Die Braut des Shawnee-Kriegers
den Satz gar nicht unterbrochen: "… du möchtest, dass sie es tut. Sie hat gut gelernt und ist sehr wohl fähig, sich um deine Bedürfnisse zu kümmern."
Das war der Moment. Sein Herz begann schneller zu klopfen. Hinter der gelassenen Fassade war Wolf Heart so verunsichert wie ein halbwüchsiger Junge. Swan Feathers Worte hatten ihm den Weg geebnet, um sie zu bitten, ihm Clarissa zur Frau zu geben. Er brauchte nur den nächsten Schritt zu tun.
Er suchte nach Worten, um ihr seine Gefühle zu erklären, doch bevor er etwas sagen konnte, fuhr sie fort: "Du hast dem Rat versprochen, eine Shawnee zur Frau zu nehmen. Vor einiger Zeit sagte ich dir, ich glaubte nicht, dass diese Fremde je eine Shawnee werden könnte. Aber seitdem hat sie sich viele Male bewährt. Sie ist stark und mutig und fürchtet sich nicht vor harter Arbeit. Sie ist in jeder Hinsicht würdig, eine Shawnee zu sein."
"Würdig ja", räumte Wolf Heart ein. "Aber ist sie auch willig? Sie hat weder den Wunsch, eine Shawnee zu werden, noch meine Frau. Das hat sie mir selbst gesagt."
"Natürlich hat sie das." Ein wehmütiges Lächeln flog über Swan Feathers Gesicht. "Ich habe damals meinem Mann genau das Gleiche erklärt … dass ich nicht bereit wäre, mit einem Kispoko-Krieger bei seinem Stamm zu leben. Doch selbst als ich diese Worte sprach, sehnte mein Herz sich bereits nach ihm."
"Du warst zumindest eine Shawnee", wandte Wolf Heart ein. Trotzdem taten ihre Worte ihm gut. "Das machte die Sache einfacher."
"Zugegeben. Aber ich weiß, dass das Mädchen dich liebt. An dem Tag, als sie dich so schwer verletzt herbrachten, ist sie nicht von deiner Seite gewichen. Ich weiß, wie sie dich ansieht, wenn sie sich unbeobachtet fühlt. Ich habe die Zärtlichkeit in ihren Augen gesehen."
"Und ich habe die Schärfe ihrer Krallen gespürt."
"Hättest du lieber eine Frau ohne Temperament, ohne Feuer?"
Wolf Heart versuchte, eine bequemere Lage zu finden. Er dachte daran, wie Clarissas Widerstand in seinen Armen dahingeschmolzen war … Und dann an die Verachtung in ihren Augen, als sie sich von ihm losgemacht hatte.
"Genug davon", murrte er. "Wir drehen uns im Kreise." Er ging in die Hocke und richtete sich dann mühsam auf. Mit zittrigen Beinen wandte er sich zur Tür und winkte ungeduldig ab, als Swan Feather ihm helfen wollte.
"Es ist zu früh", mahnte sie. "Du solltest wirklich noch ein paar Tage bleiben."
"Ich bin schon zu lange geblieben, Freundin meiner Mutter. Ein Mann sollte in seiner eigenen Hütte schlafen." Er kämpfte gegen den Schmerz an, der wie Feuer durch seinen Oberkörper schoss. Der Stolz und seine Ehre als Krieger verlangten, dass er aus eigener Kraft nach Haus ging und seiner Umwelt ein gleichmütiges Gesicht zeigte. Dazu würde er all seine Kraft brauchen.
"Ich mache dir ein Feuer und bringe dir Essen!" rief Swan Feather ihm nach, als er sich in dem niedrigen Eingang bückte.
"Wenn meine Rippen geheilt sind, werde ich einen Rehbock nur für dich allein schießen und zerlegen", versprach er. Sein Kiefer spannte sich bei jeder Bewegung.
"Und ich werde dir aus dem Leder ein schönes Paar Beinlinge machen!" Swan Feather musste immer das letzte Wort haben. "Sie werden rechtzeitig zu deiner Hochzeit fertig sein."
Wolf Heart durchquerte das Dorf und grüßte jeden, der ihm begegnete, als wäre nichts geschehen. Erst als er in der Abgeschiedenheit seiner eigenen Hütte angekommen war, ließ er sich zu Boden sinken und gestattete sich ein tief empfundenes Stöhnen.
So klein sie auch war, wirkte seine Junggesellenhütte im Vergleich zu Swan Feathers überfüllter Behausung groß und geräumig. Seine Besitztümer waren noch alle am alten Platz. Die Muskete mit ihrem langen Lauf lehnte senkrecht an der Wand. Bogen und Köcher lagen noch dort, wo er sie in aller Eile abgelegt hatte. Auch das zerwühlte Bett und die lang verloschene Feuerstelle waren unverändert. Wie still es hier in seiner Hütte war. Und wie kalt und einsam würden die Nächte sein, wenn Clarissas Atem die Dunkelheit nicht mehr erwärmte.
Mit dem Lederball in den Händen rannte Clarissa über den schlüpfrigen Rasen. Sie täuschte nach links an und wich dann nach rechts aus, doch sie war nicht schnell genug. Drei sehnige braune Körper prallten mit ihr zusammen und brachten sie aus dem Gleichgewicht. Als sie zu Boden ging, verlor sie den Ball, der von anderen Händen geschnappt und in die entgegengesetzte Richtung geworfen wurde, verfolgt von den schreienden, johlenden
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