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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Traum. Selbst wenn sie nicht bis zum Ende dabei sein könnte, wäre es durchaus denkbar, dass sie alles plante und auf den Weg brachte, bevor jemand anders übernahm. »Wer hat das früher für dich gemacht?«
    Lyon winkte ab. »Irgendwelche Köche. Der Fairness halber möchte ich dich warnen, dass es ein gewaltiger Aufwand ist, bei dem es nicht bloß um das Kochen geht, sondern auch auf eine reibungslose Organisation ankommt. Wir veranstalten solche Weinvorführungen zweimal jährlich. Wenn die erste vorbei ist, beginnt schon die Planung für die nächste. Diese wird allerdings etwas bescheidener, denn wir wollen den anderen Winzern vor allem unsere Lösung für das Phylloxera-Problem vorstellen und sie davon überzeugen, im nächsten Frühjahr mit ihren eigenen Pflanzungen zu beginnen.«
    Wie es schien, konnte Nicholas sich sofort für den Plan seines Bruders erwärmen, denn er stimmte ein: »Raine stellt seine Pflanzen vor und erläutert, welchen Wein wir künftig aus den neuen Trauben keltern werden. Normalerweise dauert es mehrere Jahre, bis die neuen Weine reifen, aber wir haben da unsere Methoden …«
    Hier trat eine gespannte Stille ein.
    »Die Frage ist, ob der Geschmack der neuen Rebsorte annehmbar ausfällt«, erläuterte Lyon. »Die Franzosen sind für ihren Snobismus bekannt, wenn es um Weine geht.«
    »Ach ja?«, hakte Juliette ein.
    Zu spät wurde er gewahr, dass er sie beleidigte, und er grinste schelmisch. »
Pardonnez-moi!
Anwesende sind selbstverständlich ausgenommen.«
    Plötzlich blickte er an ihr vorbei zu der hinteren Tür und strahlte über das ganze Gesicht. »Liber! Ceres!«, rief er.
    Juliette drehte sich gerade rechtzeitig um, dass sie die beiden glänzend schwarzen Panther sah, die auf ihn zusprangen und ihre Vordertatzen gegen seine Brust und seinen Rücken stemmten wie zwei Buchstützen. Allein ihr Gewicht hätte jeden gewöhnlichen Sterblichen umgeworfen, wohingegen Lyon nicht einmal leicht wippte.
    »Ihr habt mir gefehlt!«, sagte er zu den Großkatzen und kraulte sie reichlich wild.
    »Emma, dein Kleid!« Jane schüttelte den Kopf, als sie ihre Schwester erblickte, die sich, allein, als sie die Tiere geholt hatte, ihre Kleidung komplett ramponierte. Niemand schien im Geringsten besorgt, dass die Panther mit einem einzigen Prankenhieb Lyon die Kehle zerfetzen könnten.
    Eine der Wildkatzen sprang urplötzlich auf Juliette zu und leckte ihr die Hand.
    »G… geh weg von mir!«, kreischte sie ängstlich und stolperte zurück.
    Alle anderen hielten inne und sahen sie verwundert an.
    »Runter!«, befahl Lyon, worauf beide Panther sich sofort flach auf den Marmor legten.
    Am ganzen Leib zitternd, floh Juliette durch die nächstbeste Tür, stellte aber zu ihrem Leidwesen fest, dass sie in einen großen Wandschrank gelaufen war.
    »Ich hatte es vergessen!«, rief Lyon ihr nach. Dann sagte er leiser zu Jane und Nicholas: »Sie mag keine Tiere.«
    »Ja, das schien mir auch so«, raunte Nicholas.
    »Ich hab’s doch nicht gewusst!«, jammerte Emma schluchzend, die von Lyon getröstet werden musste.
    Wunderbar! Sie hatte soeben ein Kind zum Weinen gebracht und sich vor Lyons Familie zur Närrin gemacht. Juliette stellte ihre Tasche auf ein Regal und wühlte darin. Mit bebenden Fingern holte sie ihre Tropfen hervor, zog einige in die kleine Pipette auf und träufelte sie auf ihre Zunge. Sie war so damit beschäftigt, dass sie gar nicht bemerkte, wie Lyon kam.
    »Sie sehen vielleicht zum Fürchten aus, aber sie sind echte Schmusekatzen«, versicherte er ihr.
    Rasch ließ sie die Pipette wieder in das Fläschchen fallen. »Sie sind Wildtiere, die instinktiv töten.«
    Eine kurze Stille trat ein.
    »Was ist das?«, fragte er und beäugte das Fläschchen stirnrunzelnd.
    Die Tropfen glitten ihren Hals hinab, und sie wartete auf deren beruhigende Wirkung. »Medizin, die mir ein Arzt gab.«
    Er nahm ihr die Flasche ab, tippte mit der Zungenspitze an den oberen Rand und überlegte. »Das ist ein Opiat. Wie oft nimmst du das?«
    »So oft, wie ich es brauche.« Sie wollte nach der Flasche greifen, doch er hielt sie fest.
    »Bist du süchtig?«
    »Erst seit der Reise«, log sie, denn in Wahrheit traf das Gegenteil zu. Seit der Nacht in der Jagdhütte hatte sie die Tropfen nur noch sehr selten genommen. Es war, als hätte sie das Laudanum weniger nötig, seit sie sich in Lyons Einflussbereich bewegte.
    »Die ist jetzt vorbei, also brauchst du das nicht mehr.« Lyon steckte die Flasche in seine

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