Die Braut des Scheichs
Tausendundeiner Nacht. Duftende Dunstwolken schwebten über ihren Köpfen, in der Ferne erhellte gerade ein farbenprächtiges Feuerwerk den Nachthimmel. Als die Gondel an dem
souk
vorbeifuhr, zeigte ein Feuerschlucker vor staunendem Publikum seine Kunst, und Xenia beobachtete mit sehnsüchtigem Blick, wie einer der Händler seine Waren auf eine Kamelkarawane auflud.
Vielleicht das Einzige, was sie sich während ihres Aufenthalts in Zuran wirklich von ganzem Herzen wünschte, war ein Ausflug in die Wüste. Mochte ihre Tante ihr auch noch so sehr von Einkaufszentren und dem sagenhaften Gold- und Diamanten-
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vorschwärmen, es war die Wüste, die Xenia lockte. Es schien ihr Schicksal, sie kennen zu lernen.
Tief in Gedanken versunken, zuckte Xenia zusammen, als Blaize sie am Arm berührte. Die Gondel legte gerade an einem kunstvoll verzierten Landungssteg an, von wo ein roter Teppich auf ein Gebäude zuführte, das unverkennbar dem Pariser Baustil nachempfunden war. Vor dem Eingang des Restaurants standen bereits einige Leute in Abendkleidung.
Sie erstarrte in Ablehnung, als Blaize ihr die Hände um die Taille legte, um ihr aus der Gondel zu helfen. Dann beugte er sich vor und strich ihr auch noch mit einer vertraulichen Geste das Haar aus dem Gesicht. „Lass das!“ protestierte sie. „Die Frau, die deinen Anzug bezahlt hat, hat sich vielleicht gern in aller Öffentlichkeit begrapschen lassen, aber ich tue das nicht!“
Das eisige Funkeln in seinen Augen verriet ihr, dass sie zu weit gegangen war. „Zu deiner Information: Keine Frau hat mir jemals meine Kleidung bezahlt“, entgegnete er bedrohlich leise. „Und was das ‚Begrapschen‘ angeht, sei froh, dass deine Unschuld dich vor den Konsequenzen einer solchen Bemerkung bewahrt … fürs Erste jedenfalls!“
Ohne etwas darauf zu erwidern, drehte Xenia sich um und betrat mit hoch erhobenem Kopf den roten Teppich. Um nichts in der Welt hätte sie zugegeben, dass sie jetzt dankbar für Blaize’ schützende Hand an ihrem Arm gewesen wäre, als sie langsam auf das Restaurant zuging und beobachtete, wie vor ihr die elegant gekleideten Gäste in beneidenswert selbstbewusster Haltung eintraten.
„Noch Wein?“
Blaize sah sie fragend an, während der Ober dienstbeflissen in der Nähe des Tisches mit der Weinflasche wartete. Xenia schüttelte sofort den Kopf. Sie hatten soeben ein ausnehmend köstliches Mahl genossen … und bei jedem Bissen hatte Xenia sich an ihr erstes, richtiges großes Essen in Paris erinnert, eine Geburtstageinladung von ihren Eltern. Dieses Restaurant hier war vom Dekor und Ambiente bis hin zu den Duftkerzen auf den Tischen ein Spiegelbild der elegantesten Restaurants in Paris, und es hätte Xenia nicht verwundert, wenn man hier tatsächlich Französisch gesprochen hätte.
„Dann Kaffee?“ Blaize gab dem Ober einen entsprechenden Hinweis, als sie nickte, und er zog sich zurück.
Den ganzen Abend schon spielte Blaize die Rolle des aufmerksamen und rücksichtsvollen Kavaliers, so dass Xenia sich nicht zum ersten Mal insgeheim warnte, nicht auf ihr eigenes Szenario hereinzufallen. Zweifellos hatte er in diesen Dingen mehr als reichlich Erfahrung! Während sie darauf wartete, dass der Kaffee serviert wurde, fiel ihr plötzlich auf, dass sie von einem Tisch in der Nähe, an dem drei Paare saßen, aufmerksam begutachtet wurde. Da in diesem Moment der Ober kam und den Kaffee servierte, wurde sie kurz abgelenkt. Doch als sie wieder aufblickte, hätte sie schwören können, dass Blaize kaum merklich warnend den Kopf schüttelte, als einer der drei Männer Anstalten machte, aufzustehen und an ihren Tisch zu kommen.
Sobald der Ober fort war, fragte sie: „Wer ist das?“
„Wen meinst du?“ erwiderte Blaize.
„Den Mann, den du gerade angesehen hast. Es sah aus, als wollte er an unseren Tisch kommen, aber du …“
„Ich habe niemanden angesehen“, fiel Blaize ihr ins Wort.
„Doch, das hast du!“ beharrte Xenia. „Ich habe ganz genau gesehen, wie du …“
„Du bildest dir das nur ein“, unterbrach er sie. „Welchen Mann meinst du? Zeig ihn mir.“
Xenia kam seiner Aufforderung ärgerlich nach, doch als Blaize den von ihr bezeichneten Mann ansah, begegnete der gleichmütig seinem Blick, bevor er sich wieder seinen Tischnachbarn zuwandte. Blaize lächelte Xenia spöttisch zu, die errötete. Offensichtlich hatte sie sich tatsächlich geirrt, aber sie gönnte ihm nicht die Genugtuung, dies einzugestehen.
„Vielleicht möchtest
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