Die Braut des Ritters
Tag von Gerville herkommen müssen.“
„Also gut“, lenkte Lady Gerville überraschend ein. „Aber dann bleibe auch ich, um zu helfen.“
„Christina“, sagte Lord Gerville tadelnd. „Wenn Ihr bleibt, nehmt Ihr nur alles selbst in die Hand, wie Ihr es zu Hause tut. Dies aber ist Avelyns Haushalt. Lasst sie nach ihrem Gutdünken walten.“
„Aber ...“ Lady Gerville ließ den Blick durch die verwüstete Halle schweifen. „Es gibt so viel zu tun, ehe es hier nur halbwegs wohnlich sein wird. Es ginge umso rascher, wenn sie Hilfe hätten.“
„Ich könnte doch helfen“, bot Diamanda an.
„Gute Idee“, erwiderte Paen. Als alle ihn anstarrten, fügte er an: „Sie kann mit anpacken und Avelyn zugleich Gesellschaft leisten. Mit Eurer Erlaubnis natürlich, Mylady“, wandte er sich an Lady Helen. Diamandas Tante schürzte die Lippen und nickte.
„Gewiss können wir bleiben. Das wird Diamanda nur guttun. Wenn dies hier erst einmal bewältigt ist, wird sie jede Schwierigkeit meistern, auf die ein Edelfräulein nur stoßen kann“, sagte sie trocken.
„Aber ... “, setzte Lady Gerville erneut an, aber Avelyn kam ihr zuvor.
„Oh, aber das ist wirklich nicht nötig“, meinte sie.
Paens Vater erstickte jeden Widerspruch im Keim. „Das scheint mir eine hervorragende Lösung zu sein. Wir werden Euch schicken, was Ihr aus Gerville braucht, und in einer Woche holen wir Euch wieder ab. Solltet Ihr Eure Meinung vorher ändern, Mylady, so könnt Ihr selbstverständlich jederzeit nach Gerville zurückkehren. In diesem Fall wird Paen Euch eine Eskorte zur Seite stellen.“ Als Lady Helen und Diamanda zustimmend nickten, klatschte er in die Hände. „Gut, gut. Tja, dann werden wir uns jetzt auf den Heimweg begeben, damit ihr mit euren Bediensteten die anstehenden Aufgaben durchgehen könnt. Wir haben einen langen Ritt vor uns.“
„Aber Wimarc, wir sind gerade erst eingetroffen“, wandte Lady Gerville ein.
„Ich habe Euch doch gesagt, dass ich nicht lange zu bleiben plane und Ihr Euch gar nicht hättet herbemühen sollen“, erklärte er. „Ich wollte mich nur vergewissern, dass der letzte Mauerabschnitt heute Morgen wie befohlen fertig geworden ist. Das ist er nun ja, wie ich mich überzeugen konnte. Und nun steht dem nichts mehr im Weg, dass Avelyn und Paen hier einziehen können.“
„Aye, aber ...“
„Ich habe Sely etwas zu essen einpacken lassen. Wir können unterwegs rasten“, fuhr er fort. „Brechen wir also auf, damit die Kinder sich ans Werk machen können. Sie werden vor dem Dunkelwerden noch einiges erledigen wollen, damit sie es bis zum Zubettgehen behaglich haben.“
Paen hielt den Atem an, überzeugt, seine Mutter werde Widerworte geben. Sie seufzte aber nur und schickte sich drein.
„Gut denn!“ Lord Gerville tätschelte ihr den Arm. „Dann überlasse ich es Euch, die Damen zu fragen, was wir ihnen von Gerville bringen lassen sollen. Verabschiedet Euch auch gleich. Derweil werde ich noch kurz mit Paen sprechen.“
Er stiefelte hinaus, und Paen folgte ihm. Sein Vater riet ihm dies und jenes und wies ihn auf Dinge hin, die dringend in Angriff genommen werden mussten. Während Lady Gerville die Leitung des Haushalts widerspruchslos in Avelyns Hände legen sollte, dachte Lord Gerville offenbar anders, was seinen Sohn und dessen Schalten und Walten betraf. Aber das war Paen nur recht.
Das Wichtigste war dann schließlich gesagt, als die Frauen aus dem Wohnturm traten. Paen hatte keine Ahnung, was sie besprochen haben mochten. Seine Mutter, da war er gewiss, hatte von Lady Helen und Diamanda eine lange Liste an gewünschten Habseligkeiten erhalten, und er bezweifelte stark, dass sie es sich gänzlich hatte verkneifen können, Avelyn die eine oder andere Empfehlung zu geben. So lange hatte sie Diamanda erzogen, dass es ihr einfach in Fleisch und Blut übergegangen war, junge Damen zu bemuttern. Was allerdings dazu geführt hatte, dass alle Frauen rote Augen hatten und verhalten schnieften, vermochte Paen beim besten Willen nicht zu sagen.
„Meine Damen“, sagte sein Vater und seufzte ungeduldig. „Man könnte meinen, uns trennten drei Tage statt nur ein halber. “
„In der Tat“, pflichtete Paen bei.
„Kommt, Liebste, sie sind ja nicht weit weg“, meinte Lord Gerville, als die Frauen sich am Fuße der Außentreppe verabschiedeten und dabei ein tränenreiches Tableau abgaben.
Widerwillig riss Lady Gerville sich los und drückte Paen an sich - so fest, dass er
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