Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
Vom Netzwerk:
Pferden eigentlich dicht hinter ihnen sein. Mit ein wenig Glück würde er die Geräusche des Kampfes hören und ihnen zu Hilfe eilen. Wenn nicht, blieb Wolf Heart nur eine Chance: Er musste die Muskete in Schussposition bringen, was bei der kurzen Entfernung so gut wie unmöglich war.
    Wieder griff die Bärin an. Beim Zurückweichen stolperte Wolf Heart über eine Wurzel, verlor das Gleichgewicht und fiel rücklings zu Boden. Mit einem wütenden Brüllen stürzte das Tier sich auf ihn. Als er vergeblich versuchte, die Muskete in die richtige Stellung zu bringen, schoss ihm der Gedanke an Clarissa durch den Kopf. Die Vorstellung, sie nie wieder zu sehen, niemals sein Kind in den Armen zu halten, war schrecklicher als der Tod selbst.
    Während der stinkende Atem der Bärin ihn fast erstickte, stieß er die Muskete seitlich zwischen die mächtigen Kiefer des Tiers und klammerte sich daran fest. Er hörte den Schaft splittern, spürte, wie die Waffe nachgab und seine Kräfte zu schwinden begannen. Er hob die Arme, entschlossen, bis zum bitteren Ende zu kämpfen.
    Plötzlich donnerte Swift Eagles Muskete so dicht neben ihm los, dass er meinte, davon taub werden zu müssen. Überraschenderweise verfehlte der Schuss sein Ziel, doch die Bärin, durch den ohrenbetäubenden Knall aufgeschreckt, richtete sich auf und stolperte zurück. Sie zögerte einen Moment, drehte sich dann jedoch auf den Hinterbeinen um, ließ sich auf alle viere fallen und trottete davon, um zu ihren beiden klagenden Jungen in einem nahe gelegenen Gebüsch zu eilen.
    Vor Anstrengung zitternd und aus etlichen kleinen Wunden blutend, rappelte Wolf Heart sich auf und rannte zu seinem am Boden liegenden Freund. An Armen und Schultern war Cat Follower böse zugerichtet. Er blutete stark, doch während Wolf Heart ihn auf den Rücken drehte, brachte er ein Grinsen zu Stande. "Was soll ich jetzt bloß tun?" witzelte er durch die zusammengebissenen Zähne. "Als ich nur einfach hässlich war, sind die Frauen mir schon scharenweise nachgelaufen. Mit diesen Narben werde ich schlichtweg grauenhaft aussehen, und dann werde ich mich wohl überhaupt nicht mehr retten können. Ich werde kaum noch zum Schlafen kommen."
    "Hör mit dem Gerede auf, du Kindskopf." Wolf Heart schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter, während er Moos auf die klaffenden Wunden legte. Sein Freund hatte Glück im Unglück gehabt. Wenn die Bisswunden sich nicht entzündeten, würde er es überleben.
    "Und nun zu dir!" zog Cat Follower den bekümmerten Swift Eagle auf. "Wenn du nicht so ein schlechter Schütze wärst, könnten wir der Bärin jetzt das Fell über die Ohren ziehen. Brauchst du am Ende eine dieser Brillen, wie die weißen Männer sie auf der Nase haben?"
    "Du hast Glück, dass wir nicht dir das Fell über die Ohren ziehen", brummte Wolf Heart und verband Cat Follower den verletzten Arm. "Die Jagd ist vorbei. Wir bringen dich zurück ins Dorf."
    "Dir ist aber auch jede Ausrede recht, um nach Haus zu deinem rothaarigen Fuchs zu kommen, was?"
    "Als Nächstes verbinde ich dir den Mund", drohte Wolf Heart, musste aber insgeheim zugeben, dass er sich tatsächlich danach sehnte, endlich wieder in seiner eigenen Hütte und mit Clarissa in den Armen zu schlafen. Die Jagd war nicht so erfolgreich gewesen, wie er gehofft hatte … Die weißen Siedler drangen mehr und mehr in die Jagdgründe der Indianer vor, und der Wildbestand nahm deutlich ab. In nicht allzu ferner Zukunft drohte den Shawnee und ihren roten Brüdern Not und Entbehrung. Wolf Heart wusste es, und plötzlich wünschte er sich nur noch, die verbleibenden guten Jahre zu genießen – seine Frau zu lieben und seinen Kindern eine glückliche Jugend zu schenken. Er wollte nicht einen Tag mehr damit verschwenden, von Clarissa getrennt zu sein.
    Swift Eagle, ein schweigsamer, praktisch veranlagter Mann, war bereits dabei, ein paar junge Bäume zu fällen, um eine Transportvorrichtung zu bauen. Cat Follower war zu schwach, um selbst zu reiten. In den nächsten Tagen musste ein Pferd ihn auf einem Travois hinter sich herziehen. Auf diese Weise würden sie nur äußerst langsam vorwärts kommen. Es würde ein langer und beschwerlicher Weg werden. Aber wie lange es auch dauerte, sie ritten endlich wieder heim!
     
    Clarissa leerte die Schüssel in den Teich, schöpfte klares Wasser und spritzte es sich ins Gesicht. Das kühle Nass half ihr, die bleierne Müdigkeit zu überwinden. So, dachte sie, vielleicht hilft mir das über die

Weitere Kostenlose Bücher