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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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hochgehievt“, sagte Lady Helen. „Er hat Euch in die Halle gebracht und den Männern befohlen, das Zelt vor dem Wohnturm zu  errichten, damit Ihr Euch erholen könnt.“
    „Aye, Mylady“, warf Runilda lächelnd ein. „Euer Gemahl war so besorgt um Euch, dass er Euch die ganze Zeit im Arm gehalten hat, während das Zelt aufgebaut wurde.“
    Paen hatte also allen gezeigt, dass er ihr zugetan war. Ein Wonneschauer überkam Avelyn, doch da ergriff Diamanda wieder das Wort.
    „Nun, selbstredend hat er sie gehalten. Wo hätte er sie auch hinlegen sollen, bis das Zelt errichtet war und wir die Felle hineingebracht haben?“, meinte sie sachlich.
    „Wir sollten Avelyn jetzt ruhen lassen.“ Lady Helen blickte Diamanda ungehalten an, als das zaghafte Lächeln auf Avelyns Gesicht so schnell erlosch, wie es erschienen war. „Sehen wir nach, wie die Männer vorankommen.“ Sie erhob sich.
    „Die Männer?“, fragte Avelyn erneut.
    „Aye“, erwiderte Diamanda. „Paen hat einige von ihnen angewiesen, die Treppe und den Fußboden im oberen Stockwerk zu reparieren. Die übrigen sind dabei, die alten Binsen aus der Halle zu kehren, damit der Boden geschrubbt werden kann.“
    „Verstehe“, flüsterte Avelyn.
    „Keine Sorge“, sagte die Jüngere und stand ebenfalls auf. „Heute müsst Ihr ihnen nicht mehr gegenübertreten. Ruht Euch aus, erholt Euch - wir werden uns um alles kümmern.“
    „Weshalb sollte ich den Männern nicht gegenübertreten wollen?“, fragte Avelyn verblüfft.
    „Nun ...“ Der zierliche Blondschopf wirkte verlegen. „Ich dachte nur, es wäre Euch vielleicht zu peinlich nach ... nach dem, was vorgefallen ist.“
    „Nach dem, was vorgefallen ist?“ Avelyn spürte eine ungute Ahnung in sich aufsteigen. „Was meint Ihr damit?“
    „Dass Ihr Euch womöglich schämt, weil doch alle Euren ... weil alle gesehen haben ... “ Sie brach ab, als ginge ihr jetzt erst auf, dass Avelyn es tatsächlich nicht wusste.
    „Nun komm schon, lass sie in Frieden. Das muss sie nun wirklich nicht wissen.“ Lady Helen zupfte Diamanda am Ärmel, und das Mädchen folgte ihr hurtig aus dem Zelt.
    Avelyn wandte sich Runilda zu. „Was muss ich nun wirklich nicht wissen? Was haben alle gesehen?“
    Die Kammerfrau seufzte unglücklich, aber sie kannte ihre Herrin. Avelyn würde auf eine Antwort bestehen.
    „Da sich die Hinterseite Eures Rocks verfangen hatte, habt Ihr fast senkrecht dagehangen, Mylady“, erklärte Runilda unbehaglich, hielt sich eine Hand hinter den Rücken und veranschaulichte das Gesagte mit einer entsprechenden Geste.
    Entsetzen beschlich Avelyn. „War alles zu sehen?“ „Nay“, beteuerte die Kammerfrau hastig. „Der Rock hat sich seitlich unter Euren Armen verklemmt und dadurch ... nun ... also, er fiel Euch vorn bis kurz über die Knie. Na gut, vielleicht nicht gar so weit“, fügte sie an.
    „Und hinten?“, fragte Avelyn. Runildas Miene war Antwort genug. Wie an dem Tag, da Paen geglaubt hatte, sie sei ertrunken, hatten die Männer ihr Hinterteil auch heute wieder eingehend studieren können. „Mein Gemahl muss mich für die Peinlichkeit in Person halten.“
    „Oh, nay, Mylady.“ Runilda kniete neben ihr nieder und drückte ihr die Hand. „Wirklich, er ist kalkweiß geworden, als er sah, in welcher Gefahr Ihr schwebtet. Und er hat Euch nicht mehr losgelassen, als er Euch endlich in den Armen hielt. Eine Ewigkeit hat er Euch so festgehalten und einfach nur voller Sorge betrachtet. Ich denke, er hat Euch lieb gewonnen.“
    Das schien Avelyn eher unwahrscheinlich. Sie war nicht gerade die perfekte Gemahlin. Aus Paens Sicht dürfte sie vielmehr der reinste Albtraum sein. Doch sie war zu müde, um einmal mehr im Geiste aufzulisten, an welchen Blessuren und Unfällen sie schuld oder wenigstens beteiligt gewesen war. „Wo ist mein Gemahl jetzt?“, fragte sie.
    „Nachdem er sich vergewissert hatte, dass Ihr Euch erholen würdet, hat er die Männer an die Arbeit geschickt und ist ins Dorf geritten. Ich glaube, er sucht nach den Bediensteten.“
    Avelyn schnitt eine Grimasse. Paen sollte sich eigentlich um die Außenanlagen kümmern und sie sich ums Innere des Wohnturms. Erneut fiel sie ihm durch ihr Ungeschick zur Last. War ihr Gemahl dieses Mal auch nicht verletzt worden wie damals beim von ihr ausgelösten Brand, so hatte er sich zumindest die Aufgaben aufgebürdet, die eigentlich die ihren waren.
    Das würde sie nicht zulassen. Es war zu spät, ihn davon abzuhalten, im Dorf nach dem

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