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Die Braut des Ritters

Titel: Die Braut des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynsay Sands
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Gesinde zu suchen. Aber sie konnte in seiner Abwesenheit die Männer beaufsichtigen. Avelyn machte Anstalten, sich aufzurichten, hielt auf halbem Wege aber inne, als eine Welle von Schmerz über sie hinwegschwappte, gefolgt von Übelkeit.
    „Oh, nicht doch, Mylady.“ Sofort drücke Runilda sie an den Schultern auf die Felle zurück. „Ruht Euch aus. Ihr seid schwer verwundet.“
    Avelyn biss die Zähne zusammen, schob Runildas Hände fort und zwang sich in eine aufrechte Haltung. „Ich werde aufstehen, Runilda. Der Kopf wird mir so oder so wehtun, ob ich nun liege oder stehe.“
    Runilda seufzte, gab sich geschlagen und legte Avelyn eine Hand unter den Arm, um ihr beim Aufstehen zu helfen.
    Mit ihrer Hilfe gelang es Avelyn, auf die Füße zu kommen. Sie stützte sich schwer auf ihre Kammerfrau und schaffte es bis vors Zelt, ehe die nächste Woge der Übelkeit sie übermannte. Reglos blieb sie stehen, atmete tief durch und redete sich ein, dass es schon besser werden würde, je länger sie auf den Beinen wäre. Sie glaubte sich selbst nicht so recht, aber das machte nichts. Ihr Gemahl hatte sich trotz seiner verbrannten Hände all seiner Pflichten angenommen - trotz Kopfschmerzen eine Handvoll Männer herumzukommandieren sollte ihr im Gegenzug ein Leichtes sein.
    Runilda führte sie in die große Halle, wo Avelyn als Erstes zur Decke aufsah. Sie entdeckte das Loch, durch das sie vermutlich gefallen war. Sie betrachtete es schweigend und rief sich die letzten Augenblicke vor dem Sturz ins Gedächtnis. Ganz gleich, was Diamanda und Lady Helen sagten - Avelyn war überzeugt davon, niedergeschlagen worden zu sein. Sie fühlte sich ein wenig durcheinander, aber ... Noch immer meinte sie den betäubenden Schlag zu spüren. Der Schmerz war ihr wie eine scharfe Klinge durch den Leib gefahren und hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht. Noch einmal durchlebte sie, wie sie gestolpert war und mit der linken Hand ins Leere gegriffen hatte, ehe sie mit dem Kopf auf der jenseitigen Kante des Lochs aufgeschlagen war und Schwärze sie überwältigt hatte.
    Aye, Avelyn war sich nun sicher, dass jemand sie niedergeschlagen hatte. Aber wer? Einer der verschollenen Bediensteten? Die Kammern hatten allesamt leer gewirkt, aber ...
    Nay, sie hatte die Burgbewohner bislang nicht einmal kennengelernt. Niemand hier hatte einen Grund, ihr etwas zuleide zu tun.
    Die ruinierte, nach Schweinebraten riechende Tunika kam ihr in den Sinn. Kurz hatte sie befürchtet, jemand habe es darauf angelegt, all ihre Mühen zunichtezumachen - doch sie verwarf den Gedanken auch jetzt wieder. Die beiden Vorkommnisse konnten unmöglich Zu sammenhängen. Eine Näharbeit zu zerstören war eine Sache - einen Menschen anzugreifen eine völlig andere.
    „Avy! Was tut Ihr denn hier?“ Diamanda eilte ihr mit besorgter Miene entgegen, und Avelyn schob ihre Grübeleien beiseite. Es gab Arbeit.
    Als Paen in den Burghof einritt, stand der Mond hoch und voll am Himmel. Es war ein langer Tag gewesen, wobei sich sein Ausflug ins Dorf als vergeblich erwiesen hatte. Falls nur einer der Dorfbewohner zum Gesinde der Burg gehörte, gab es jedenfalls keiner zu. Nicht ein einziger Mensch hatte sich zur Arbeit auf Rumsfeld Castle überreden lassen. Würde es sich um Leibeigene handeln, hätte Paen ihnen einfach befohlen, zur Burg zu kommen. Aber wie er erfahren hatte, waren sämtliche Leibeigene schon lange vor Legeres Tod geflohen. Die Dorfbewohner behaupteten, allesamt Freie zu sein - Bauern, denen es unbenommen war, das zu tun, was ihnen beliebte, solange sie bei der Bestellung des zur Burg gehörigen Ackerlands mit Hand anlegten. Ratlos hatte Paen das Dorf verlassen und war zu seinen Eltern nach Gerville geritten. Er brauchte Bedienstete, zum Saubermachen ebenso wie für den reibungslosen Ablauf des Burgalltags, und irgendwo musste er sie sich beschaffen.
    Also hatte er den langen Weg nach Gerville Castle auf sich genommen, seinem Vater bei einer Mahlzeit die Lage auseinandergesetzt und sich anschließend wieder aufs Pferd geschwungen, um nach Hause zu reiten. Sein Vater hatte ihm versprochen, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Morgen am frühen Nachmittag sollten ihre Bediensteten ankommen, das hatte er versprochen. Nun kehrte Paen von Gerville nach Rumsfeld zurück, wobei er während der vergangenen Woche stets den Weg von Rumsfeld nach Gerville auf sich genommen hatte.
    Er ritt schnurstracks zu den verfallenen Stallungen und brachte sein Pferd unter. Er war so

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