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Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Die Braut des Silberfinders - historischer Roman

Titel: Die Braut des Silberfinders - historischer Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Möglichkeit, meinen Gatten
zu sehen, ich bitt Euch!« Und um ihrer Verzweiflung Nachdruck zu verleihen,
ließ sie die eine oder andere Träne kullern.
    Dörrkamp indes war
unsicher, ob er nicht immer noch schlief, denn kurz zuvor träumte er von Adara
und nun stand sie vor ihm. »Gern würde ich Euch Euren Wunsch erfüllen, doch der
Blutbann, der auf ihm liegt, verbietet, wie Ihr sehr wohl wisst, jeglichen
Kontakt mit Personen außerhalb des Klerus oder der vollziehenden Gewalt. Aber
vielleicht kann ich Euch anderweitig zu Diensten sein?« Er stand auf und
drückte seinen Rücken durch, wodurch er ihr zumindest bis ans Kinn reichte,
seinen Bauch zog er überdies so gut es ging ein. Eine stramme soldatische
Erscheinung, meinte Dörrkamp von sich selbst, ein gockelhafter, eingebildeter
Gnom, fand Adara.
    »Ach, Herr Hauptmann, seid doch so gut und
lasst mich kurz zum Leonhardt. Im Grunde sind’s auch nicht Worte, die ich mit
ihm zu wechseln habe«, gurrte sie und drückte Dörrkamp ganz sanft zurück auf
seinen Stuhl, »wenn Ihr versteht, was ich meine.«
    Vornübergebeugt stand sie vor dem Hauptmann
und stützte sich mit ihren Ellenbogen auf seinem Tisch ab, ihre Bluse war so
nachlässig geknüpft, dass er zwischen ihren Brüsten den Bauchnabel zu erkennen
glaubte. Ihm verschlug’s nicht nur den Atem, auch seine Stimme versagte ihm
anfangs den Dienst.
    »Und … und warum sollte ich Euch gerade dabei behilflich sein?«
    »Sagt man nicht, der Appetit kommt mit dem
Essen? Ich bin ein großes Mädchen und habe immer viel Hunger – Leonhardt wird
ihn in der Kürze nicht stillen können.«
    Nun war Dörrkamp nicht mehr zu halten,
ungeniert starrte er ihren Busen an, der ihm förmlich aus der Bluse entgegenzuspringen
schien. »Hier haben wir alle Zeit der Welt, lass mich deinen Hunger stillen,
bei mir reicht’s auch noch zur Nachspeise«, sagte er und leckte sich unbewusst
über seine trockenen Lippen.
    »Lasst mich erst zu meinem Mann, dann
können wir sehen«, erwiderte Adara siegessicher. Jetzt hatte sie ihn an der
Angel, seine Gier würde ihn zu Wachs in ihren Händen machen – nahm sie
zumindest an. Leider fiel seine Antwort ganz und gar nicht in ihrem Sinne aus.
     
    *
     
    Klatsch – und gleich noch einmal, diesmal sogar noch lauter.
    Robert zuckte zusammen bei jedem Ton.
Lieber Herrgott, lass das keine Maulschellen gewesen sein.
    Ein Stuhl fiel um, dann flog die Tür auf.
Adara stürzte heraus, dicht gefolgt vom Hauptmann, dessen linke Wange deutlich
mehr Farbe hatte als die rechte, fast ein Kunststück in Anbetracht seines
ohnehin schon knallroten Kopfes.
    »Ihr Lump, wie konntet Ihr nur, Herr
Hauptmann?«
    Dörrkamps Gesichtsfarbe wechselte nun ins
Violette, sein Kopf schien ihm fast zu platzen vor Scham. Diese Schande, von einer
Frau derart brüsk zurechtgewiesen zu werden, und das auch noch in Gegenwart
seiner Männer. Hiervon, so meinte er seinerzeit, würden er und sein Ruf sich
nie wieder erholen.
    »Aber Adara, was habt Ihr denn? Was hab ich
Euch denn angetan?«, wagte er einen letzten, armseligen Versuch, größeren
Schaden von sich abzuwenden.
    »Ihr wisst genau, was ich meine, oder soll
ich noch deutlicher werden?«
    Das musste sie nicht. Hocherhobenen Hauptes
verließ Adara die Wachstube, Robert und Osman in ihrem Gefolge. Zurück blieb
ein Hauptmann, dem Übles schwante, was seinen Leumund betraf. Zumindest, was
die nächsten Wochen anbelangte, lag er damit richtig, dafür sorgten bereits
seine Soldaten, wenn auch freilich nur hinter vorgehaltener Hand.
     
    *
     
    »Und was hatte das nun wieder zu bedeuten, edle Jungfer? Seit wann
bist du so zimperlich? Mit dem Hauptmann hast du’s dir auf ewig verscherzt. Wie
sollen wir jetzt noch mit Leonhardt sprechen?«
    »Ganz einfach, mein Großer! Wir gehen ihn
besuchen!«
    Robert zog irritiert die Brauen hoch. »Ihn
im Kerker besuchen? Wie soll das gehen? Du weißt sehr wohl, dass im Kerker
keine Besuche möglich sind, schon gar nicht, wenn ein Blutbann vorliegt.«
    »Wer redet denn vom Kerker? Am Pranger
steht er derweil. Armer Leonhardt, hoffentlich übersteht er die Schande«,
schloss sie betrübt.
     
    Noch war die Sonne nicht vollständig über den Petersberg
gekrochen, da standen die drei bereits im weiten Rund des Goslarer Marktplatzes
und starrten hinüber zu Leonhardt, der am anderen Ende wie leblos am Pranger
hing. Das Kinn war ihm kraftlos aufs Brustbein gesunken, seine ganze
Erscheinung ein Bild des Jammers, fast schien es, als würde er

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