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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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sich die Nase. „Und dann hat Isaac mich so tapfer verteidigt, und ich musste weinen. Normalerweise tue ich das nicht.“
    „Ich weiß.“ Eleanor glaubte nicht, dass es Isaac war, der Temperances Tränen verursacht hatte. Einen Moment lang zögerte sie. Sie wollte nicht drängen, aber sie war besorgt. Ehe sie Temperance begegnete, hätte sie in einer Londoner Ladenbesitzerin nicht unbedingt eine passende Gemahlin für ihren Sohn gesehen, in den letzten Wochen war sie allerdings zu dem Schluss gekommen, dass die beiden erstaunlich gut zusammenpassten.
    „Beunruhigt Euch der Gedanke an die Reise?“, fragte sie. „Ich sagte Jack, Ihr würdet vielleicht nicht so gern während des ganzen Weges nach London in einer Kutsche hin und her geschaukelt werden, so bald nach der Hochzeitsfeier, aber er war entschlossen, morgen abzureisen.“
    Temperance sah auf. Als Eleanor ihrer Schwiegertochter in die Augen sah, ihrem erschrockenen, fragenden und schließlich hoffnungsvollen Blick begegnete, da war sie sicher, den Grund für Temperances Verzweiflung herausgefunden zu haben.
    „Jemand sollte ihn schütteln“, murmelte Eleanor, gleichermaßen belustigt wie verärgert über ihren Sohn, der sich bemühte, die Reise für seine Gemahlin so bequem wie möglich zu gestalten, und dabei nicht daran gedacht hatte, ihr zu sagen, dass sie ihn begleiten würde.
    „Verzeihung?“ Temperance schien verwirrt.
    „Egal. Jack, Isaac und Toby gehen mit Euch zusammen nach London“, sagte Eleanor. „Ihr reist mit Athena und Lord Halross. Jakob und Lady Desirée bleiben über Weihnachten hier bei mir. Nach den Festtagen werde ich Euch in Putney besuchen.“
    „Putney?“
    „Jack besitzt dort ein Haus“, erläuterte Eleanor. Sie stand auf und streckte Temperance ihre Hand entgegen. „Kommt. Wir werden überlegen, was Ihr mitnehmen müsst.“
    Während des übrigen Tages ergab sich für Temperance keine Gelegenheit mehr, allein mit Jack zu sprechen. Er war ständig mit den Reisevorbereitungen beschäftigt oder mit den Gästen. Nach einer Weile kam sie zu dem Schluss, dass er ihr aus dem Weg ging, aber nun, da sie wusste, sie würde mit ihm zusammen nach London reisen, fühlte sie sich ruhiger. Da sie keinen Wert darauf legte, ihm zu erklären, warum sie in Tränen ausgebrochen war, und sie noch immer nicht wusste, warum er beschlossen hatte, Sussex zu verlassen, schob sie ihren Plan, mit ihm über ihre Hochzeitsnacht zu sprechen, erst einmal auf. Dieses Gespräch wollte sie führen, wenn ihr Kopf sich nicht mehr anfühlte, als wäre er mit Stroh gefüllt – und wenn sie nicht mehr fürchten musste, bei der kleinsten Kleinigkeit in Tränen auszubrechen.
    „Geht ins Bett“, sagte Eleanor. „Ich werde alles Notwendige erledigen.“
    „Seid Ihr sicher, dass sie nicht krank ist? Toby hat gesagt, sie hat geweint. Sie weint niemals!“ Während Jack sprach, öffnete und schloss er immer wieder seine Hände, eine Geste, die seine Unruhe verriet.
    „Sie ist müde“, beruhigte ihn Eleanor. „Ich habe sie ins Bett geschickt, damit sie sich ausruht. Das ist keine große Überraschung, Jack. Als ich dich erwartete, war ich in den ersten Monaten auch sehr erschöpft, und in den letzten paar Wochen musste sie einiges durchstehen.“
    „Ich weiß. Ich will, dass sie ruht. Aber – sie hat geweint? Ich habe sie nur ein einziges Mal weinen sehen, das war, als ihr Laden brannte. Sie kann doch nicht …“ Er verstummte, und Eleanor fragte sich, was er wohl hatte sagen wollen. An seinen Blicken erkannte sie, dass er beunruhigt war.
    „Durch eine Schwangerschaft ist eine Frau leichter den Tränen nahe“, sagte Eleanor. „Aus guten Gründen ebenso wie aus schlechten.“
    „Gute Gründe?“ Jack starrte seine Mutter an. „Welche guten Gründe hatte sie, um heute Morgen zu weinen?“
    „Isaac hat sie sehr tapfer verteidigt. Er sagte, sie sei die beste Herrin, die jemand haben könnte. Ein solches Lob würde jede empfindsame Frau zum Weinen bringen.“
    Jack kniff die Augen zusammen. „Warum musste Isaac sie verteidigen? Hat Toby etwas Unangenehmes gesagt?“
    „Er war vielleicht ein wenig zu ehrlich, was ihr Erscheinungsbild angeht“, meinte Eleanor.
    Jack runzelte die Stirn. „Ihr Erscheinungsbild ist stets tadellos. Sie ist schön und anmutig.“
    „Ihr seid ein sehr gut aussehendes Paar“, bestätigte Eleanor. „Nun, warum hast du beschlossen, so schnell nach London abzureisen, wenn deine Gemahlin ruhen soll?“
    Jack stand für einen

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