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Die Braut des Shawnee-Kriegers

Die Braut des Shawnee-Kriegers

Titel: Die Braut des Shawnee-Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lane
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Spielerinnen.
    Einen Augenblick lang blieb sie auf dem niedergetrampelten Gras liegen. Sie fühlte sich völlig zerschlagen. Jeder Knochen und Muskel im Leibe tat ihr weh. Dieser derbe Shawnee-Sport war fast so brutal wie der Spießrutenlauf, und dabei war das heutige Gefecht nur ein Übungsspiel zwischen zwei Frauenmannschaften. Wie würde es erst sein, wenn sie morgen gegen die Männer antraten?
    Die Frauen, von denen die meisten nichts außer einem knappen Lederkleid trugen, kreischten begeistert, als der Ball am anderen Ende des Spielfelds durch die beiden Torpfosten flog. An dem Spiel durfte jede erwachsene Frau teilnehmen, die es sich zutraute, vom drahtigen jungen Mädchen bis hin zum hinkenden, grauhaarigen Hutzelweib. Clarissa, die darauf bestanden hatte, völlig angezogen mitzuspielen, war darüber aufgeklärt worden, dass sie bei dem Spiel Swan Feather vertrat, deren arthritische Knochen nicht mehr mithalten konnten. Ihre Teilnahme an dem Spiel würde der Alten zur Ehre gereichen.
    Sie beeilte sich, auf die Füße zu kommen, als der Pulk der Spielerinnen in ihre Richtung zurücklief. Abgesehen von ihrer Zeit in der Mondhütte hatte sie jeden Nachmittag mit der Mannschaft geübt. Dabei hatte sie erfahren, dass die Frauen den Ball mit den Händen übers Spielfeld tragen durften. Die Männer dagegen konnten ihn nur ins Tor schlagen oder treten. Ansonsten schien es überhaupt keine Regeln zu geben. Man durfte den Gegner prügeln, ihm ein Bein stellen, auf ihn trampeln, wenn er am Boden lag, oder ihm auf alle mögliche Art übel mitspielen. So etwas wurde nicht bestraft, sondern sogar frank und frei bejubelt. Umso besser, dachte Clarissa. Je chaotischer das Spiel, desto besser ihre Fluchtchancen.
    Als sie sich wieder unter die Spieler mischte, erblickte sie eine große, vertraute Gestalt auf der anderen Seite des Spielfelds, vertieft in ein Gespräch mit Hunts-at-Night. Wolf Heart war fast wieder gesund. Er bewegte sich frei im Dorf und brauchte auch keine Hilfe mehr beim Feuermachen oder Essen. Alle wussten jedoch, dass er diesmal nicht am Ballspiel teilnehmen würde. Es wäre eine zu große Gefahr für seine kaum verheilten Rippen.
    Clarissa verdrängte den Gedanken an seine störende Gegenwart und stürzte sich wieder in das Gewühl kreischender, kämpfender Frauen. Der Ball war den schweißfeuchten Händen einer Spielerin entglitten und flog durch die Luft. Clarissa stürzte sich auf ihn. Sie spürte, wie ihre ausgestreckten Hände ihn erwischten, und krallte die Fingernägel in das nasse Leder. Im nächsten Augenblick hatte sie sich freigelaufen und jagte über den Rasen in Richtung des gegnerischen Tors.
    Was ihr an Gewicht und Stärke fehlte, machte sie an Geschwindigkeit wieder wett. Ihre langen Beine schnellten vorwärts und legten immer mehr Abstand zwischen sie und die johlenden Verfolgerinnen. Ein Hochgefühl erfasste sie und brach mit einem wilden, jubelnden Schrei aus ihr heraus.
    Direkt vor sich sah sie die zwei Torpfosten. Die Augen darauf geheftet, bog sie den Arm zum Wurf zurück. Sie war so auf ihr Ziel konzentriert, dass sie die beiden schlanken Gestalten übersah, die von der Seite auf sie zu rannten. Erst als sie ihre fliegenden Röcke packten, bemerkte sie die zwei Mädchen, die sie bei ihrem ersten Aufenthalt in der Mondhütte kennen gelernt hatte. Doch da war es schon zu spät. Der Ruck an ihrem Kleid brachte sie aus dem Gleichgewicht und ließ sie stolpern. Getragen von ihrem eigenen Schwung, landete sie mit dem Gesicht nach unten im Gras.
    Der Ball fiel aus ihren Händen. Eins der Mädchen schnappte ihn, und beide rannten kreischend in entgegengesetzter Richtung davon. Halb betäubt von dem Aufprall kam Clarissa taumelnd auf die Knie. Sterne tanzten vor ihren Augen, und sie blinzelte sie fort. Ihre Wangen brannten vor Scham, wenn sie sich vorstellte, dass Wolf Heart sie jetzt auslachen würde.
    "Das war ein guter Lauf." White Moon blieb neben ihr stehen und streckte die Hand aus, um ihr aufzuhelfen. Trotz ihres verschwitzten Haars und der geröteten Wangen behielt sie ihre natürliche Würde. "Wenn du deine Sache morgen auch so gut machst, werden die Männer das Feuerholz sammeln müssen."
    Während die Anführerin der Frauen das Signal zur Beendigung des Übungsspiels gab, massierte Clarissa sich die schmerzende Hüfte. "Red Fawn und Laughing Bird waren schneller als ich", sagte sie geknickt. "Es war, als kämen sie aus dem Nirgendwo."
    "In gewisser Weise stimmt das auch." Lachend

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