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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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Tor sehen. Er ist voller Boote. Die Fährleute rufen die ganze Zeit über, Papa. Ich verstehe kein Wort von dem, was sie sagen. Sind es Fremde?“
    Jack lachte. „Es sind Londoner. Du bist nur an die Sprache von Sussex gewöhnt.“
    „Temperance und Isaac sind aus London, und sie verstehe ich“, sagte Toby.
    Jack rieb sich die Nase. „Fährleute können etwas grob in ihrer Sprache sein“, sagte er dann. „Es ist nicht so wichtig, dass du sie verstehst.“
    Schließlich mietete Jack eine Jolle, die sie die Themse hinaufbringen sollte. Bei Queenhithe verließen sie das Boot und gingen durch die zerstörte Stadt nach Cheapside. Außer Temperance und den Jungen hatte Jack noch einen Diener dabei, doch der trug keine Livree. Alle, einschließlich Jack, waren respektabel, aber nicht prunkvoll gekleidet. Jack wollte nicht, dass seine Ankunft in London bekannt wurde, und ebenso wenig wollte er die Aufmerksamkeit der Beutelschneider erregen, die sich in den Ruinen versteckten.
    Vor ihrer früheren Heimat schlang Temperance die Arme um sich und erinnerte sich daran, wie verzweifelt sie sich gefühlt hatte, als sie das letzte Mal hier gestanden hatte.
    „Ich bin so froh, dass du am Leben bist“, sagte sie plötzlich.
    Jack sah erschrocken aus, bevor er einen Arm um ihre Schultern legte und ihre Wange küsste.
    „Ich auch“, sagte er, und ein paar Minuten standen sie nur schweigend da. „Du hast den Platz geräumt“, sagte er schließlich.
    „Ja.“
    „Agnes hat das nicht getan.“ Er warf einen Blick auf die unberührten Trümmer nebenan.
    „Sie kann es sich nicht leisten. Ihr Hauswirt wollte sie dazu zwingen, weiterhin ihre Miete zu zahlen. Ich sagte ihr, sie sollte ihn vors Brandgericht bringen …“
    „Beaufleur!“
    Der plötzliche Ausruf ließ Temperance zusammenzucken. Sie drehte sich um und sah einen Mann auf sich zukommen, zu ihrer Verwirrung erkannte sie Nicholas Farley. Sie konnte sich nicht vorstellen, warum er sich so sehr freute, Jack zu sehen – oder warum er ihn überhaupt erkannte.
    „Beaufleur! Ich freue mich wirklich, Euch zu sehen, Sir“, sagte Farley und schüttelte Jack die Hand. „Edmund Beaufleurs Urgroßenkel. Wirklich ein Vergnügen. Wenn ich mich nicht täusche, müsst Ihr recht eng verwandt sein mit dem Duke of Kilverdale.“
    „Recht eng“, stimmte Jack zu.
    Zu spät erinnerte sich Temperance daran, dass Farley dabei gewesen war, als Agnes Jack beschuldigt hatte, das Feuer gelegt zu haben, und offensichtlich hatte er – wie sich zeigte, richtigerweise – angenommen, dass Jack denselben Familiennamen trug wie sein Urgroßvater.
    „Ich bin froh, dass die Nachricht von Eurem Tode falsch war“, sagte Farley. „Es ist typisch für Agnes Cruikshank, solche Unwahrheiten zu verbreiten. Dabei hat sie eine schwere Zeit hinter sich, die arme Frau, da sollte ich nicht schlecht über sie sprechen.“
    „Was ist ihr zugestoßen?“, fragte Temperance. „Ist sie noch in Southwark?“
    „Nein. Daniel Munckton hat dafür gesorgt, dass sie London verlassen konnte.“
    „Warum?“
    „Sie hat ihren Hauswirt vor das Brandgericht gebracht“, sagte Farley. „Und sie hat gewonnen. Man sollte meinen, damit wäre es zu Ende gewesen. Ein großer Mann hat keinen Grund, eine arme alte Frau wegen ein paar Pfund zu jagen. Aber es gab einige – Zwischenfälle. Munckton hielt es für sicherer, sie aus der Reichweite Seiner Lordschaft zu bringen.“
    „Oh.“ Temperance rieb sich die Unterarme. Ihr wurde plötzlich kalt, als sie sich an Lord Windles Gesichtsausdruck an jenem Tag erinnerte, da sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. „Ich habe Agnes geraten, vors Brandgericht zu ziehen.“
    „Es war ein guter Rat“, versicherte Farley ihr. „Wirklich – aber wartet! Ich glaube, mir fällt wieder ein – Agnes sagte, Ihr seid jetzt verheiratet?“ Er blickte von Jack zu Temperance und suchte nach einer Bestätigung. „Ich gratuliere Euch von Herzen zu der Frau, die Ihr Euch ausgesucht habt, Sir! Bitte verzeiht mir, ich muss zu einem Treffen und habe mich bereits verspätet. Euch einen guten Tag!“
    „Ich frage mich“, meinte Isaac, nachdem der Händler gegangen war, „wohin Agnes wohl verschwunden ist.“
    „Munckton wird es wissen“, sagte Jack. „Es klingt, als wäre er klug genug gewesen, sie aus London fortzuschicken. Und ich bin sicher, Fanny Berridges Gemahl ist erleichtert“, fügte er mit einem Anflug von Humor hinzu. „Seid Ihr bereit zum Gehen? Wir werden die Jolle nach Covent

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