Die Braut des Ritters
geschuftet. Der Hallenboden war von einem dicken Teppich aus frischen Binsen bedeckt. Im nur spärlich vom Kaminfeuer ausgeleuchteten Dunkel konnte Paen die Treppe nicht erkennen, doch er vermutete, dass sie ausgebessert und nunmehr sicher war.
Das war gewiss nicht die einzige Veränderung hier, aber es war spät, und er würde die übrigen morgen begutachten. Nun wollte er nur noch erfahren, wo seine Frau war. Er würde keine Ruhe finden, ehe er sah, dass es ihr wirklich besser ging. Erst jetzt fiel sein Blick auf das Zelt mitten in der Halle. So erledigt war er, dass er es zunächst gar nicht bemerkt hatte. Hierher war es also entschwunden; es war vom Hof in die große Halle gebracht worden. Das war zweifellos die Idee seiner Gemahlin gewesen - und dort drinnen würde er sie gewiss finden.
Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte das zwischen den schnarchenden Männern aufragende Zelt ihn laut auflachen lassen, doch dafür fehlte ihm die Kraft. Während er sich zwischen den Schlafenden hindurchschlängelte, schüttelte er den Kopf ob des Einfallsreichtums seiner Frau. Inmitten all des Gewusels hatte sie ihnen beiden tatsächlich einen abgeschiedenen Winkel geschaffen.
Dass keiner der Männer sich rührte, bewies, wie erschöpft sie waren. Des Morgens hatten sie Steine für die Ringmauer geschleppt, um den Nachmittag und vermutlich noch den frühen Abend damit zuzubringen, den Wohnturm zu reinigen und zu reparieren. Das hatte, wie Paen annahm, die meisten völlig entkräftet.
Er erreichte das Zelt, ohne über jemanden zu stolpern, und glitt lautlos hinein. Drinnen war es kohlrabenschwarz. Wie es um die Verletzungen seiner Frau stand, würde er kaum feststellen können. Behutsam bewegte er sich auf die rechte hintere Ecke zu, wo er das Lager aus Fellen vermutete. Dort war es auf der Reise von Gerville hierher jedenfalls stets gewesen. Plötzlich strauchelte er über etwas.
Paen geriet aus dem Gleichgewicht, fluchte verhalten und taumelte vorwärts. Als er mit dem Fuß gegen die Felle stieß, verlor er endgültig den Halt und ging ächzend zu Boden. Die Frauen hatten mit den Fellen ganz schön gegeizt, wollte ihm scheinen. Trotzdem sollte er wohl froh darüber sein, dass er wenigstens nicht auf seiner Gemahlin gelandet war und sie unter sich zerquetscht hatte. Knapp genug war es gewesen, wie er feststellte, als sie sich im Schlaf herumwälzte und sich an ihn kuschelte.
„Mylord?“
Die Stimme, die da die Finsternis durchdrang, ließ Paen erstarren.
„Runilda?“, fragte er. Das hörte sich doch nach der Kammerfrau seiner Gemahlin an? Und Runilda musste sich ungefähr an der Stelle befinden, wo er ins Straucheln geraten war.
„Aye, Mylord. Weshalb seid Ihr nicht oben bei Lady Avelyn?“
Wieder versteifte er sich und versuchte, das Dunkel zu durchdringen, um zu erkennen, wer da eigentlich neben ihm lag.
„Paen?“ Diamandas schlaftrunkene Stimme erklang dicht bei seinem Ohr. Er spürte, wie sie mit der Hand über sein Bein strich, als könne sie nicht glauben, dass er es wirklich sei.
„ Gütiger Himmel“, hörte er zu seiner Verblüffung auch noch Lady Helen aus einer Ecke flüstern. „Was geht hier vor?“
Fluchend sprang er auf und stolperte durchs Zelt zurück zum Ausgang, so aus der Fassung gebracht von seinem Patzer, dass er ganz ohne sich zu entschuldigen hinaus in die Sicherheit der großen Halle floh.
Auch diese querte er hastig, sprang über Leiber und bewegte sich viel zu schnell durch die Finsternis. Beinahe hätte er seine Frau über den Haufen gerannt, ehe er sie schattenhaft erkannte.
„Gemahl?“ Avelyn hielt sich an seinen Armen fest, um auf den Beinen zu bleiben, und er griff seinerseits nach ihr, um sie zu stützen.
„Aye", flüsterte er. „Was tut Ihr hier?“
„Ich habe Euch in den Hof reiten hören. Als Ihr nicht nach oben gekommen seid, ist mir aufgegangen, dass Ihr ja gar nicht wisst, wo unser Bett steht. Deshalb bin ich Euch entgegengegangen.“
„Ah.“ Seufzend ließ er sich von ihr bei der Hand nehmen und folgte ihr durch die Schwärze die Treppe hinauf. Schweigend ließ er sich durch den stockdunklen Gang führen, darauf vertrauend, dass Avelyn den Weg kannte. Als sie die Kammer erreichten, konnte er zu seiner Erleichterung wieder sehen, da das Feuer im Kamin einen schwachen Schein verbreitete.
Das Licht enthüllte den Verband um Avelyns Stirn, und Paen betrachtete sie besorgt. „Wie geht es Eurem Kopf?“ „Gut, danke“, murmelte sie und lenkte das Gespräch
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