zweifellos trächtigen Tier, stemmten sich gegen dessen nicht minder kolossale Hinterbacken und mühten sich, es schiebend und schubsend zum Portal hinauszukomplimentieren.
Auch Diamanda und ihre Tante waren zugegen. Da am Hinterteil des Schweins kein Platz mehr war, hielt Lady Helen gebührend Abstand und schaute unsicher drein. Diamanda hingegen hüpfte auf und ab. „Husch, husch! “, rief sie aus voller Kehle, so als müsse sie nur laut genug schreien, damit die Sau sie verstehe.
Paen atmete tief durch und setzte sich wieder in Bewegung. „Wir sollten wohl besser eingreifen, ehe sie gebissen werden. Wissen sie denn nicht, dass Schweine Zähne haben?“
Sein Vater folgte ihm. „Die Frage lautet vielmehr, ob das Schwein denn nicht weiß, dass deine Mutter Zähne hat.“
Die beiden erreichten die Frauen, ehe diese die Sau zu sehr gereizt hatten. In aller Ruhe lockte Paen das Tier mit einem Apfel die Stufen hinab, während sein Vater die aufgeregte Frauenschar in die Halle führte. Als Paen zurückkam, standen sie bei der Tafel. „Sie können hier unmöglich bleiben, Wimarc“, beharrte seine Mutter, was sein Vater mit einer verdrießlichen Geste fortwischte.
„Es wird schon gehen, Mylady“, entgegnete Avelyn.
Lady Helen schüttelte den Kopf und pflichtete Lady Gerville bei.
„Eure Gemahlin hat recht, Mylord“, sagte sie. „Avelyn ist eine wohlbehütet aufgewachsene Dame, eine Edelfrau. Ihr könnt von dem Kind nicht erwarten, in diesem Trümmerhaufen zu leben.“
„Wir bleiben“, verkündete Paen entschieden, als er zu ihnen trat.
Seine Mutter sah ihn missfällig an, doch Paen war -seiner Hilflosigkeit in den letzten beiden Wochen zum Trotz - kein Kind mehr. Er war nicht bereit, klein beizugeben. „Wir werden diesen Ort im Nu gerichtet haben, nun da Avelyn hier ist und das Gesinde anweisen kann. Sie kann sich dem Innern des Wohnturms widmen, während ich mich um den Außenbereich kümmere. Wenn Ihr uns das nächste Mal besucht, wird alles wiederhergestellt sein.“
„Ich sehe es genauso wie der Junge, Christina“, sagte Lord Gerville. „Dies ist nun ihr Zuhause, und die Instandsetzung wird viel schneller vonstattengehen, wenn sie hier leben und nicht erst jeden
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