Die Braut des Scheichs
den Mann geheiratet hatte, den sie liebte. Nachdenklich betrachtete sie sich im Spiegel. Zu Hause in England kam sie sich des Öfteren exotisch und fremd vor – aber hier im Land ihrer Mutter fühlte sie sich merkwürdigerweise sehr keltisch. Ihre Mutter! Was würde sie vom Plan ihrer Tochter halten? Was würde sie von Blaize halten?
Xenia nahm ihre Abendtasche und hielt es für klüger, derart beunruhigende Gedanken erst gar nicht aufkommen zu lassen.
In der Hotellobby herrschte reger Betrieb. Vor dem Eingang zur Pianobar stand eine größere Gruppe exklusiv gekleideter Damen mit ihren männlichen Begleitern, und Xenia machte große Augen, als sie die funkelnden Juwelen der Frauen bemerkte. Sie selbst erntete einige abschätzende Blicke von den Damen und unverhohlen bewundernde von den Herren, während sie sich nach Blaize umsah.
„Da bist du ja! Ich wollte gerade nach oben kommen und dich abholen.“
Xenia drehte sich um und erstarrte überrascht. Blaize war unbemerkt hinter ihr aufgetaucht und trug einen maßgeschneiderten Abendanzug, der zweifellos ein kleines Vermögen gekostet haben musste. Kein Wunder, dass die mit Diamanten behangenen Damen vor der Pianobar ihn so lüstern begutachteten! Von dem Lohn eines Surflehrers konnte er sich eine derartige Kleidung unmöglich leisten, was bedeutete … Xenia beschlich ein unangenehmes Gefühl bei der Erkenntnis, dass sie vermutlich nicht die erste Frau war, die Blaize für seine „Dienste“ bezahlte … wobei sie natürlich etwas ganz anderes von ihm erwartete, als die Frauen es üblicherweise taten.
„Was ist los? Du siehst aus, als wäre dir eine Laus über die Leber gelaufen.“
Sein Scharfblick warnte sie, sich in Zukunft mehr im Griff zu haben. „Nein, nein, ich habe nur überlegt, was heute Abend wohl auf der Speisekarte steht“, antwortete sie betont gleichmütig. Heute Abend würde sie auf der Hut sein und keinen Zweifel daran lassen, dass sie beabsichtigte, die Zügel in der Hand zu halten!
„Du wirst feststellen, dass die Restaurants in Zuran heutzutage den internationalen Vergleich nicht scheuen müssen“, antwortete Blaize und nahm sie beim Arm, um sie durch das Foyer zu geleiten. Xenia unterdrückte den Wunsch, sich seinem Griff zu entziehen, denn schließlich war es ja Sinn und Zweck der ganzen Übung, sich mit ihm in aller Öffentlichkeit sehen zu lassen.
Anstatt sie jedoch wie erwartet zum Ausgang zu führen, geleitete Blaize sie zu den großen Glastüren, die einen direkten Zugang zu jenem Gartenhof bildeten, hinter dem sich das ausgedehnte Netz von Wasserkanälen erstreckte, das den gesamten Komplex durchzog.
„Ich dachte, wir würden zum Essen ausgehen“, sagte Xenia zögernd, als zwei Hotelangestellte in Livree ihnen die Türen aufhielten.
„Das werden wir auch“, versicherte Blaize ihr und schob sie hinaus. „Was ist los?“ fragte er dabei neckend. „Hast du gedacht, ich würde dich in den Hof entführen, um mir eine kleine private Übungsstunde zu gönnen, bevor wir uns in die Öffentlichkeit wagen?“ Leise lachend zog er sie ein wenig näher an seine Seite, als sie in die warme Nacht hinaustraten. „Doch nicht in einem Garten, wo uns jedermann sehen kann … Nein, wenn das meine Absicht gewesen wäre, hätte ich uns einen viel ungestörteren Ort gesucht.“
„Wie zum Beispiel deine offizielle Unterkunft?“ warf Xenia spöttisch ein. Er sollte nicht meinen, dass sie sich von ihm beeindrucken ließ!
„Du erinnerst mich an eine kleine Katze, die stets in Abwehr die Krallen zeigt. Pass auf, dass ich nicht versucht werde, dir beizubringen, vor Vergnügen zu schnurren und deine Krallen nur in der Hitze der Leidenschaft zu benutzen!“
Xenia war froh, dass die Dunkelheit ihre geröteten Wangen verbarg. „Wir befinden uns noch nicht in der Öffentlichkeit. Du kannst dir deine Verführungskünste also aufheben, bis es so weit ist.“
Sie hatten den Garten jetzt fast durchquert und näherten sich dem Ufer des Kanals. Blaize winkte einem der Gondolieri, die dort in ihren Booten warteten.
„Dies ist vielleicht nicht der schnellste Weg zum Restaurant, aber bestimmt der … entspannendste“, meinte Blaize vielsagend, als er Xenia in die Gondel half.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als einzusteigen, wobei sie sich unwillkürlich fragte, ob man sich etwas Romantischeres vorstellen konnte. Eine ausgetüftelte Beleuchtung verwandelte die Ferienanlage bei Nacht in eine geheimnisvolle, zauberhafte Märchenwelt aus
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