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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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und die Diener warteten aufmerksam darauf, dass man ihnen einen Befehl gab.
    Sie unterdrückte ein Lachen, was, wenn sie es geschehen ließe, sie zweifellos zum Weinen gebracht hätte. Sie war eine Duchess. Alles, was sie tat, wurde von jedem um sie herum beobachtet.
    „Mistress, was ist los?“
    „Euer Gnaden, seid Ihr krank? Travis, holt den Duke.“ Hinchcliff rief einem der Diener über die Schulter hinweg den Befehl zu.
    „Nein, nein!“ Temperance streckte eine Hand aus in dem vergeblichen Versuch, den Diener zurückzuhalten. „Das ist nicht nötig.“ Sie ließ den Arm sinken und strich sich über die Röcke. Sobald sie ihre Fassung zurückgewonnen hatte, wollte sie in ihre Gemächer zurückkehren. Der einzige Grund, warum sie das nicht gleich tat, war, dass sie nicht ganz sicher war, ob ihre Beine sie tragen würden.
    Vor ihr stand Toby, Auge in Auge mit ihr, und er runzelte die Stirn. „Warum sitzt Ihr auf der Treppe? Großmama sitzt niemals auf der Treppe.“
    „Ich muss noch lernen, wie man sich als Duchess benimmt.“ Temperance fühlte, wie ihre Unterlippe zitterte, bloß war sie fest entschlossen, nicht in der Öffentlichkeit zu weinen.
    „Euer Haar ist zerzaust.“
    „Ich weiß.“ Sie brachte ein Lächeln zustande. „Ich dachte daran, wie gut es dein Papa hat. Er kann sein Haar aufsetzen oder abnehmen, wie immer es ihm beliebt.“
    „Euer Haar ist nicht zerzaust!“, rief Isaac dazwischen. „Toby, du darfst zu Mistress Temperance nicht unhöflich sein. Sie ist die beste, die freundlichste Herrin, die jemand nur haben kann, und du wirst dich sofort bei ihr entschuldigen!“
    Temperance brach in Tränen aus und schlug die Hände vors Gesicht.

17. KAPITEL
    Die Dowager Duchess erschien gerade rechtzeitig in der Halle, um die letzten Worte von Temperances Gespräch mit Toby zu hören und auch Isaacs leidenschaftliche Verteidigung seiner früheren Herrin. Travis hatte Jack noch nicht finden können – er war im Stall und inspizierte die Kutschen, bloß konnte das der Diener nicht wissen – daher hatte er stattdessen Eleanor geholt. Sie war in die Halle geeilt, voller Angst, Temperance könnte krank sein. Doch es sah nicht so aus, als hätte ihre Schwiegertochter körperliche Beschwerden, daher blieb Eleanor einen Moment lang stehen und sah zu, unbemerkt von den erschrockenen männlichen Wesen, die in einem Halbkreis den Fuß der Treppe umstanden. Eleanor bezweifelte, dass Toby jemals zuvor in seinem Leben einen Erwachsenen hatte weinen sehen, und einen Moment lang schien er betroffen, weil er Temperance zum Weinen gebracht hatte.
    Isaac tätschelte Temperance und legte dann unbeholfen den Arm um ihre Schultern. „Er wollte nichts Böses über Euer Haar sagen, Mistress. Er ist noch sehr jung.“
    „Ich bin sieben!“, rief Toby empört. „Und ich weine nicht jedes Mal, wenn mir jemand sagt, ich soll mich kämmen.“
    Eleanor beschloss, dass es an der Zeit war, sich einzumischen. Als sie einen Schritt nach vorn machte, hob Temperance den Kopf und wischte sich die Augen mit dem Ärmel.
    „Ich weine nicht, weil Toby sagte, mein Haar sei zerzaust“, sagte sie. „Das weiß ich selbst. Ich weine, weil – weil ich so glücklich bin, dass du mich wie – wie ein Ritter aus alten Zeiten verteidigt hast, Isaac. Ich bin so stolz auf dich.“
    Isaac wurde ganz rot und wich vor Temperance zurück, als wäre ihm soeben bewusst geworden, dass es ein Verstoß gegen die Etikette war, wenn ein Lehrjunge eine Duchess umarmte.
    Toby scharrte mit den Füßen. Temperance schaute ihn an. Dabei bemerkte sie Eleanor.
    „Isaac, bring Toby in die Kinderstube“, befahl Eleanor. „Hinchcliff, sorgt dafür, dass niemand die Duchess und mich stört.“
    Sie wartete, bis ihre Anweisungen ausgeführt worden waren, bevor sie sich neben Temperance setzte. Von hinten hörte sie, wie Toby erschrocken Isaac zurief: „Großmama sitzt auf der Treppe!“
    „Komm schon!“ Entschlossen führte Isaac ihn die Treppe hinauf.
    „Entgegen den Behauptungen meines Enkels habe ich auch früher schon auf Treppen gesessen“, sagte Eleanor, sobald sie allein waren.
    „Es tut mir leid. Ich wollte keine Szene machen.“ Mit abgewandtem Gesicht zog Temperance ein Taschentuch aus dem Ärmel.
    „Ich weiß“, sagte Eleanor. „Seid Ihr krank? Es waren anstrengende Tage. Ich würde nicht schlecht von Euch denken, wenn Ihr ja sagt“, fügte sie freundlich hinzu.
    „Nein, nein. Ich bin nur müde.“ Temperance seufzte und schnäuzte

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