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Die Braut des Satyrs

Die Braut des Satyrs

Titel: Die Braut des Satyrs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Amber
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Tasche.
    Trotzig zuckte Juliette mit den Schultern. »Das Mittel ist leicht zu bekommen. Gewiss kann ich mir welches besorgen, wenn ich es brauche.«
    Er legte seine Hände an ihre Taille. »Tu es nicht – für mich! Für uns. Lass es!«
    Ihr war nicht wohl dabei, wie sorgenvoll er sie anschaute. Valmont hatte ihre Süchte und Phobien mit Freuden genutzt, um sie gefangen zu halten; Lyon jedoch wollte sie von ihnen befreien.
    »Wie dir vielleicht auffiel, bin ich außergewöhnlich ängstlich«, murmelte sie. »Ich ängstige mich vor bestimmten Dingen. Vor Tieren. Die Tropfen helfen mir, nicht hysterisch zu werden. Ich will sie nicht nehmen, aber manchmal brauche ich sie einfach. Und um ehrlich zu sein, nehme ich sie schon sehr viel länger als erst seit der Kutschenfahrt.«
    Er umfing sie mit seinen starken, schützenden Armen und strich ihr sanft über den Rücken. »Liber und Ceres haben erkannt, dass du eine Fee bist. Sie würden eher sterben, als dir etwas zu tun. Sie sind Nachfahren von Bacchus’ Gefolge, was mit ein Grund ist, weshalb ich sie bei mir habe.«
    »Es sind nicht bloß Tiere, sondern die Natur überhaupt, die mich aus der Fassung bringt. Ich … ich hatte vor einigen Jahren ein schwieriges Erlebnis.«
    Lyon wich ein Stück zurück, um sie anzusehen, doch sie bedeutete ihm stumm, dass sie nicht darüber reden wollte.
    »Jetzt bin ich bei dir«, tröstete er sie und nahm sie erneut in seine Arme. »Ich helfe dir, diese Krücke loszuwerden. Genau wie du mir durch meine Krankheit geholfen hast.«
    »Ich bin nicht sicher, ob die gleiche Kur wirkt«, entgegnete sie mit einem matten Lächeln.
    »Du wirst staunen, wie rasch eine Heilung voranschreiten kann, denn dein Körperrhythmus wird auf diesem Weingut ein ganz anderer sein. Vieles wird dir sehr viel leichter fallen, wenn du fortan auf unserem Land lebst, denn du gehörst hierher.«

[home]
    15
    A us dem Augenwinkel nahm Juliette ein schemenhaftes Glimmen im Wald gleich hinter Lyons Garten wahr. Sie ahnte nichts Gutes, als sie sich dorthin wandte und etwas sah, das wie ein Dutzend oder mehr Lampions anmutete, die zwischen den Bäumen tanzten. Darüber hinaus hörte sie gespenstisches kindisches Kichern und roch einen Hauch von Traubenmost.
    »Non!«
, flüsterte sie und trat einige Schritte zurück.
    Aber natürlich kamen die Lichter nur näher, bis sie erkannte, was sie bereits befürchtet hatte. Die begabten Kinder – diese Unholde, deren Kommen ein verlässliches Omen für wichtige umwälzende Unglücke war – stellten ihr wieder einmal nach.
    Warum musste es jetzt geschehen, als alles endlich gut zu werden schien? Etwas über eine Woche lebte sie jetzt hier auf Lyons Anwesen. Er hatte sich fast vollständig von seiner Krankheit erholt und war neuerdings außergewöhnlich liebevoll. Wie er ihr erklärte, wollte er sie auf eine uralte Zeremonie vorbereiten, die »der Ruf« hieß und nach der er sich vollständig von den Nachwirkungen dessen erholt haben würde, was in jener Nacht in Paris vorgefallen war – oder vielmehr, was
nicht
geschehen war, weil sie ihn getäuscht hatte.
    Angeblich würde sein Körper sich in der kommenden Vollmondnacht so verändern, wie sie es vor einem Monat in seinem Hotel gesehen hatte. Zusammen würden sie an einem sinnlichen Ritual teilnehmen, das er ihr auf ihren dringenden Wunsch hin beschrieben hatte.
    Was er ihr enthüllte, übertraf ihre abwegigsten und köstlichsten Vorstellungen, so dass sie der Realität nun mit einer Mischung aus Angst und Sehnsucht entgegenfieberte. Allerdings fand besagtes Ritual für gewöhnlich unter freiem Himmel statt, an einem Ort hier auf dem Anwesen, den Juliette bislang noch nicht kannte. Und obgleich Lyon es dort vorgezogen hätte, hatte er sich aufgrund ihrer alten Furcht in natürlicher Umgebung bereiterklärt, die Zeremonie stattdessen in seinem Haus abzuhalten.
    Zugleich hatte sie bemerkt, dass mit zunehmender Unabhängigkeit von dem Laudanum auch ihr Verlangen wuchs, ihre Welt auszudehnen. Und seit neuestem wurde es ihr beständig wichtiger, ihm eine Freude zu machen, wo sie nur konnte. Was wiederum der Grund war, aus dem sie heute Nachmittag in seinen Garten kam. Lyon besuchte gerade seinen ältesten Bruder, mit dem er irgendeine geheime Handlung vollzog, die sie angeblich für die Nacht vorbereiten sollte. Folglich schien Juliette der Zeitpunkt günstig, um sich allein hinauszuwagen.
    Eigentlich hatte sie vorgehabt, sich lediglich bis zur Grenze der mit Mosaik

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