Die Braut des Scheichs
„Noch näher! So nahe, dass ich mir vorstellen kann, ich hielte dich nackt in den Armen …“
Xenia wusste, dass die Hitze, die in ihr aufwallte, nicht an der mangelnden Luft in dem Saal lag. Doch sie weigerte sich, darüber nachzudenken, was genau das sehnsüchtige Verlangen in ihr hervorrief, das sich ihrer Kontrolle zu entziehen drohte. Mit größter Mühe gelang es ihr, Blaize etwas fortzuschieben und aufzublicken. „Ich möchte gehen“, sagte sie heiser.
„Jetzt schon? Es ist doch erst kurz nach Mitternacht.“
Xenias Panik wuchs. Wenn er sie noch ein wenig länger so in den Armen hielt … sosehr ihre Vernunft ihr auch sagte, dass er nur eine Rolle spielte, ihr Körper schien den Unterschied zwischen Dichtung und Wahrheit nicht zu kennen. Sie reagierte, als würde sie ihn wirklich begehren! „Es war ein langer Tag, und meine Tante wird morgen vermutlich sehr früh anrufen, um mich über den Gesundheitszustand meines Großvaters auf dem Laufenden zu halten.“
„Ich dachte, du wärest nicht an seinem Gesundheitszustand interessiert.“
„Das bin ich auch nicht!“ sagte sie sofort. „Ich möchte lediglich …“
Blaize ließ sie los und sah sie forschend an. Xenia verspürte den unbändigen Wunsch, sich vor seinem Scharfblick zu verstecken, denn ihr wurde zunehmend klar, dass dieser Mann eine größere Gefahr für sie werden könnte, als sie sich eingestehen wollte.
Warum übte er diese starke Wirkung auf sie aus? Er war doch nicht der erste Mann, der sie je geküsst oder eng umschlungen mit ihr getanzt … oder ein sexuelles Verlangen in ihr geweckt hatte! Auch wenn sie noch keinen wirklichen Liebhaber gehabt hatte, wusste sie doch, wie es war, sich zu jemand hingezogen zu fühlen. Wie jeder normale Teenager hatte sie für eine ganze Reihe von Idolen geschwärmt und auch einige Male geglaubt, unsterblich verliebt zu sein. Nun aber fühlte sie zum ersten Mal ein so leidenschaftliches Verlangen, dass sie Angst hatte, ihre Gefühle nicht kontrollieren zu können.
„Was möchtest du lediglich?“ hakte Blaize nach und riss sie damit aus ihren Gedanken.
„Darüber will ich nicht reden“, antwortete sie trotzig.
„Schön. Wenn du wirklich gehen möchtest … und es nicht nur einfach eine Ausrede ist, um meinen Armen zu entfliehen, weil du Angst hast, es könnte dir bei mir zu gut gefallen …“
Xenia sah ihn wütend an. Wahrscheinlich wollte er sich nur über sie lustig machen. Denn er konnte doch unmöglich wissen, was sie fühlte … oder? „Das könnte mir nie passieren“, erwiderte sie bewusst von oben herab. „Ich hatte schon immer einer Abneigung gegen Massenaufläufe.“
„Und was genau soll das heißen?“ erkundigte er sich ruhig.
„Das soll heißen, dass du für meinen Geschmack schon zu viele Frauen in den Armen gehalten hast“, antwortete sie unverblümt.
Blaize zuckte die Schultern. „Ich bin vierunddreißig Jahre alt. Natürlich habe ich schon einige Beziehungen hinter mir.“
Fast hätte Xenia ihm gesagt, dass sie weniger die „Beziehungen“ meinte, sondern viel mehr jene endlose Parade von Frauen, die sich bei ihm vermutlich die Klinke in die Hand gaben. Doch sie wandte sich einfach ab und ging zum Ausgang. Blaize holte sie an der Tür ein, die ihnen von Türstehern in Livree aufgehalten wurde. Als wären wir Mitglieder des Königshauses, dachte Xenia, als sie den roten Teppich betrat, der zum Parkplatz und zum Kanal führte.
„Ich möchte lieber mit einem Wagen zurückfahren“, sagte sie rasch. In ihrer gegenwärtigen verletzlichen Stimmung wäre ihr eine Mondscheinfahrt in der Gondel zu gefährlich gewesen. Überraschenderweise widersprach Blaize ihr nicht, sondern winkte einfach einen der Buggys herbei.
Als sie das Hotel erreichten, begleitete er sie allerdings hinein und rief den Aufzug. „Je öfter wir in der Öffentlichkeit als Paar gesehen werden, desto besser“, sagte er entschieden. „Deshalb sollten wir morgen in dieser Hinsicht einiges in Angriff nehmen. Es stehen da verschiedene Touristenausflüge zur Wahl, die wir gemeinsam unternehmen könnten.“
Xenia machte ein bedenkliches Gesicht. „Aber es ist doch sicher nicht genug, wenn wir von anderen Touristen gesehen werden. Wichtiger sind solche Leute, die auch mit Rashid bekannt sind.“
„Zuran ist ein kleines Land. Ich bezweifle nicht, dass ihm die Nachricht von unserer … Freundschaft schnell zu Ohren kommen wird“, antwortete Blaize, folgte ihr in den Aufzug und drückte auf den Knopf
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