Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
Vom Netzwerk:
versuchte, gerade das richtige Maß an höflicher Wärme in ihre Stimme zu legen. Schon jetzt hatte sie beschlossen, dass es keine gute Idee wäre, Jacks kühle Arroganz zu imitieren – niemand würde es schätzen, von einer Frau, die ihm vielleicht einmal Leinen verkauft hatte, grob behandelt zu werden –, aber sie hatte auch nicht vor, sich selbst oder Jack zu erniedrigen, indem sie verzweifelt die Anerkennung der Gesellschaft suchte.
    „Und es ist mir mehr als ein Vergnügen, die Eure zu machen, Euer Gnaden.“ Fotherington ließ seinen Blick über sie hinwegwandern, als er sprach. „Seit April war der gesamte Hof begierig darauf, Euch zu sehen.“
    „April?“ Temperance verstand kein Wort. Im April hatte sie Jack noch gar nicht gekannt.
    „Es war so dramatisch.“ Mit einer theatralischen Geste faltete Fotherington seine Hände über dem Bauch. „Seine Gnaden setzte Lord Windle in Kenntnis – und den gesamten Hof –, dass er unmöglich Windles Tochter heiraten könnte, weil er einer anderen versprochen sei. Und dann brach er nach Flandern auf. Seither waren wir alle darauf begierig, endlich Kilverdales Braut zu treffen.“
    Er ließ die Hände sinken, lächelte ihr zu, und in seinen Augen funkelte die Neugier.
    „Warum hast du mir nicht gesagt, dass du schon verlobt warst?“
    „Es war nicht …“
    „War es Anne Lidstone?“ Temperance sprach weiter, ohne auf Jacks Einwand zu achten. „Bist du deshalb so eilig nach London gekommen, um ihr zu erklären …“
    „Anne lebt in Chichester! Ich habe ihr nichts zu erklären. Warum zum Teufel sprichst du jetzt von ihr?“
    „Ich …“ Temperance starrte Jack an, der in ihrem Schlafzimmer umherging. Solange sie in der Öffentlichkeit waren, hatte er so getan, als hätte ihn die Begegnung mit Fotherington nicht beeindruckt, doch nun, da sie allein waren, hatte er die Pose der kühlen Selbstsicherheit aufgegeben. Temperance vermochte nicht zu beurteilen, ob er ärgerlich war, erschöpft oder besorgt über das, was geschehen war – aber ganz gewiss war es ihm nicht gleichgültig. „Wer ist sie?“, fragte sie.
    „Wer? Anne?“
    „Ja. Nein. Die Frau, für die du Lord Windles Tochter abgelehnt hast.“ Temperances Kehle fühlte sich so zugeschnürt an, dass sie kaum zu sprechen vermochte. „Die Frau, mit der du im April verlobt warst – ehe du mich überhaupt getroffen hattest.“
    „Niemand.“ Jack nahm sich die Perücke vom Kopf und warf sie zur Seite. „Es gab keine Frau.“
    „Es muss eine gegeben haben! Du hast es vor dem ganzen Hof verkündet – vor dem König – vor allen …“
    „Ich habe es in der Hitze des Augenblicks gesagt!“ Jack rieb sich mit beiden Händen über den Kopf. „Glaub mir, wenn dir Windle zwei Monate lang auf dem Fuße folgt, wirst du zum Äußersten getrieben.“
    „Es hat nicht gestimmt?“ Trotz Jacks Leugnen konnte Temperance nicht glauben, dass er den ganzen Hof belogen hatte.
    „Nein.“
    „Du hast alle angelogen.“
    „Ja.“
    „Was wolltest du tun, wenn du ohne eine Ehefrau an den Hof zurückgekehrt wärest?“
    „Das weiß Gott allein. Bis Fotherington sein kleines Feuerwerk abbrannte, hatte ich vollkommen vergessen, dass ich das gesagt hatte.“
    „Du hast es vergessen! Vor dem gesamten Hof gibst du eine so wichtige Erklärung ab, und du hast es vergessen? Wie kannst du so – so –, bist du sicher, dass du mich mit dieser Geschichte nicht nur abwimmeln willst?“
    Jack öffnete den Mund, holte wütend einmal tief Luft – und stieß sie wieder aus.
    „Glaub mir, wenn ich dich abwimmeln wollte, würde ich eine bessere Geschichte erfinden“, sagte er dann in gemäßigtem Tonfall. „Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich nicht behauptet, mit jemandem verlobt zu sein. Ich habe Windles Tochter nur meine Grüße ausrichten lassen und gesagt, dass ich bereits an eine andere gebunden sei.“
    „Seine Tochter war dabei?“
    „Nein. Ich habe genau einmal mit ihr gesprochen, in einem Raum voller Leute. Sobald ich merkte, aus welcher Richtung der Wind wehte, achtete ich darauf, mich niemals im selben Gebäude aufzuhalten wie sie, geschweige denn im selben Zimmer. Es war äußerst lästig.“
    „Ich glaube immer noch nicht, dass es dir ähnlich sieht, etwas zu behaupten, das du nicht einhalten kannst“, sagte Temperance, obwohl sie allmählich zu hoffen begann, dass er ihr die Wahrheit sagte. „Was hättest du getan, wenn du an den Hof zurückgekehrt wärest und festgestellt hättest, dass man

Weitere Kostenlose Bücher