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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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ihn nicht noch mehr, Anna oder Adara
oder wie auch immer du sonst heißen magst! Mein Freund ist nicht gut auf dich
zu sprechen, und ich kann’s ihm nicht mal übel nehmen. Welchem Umstand
verdanken wir eigentlich deinen Beistand?«
    »Dem Umstand, dass Ihr beiden ehrlich seid,
sollte ich mich nicht völlig in Euch täuschen!«
    »Das sagt die Richtige! Weißt du überhaupt,
was das Wort bedeutet?« Robert war im Gegensatz zu Osman nicht bereit, ihren
Zwist, wenn auch nur vorübergehend, beizulegen.
    »Nun mal halblang, lieber Freund! Wer hat
denn versucht, eine unschuldige, wehrlose Frau betrunken zu machen, um dann
über sie herzufallen?«
    Robert blieb die Luft weg. Wie konnte sie
nur mit einer derartigen Selbstverständlichkeit die Wahrheit verdrehen? »Von
unschuldig und wehrlos kann bei dir ja wohl kaum die Rede sein!«
    »Und wusstest du das bereits, bevor du mir
den Weingeist zu trinken gabst?«, erwiderte sie und stemmte ihre Arme in die
Hüften.
    »Jedenfalls hatte ich nicht vor, dich
betrunken zu machen!«
    »Du streitest es also nicht ab, dass du
über mich herfallen wolltest!«
    Robert schwirrte der
Kopf. Sie war ihm über, egal, was er sagte, sie drehte es zu seinem Nachteil.
    Osman musste grinsen,
so ratlos hatte er seinen bestimmt nicht auf den Mund gefallenen Freund noch
nie erlebt. »Wohin gehen wir eigentlich?«, fragte er eher beiläufig.
    »Na, wohin wohl, zu
Leonhardts und meinem Heim natürlich!«, erwiderte sie unwirsch.
    Konnte man dieser Frau nicht eine
unschuldige Frage stellen, ohne dass sie einem gleich über den Mund fuhr? Nun
war auch Osman verärgert. Schweigend gingen sie die letzte halbe Meile jeder
für sich und in sich versunken, entweder einen tiefen Groll hegend auf einen
der anderen oder auf die Umstände, die sie wieder zusammenführte, bis sie
schließlich Leonhardts Heim erreichten.
    Und wieder setzten sich Robert und Osman an
den Tisch, um den sie bereits einige Tage zuvor gesessen hatten, seinerzeit mit
Leonhardt. Beide schauten sie gespannt auf dessen Frau, war sie ihnen doch
einige Erklärungen schuldig.
    Sie schenkte allen dreien Wasser ein, Wein
oder Rum von ihr hätte Robert ohnehin nicht angerührt und Osman schon gar
nicht. Trotzdem roch Robert an seinem Becher, was sie mit einem missfälligen
Blick quittierte.
    »Warum so misstrauisch, Robert, immerhin
hast du mir deine Freiheit zu verdanken!«
    »Gar nichts habe ich
dir zu verdanken, elende Diebin. Ohne dich wären Osman und ich bereits lange in
Cölln und hätten nicht den letzten Monat in einem Stollen schuften müssen. Gib
uns gefälligst das gestohlene Geld zurück, damit wir endlich unsrer Wege ziehen
können!«
    »Ihr dürft die Stadt nicht verlassen!«
    »Lass das mal unsere Sorge sein. Bevor die
fette Wanze von Hauptmann überhaupt mitbekommt, dass wir durchs Stadttor sind,
werden wir schon über alle Berge sein.«
    »Ich hab das Geld nicht mehr!«
    »Himmel Arsch!«
Roberts Schemel flog zur Seite, als er mit einem Satz auf den Beinen war. Dumpf
krachte sein Schädel gegen den Deckenbalken, was seinen Zorn jedoch nicht im
Geringsten zu kühlen vermochte. Mit geballten Fäusten stand er drohend über
ihr, und zum ersten Mal wirkte selbst sie verunsichert – wer sollte es ihr auch
verdenken bei diesem vor Wut schnaubenden Goliath.
    Wieder war es an Osman, sich schützend vor
die Frau zu stellen, auch wenn er ihr in dem Moment am liebsten selbst den Kopf
abgerissen hätte. »Robert, setz dich!«, sagte er in einem Ton, der keinen
Widerspruch duldete. »Und von dir will ich nun rundheraus und ohne Umschweife
wissen, was mit unserem Geld geschehen ist und warum du ausgerechnet uns um
Hilfe bittest. Und überlege dir gut, was du sagst, sonst halte ich dich
eigenhändig fest, während er dir das Innere nach außen stülpt – glaub mir, er
kann das!« Osmans Hände zitterten, als er seinen Zeigefinger erhob, offenbar
hatte er sich nur noch mit Mühe unter Kontrolle, von dem brodelnden Vulkan
neben ihm ganz zu schweigen.
     
    *
     
    Anton öffnete die Augen, als die Tür zuschlug. Blut verklebte ihm
die Lider.
    Verdammt noch eins, was hatten sie nur mit
ihm angestellt?
    Jeder Knochen tat ihm weh. Gefoltert hatten
sie ihn, er wurde verprügelt, gequält und gepiesackt bis aufs Blut, doch eines
taten sie nicht – Fragen stellen. Nichts wollten sie von ihm wissen, doch war
das nicht üblich bei einem Prozess wie diesem?
    Leonhardt, zum Teufel mit ihm, warum nur
dieser Betrug, was bezweckte er damit? Er jedenfalls

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