Die Braut des Satyrs
heraus.
»Mich gepflegt, weshalb ich jetzt schon erheblich wohler bin«, nahm Lyon ihr die Antwort ab. »Ich versichere euch, dass ich in weit üblerer Verfassung war, bevor ich die Heimreise mit ihr antrat.«
Hierauf strahlte die Frau Juliette an und ergriff ihre Hände. »Willkommen, Schwester! Ich bin Jane, und dies ist mein Ehemann Nicholas. Der Wildfang, der hier eben durchgefegt ist, ist meine Schwester Emma. Hat Lyon dir von unserer Verwandtschaft berichtet?«
»Ja.« Beide musterten einander auf der Suche nach Ähnlichkeiten.
Dann hakte Jane sie freundschaftlich unter und schaute sich bedauernd in der großen Diele um. »Ich würde ja vorschlagen, dass wir Tee trinken, aber Lyon bevorzugt eine sehr spärliche Einrichtung, was jede Form von Geselligkeit schwierig macht. Hoffentlich hast du vor, hier einige Verbesserungen vorzunehmen, denn ich verzweifle bisweilen an ihm.«
»Ich habe ihr gesagt, dass es ihr vollkommen freisteht«, mischte Lyon sich wieder ein.
Nicholas murmelte etwas, das sich wie ein Dankgebet anhörte.
»Aber hol dir bloß keinen Rat bei meinem großen Bruder!«, warnte Lyon sie gleich, dem Nicholas’ Gemurmel nicht entgangen war. »Er wohnt am liebsten in einem Museum.«
Als Nicholas lächelte, entblößte er weiße Zähne. »Wenigstens findet man in einem Museum angemessene Sitzgelegenheiten.«
»Bist du Engländerin?«, fragte Juliette, die sich wieder zu Jane wandte.
Sie lächelte. »Ja, und du bist Französin, wie Lyon schrieb. Unser Vater reiste ziemlich herum, um uns zu zeugen. Jordan ist Italienerin. Sie ist unsere dritte Schwester und wird auch bald wieder hier sein. Raine ist gerade unterwegs nach Venedig, um sie zu holen.«
Man unterstellte diesen Leuten, sie wären unheimlich und abweisend. Dennoch nahmen sie Juliette bereitwillig auf und akzeptierten vollkommen selbstverständlich, dass sie Lyon heiraten würde.
»Raine ist fort?«, hörte sie Lyon fragen, obwohl es mehr eine Feststellung als eine Frage war.
»
Si.
Seine Bitte, das Anwesen verlassen zu dürfen, war der Grund, weshalb ich dir schrieb, dass du zurückkommen musst. Er reiste gestern ab, sobald wir fühlten, dass du nur noch einen Tag entfernt bist. Jordan steckt in irgendwelchen Schwierigkeiten und ist allein fort. Natürlich wollte er ihr nach, aber er ließ uns etwas hier, dem wir uns in seiner Abwesenheit annehmen sollen.«
Lyons Augen leuchteten. »Die gekreuzten Reben?«
Nicholas blickte zu Juliette, als wäre er unsicher, ob sie vertrauenswürdig war. Keiner von ihnen ahnte, dass sie diese und viele andere Informationen längst von Lyon bekommen hatte.
»Vor ihr kannst du frei sprechen. Sie weiß alles, was ich ihr während der Reise erzählen konnte, und ich habe vor, ihr den Rest eher früher als später zu sagen.«
Nicholas bejahte stumm. Hätte sie eingewilligt, bei Valmonts Täuschung mitzuwirken, wäre es ihr bei diesen Männern ausgesprochen leichtgefallen.
»Sie gedeihen«, antwortete Nicholas auf Lyons unausgesprochene Frage. »Bisher. Wir haben erst ein Dutzend in der Klamm angepflanzt.«
»Und wie steht es mit der Auktion?«
»Wir erwarten mindestens hundert Käufer zur Vorstellung der neuen Weine in sechs Wochen.«
»So früh?«
Nicholas zuckte mit den Schultern. »Raine versprach, bis dahin mit Jordan zurück zu sein, und ich baue darauf, dass er Wort hält. Trotzdem bleibt ohne ihn eine Menge Arbeit für uns. Wir müssen einen Koch einstellen, und es sind unzählige Kleinigkeiten zu regeln. Da Jane mit meinem Sohn und dem Haushalt alle Hände voll zu tun hat, bleibt wenig Zeit, um alles zu organisieren.«
»Das ist mein Aufgabenbereich«, erklärte Lyon, »und nun, da ich wieder zu Hause bin, werde ich mich darum kümmern. Zufällig ist Juliette eine begnadete Köchin, und ich konnte während der Reise feststellen, dass sie überdies ein großes Organisationstalent besitzt.«
Alle Augen richteten sich auf sie.
Aber sie schüttelte bereits den Kopf.
»Bitte!«, flehte Lyon, der seinen Charme spielen ließ. »Meine Brüder und ich wechseln uns mit den Gastgeberpflichten ab. Dieses Jahr bin ich an der Reihe, und ich bin erbärmlich in solchen Dingen.«
»Ich versichere dir, dass mein Bruder die Wahrheit sagt«, bestätigte Nicholas, was ihm ein nicht ganz ernst gemeintes Stirnrunzeln von Lyon eintrug.
»Kannst du nicht eine Hilfe anheuern?«, fragte Juliette.
»Das versuche ich doch gerade.«
Ihr Herz begann, schneller zu pochen. Eine solche Aufgabe wäre für sie ein
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