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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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schon fürchtete, sich aus dem Knicks nicht mehr erheben zu können. Dann hingegen fragte sie sich, was ihr Bruder und ihre Eltern wohl sagen würden, wenn sie sie so sehen könnten. Der Gedanke tröstete sie, und sie vermochte dem Gruß des Königs angemessen zu antworten.
    „Ich freue mich, Eure Braut endlich kennenzulernen, Kilverdale“, sagte der König zu Jack. „Ihr habt sie zu lange versteckt gehalten. Erlaubt mir, nachher mit ihr zu tanzen.“
    „Natürlich, Eure Majestät.“ Lächelnd verneigte sich Jack, während Temperance das Gefühl hatte, ihr Magen machte einen Satz bei der Aussicht, mit dem König zu tanzen. Sie hoffte, er würde es wieder vergessen. Als sie sich endlich aus der königlichen Gesellschaft zurückziehen konnten, war sie sehr erleichtert.
    „Gut gemacht“, flüsterte Jack ihr ins Ohr. „So, wen sollen wir – oh!“
    Temperance sah sich um und erkannte zu ihrer Freude, dass die Halrosses auf sie zukamen.
    Sie unterhielten sich, bis der König die Königin zum ersten Tanz aufs Parkett führte. Zuerst tanzte Temperance mit Jack, dann mit Lord Halross, während Jack mit Athena tanzte.
    Dazwischen plauderten sie über neue Bekanntschaften, die sie in London geschlossen hatten, und ein wenig später war sie verblüfft, als der König tatsächlich mit ihr tanzen wollte. Da es unumgänglich war, ließ sie sich von ihm auf die Tanzfläche führen und konzentrierte sich ganz darauf, eine gute Figur zu machen.
    Voller Stolz sah Jack Temperance zu. Sie zeigte keinerlei Anzeichen von Aufregung. Ganz im Gegenteil, sie schien sich zu amüsieren. Ihre Augen funkelten, als sie dem König scheu zulächelte, und ihre Wangen waren gerötet. Jack empfand ein gewisses Unbehagen, weil ihm auffiel, dass der König recht eingenommen von ihr zu sein schien, doch Charles war nach wie vor mit Lady Castlemaine verbunden, und seit drei Jahren stieg er der tugendhaften Frances Stuart nach. Es war unwahrscheinlich, dass er seine Aufmerksamkeit Jacks Braut schenken würde – und undenkbar, dass Temperance die Aufmerksamkeiten des Königs begrüßen würde.
    Dann bemerkte er Swiftbourne, der ein Stück weit weg stand. Jack fragte sich, ob sein Großvater wirklich nur aus selbstsüchtigen Motiven die Seiten gewechselt hatte, wie er es immer geglaubt hatte. Bei diesen Gedanken ließ er seinen Blick über die Menge schweifen. Aus einer Gruppe plaudernder Freunde löste sich ein Mann. Als er Windle erkannte, erstarrte Jack. Bisher war es ihm gelungen, dem Earl in London aus dem Weg zu gehen. Obwohl er viele Einladungen angenommen hatte, hatte er sie sorgfältig ausgewählt und Temperance nur in Häuser geführt, bei denen er annehmen durfte, dass man ihr wohlwollend begegnete. Es ließ sich nicht vermeiden, dass dadurch ihre Gastgeber oftmals Männer waren, die hofften, ihn als Gönner zu gewinnen, und keine wahren Freunde, aber es hatte gut funktioniert. Unglücklicherweise hatte er weniger Einfluss darauf, wen sie bei Hofe trafen.
    Jack wollte es gern vermeiden, Windles Aufmerksamkeit zu erregen, daher wich er ein paar Schritte seitwärts aus, doch Windle wandte den Kopf und sah ihm direkt in die Augen. Der unverhohlene Hass im Blick des Earls erschreckte Jack. Er hatte gewusst, dass Windle wütend war, aber eine solche außerordentliche Feindseligkeit hatte er nicht erwartet.
    In diesem Moment sah Windle zu Temperance hinüber, die mit dem König tanzte. Sein mörderischer Gesichtsausdruck ließ Jack die Nackenhaare zu Berge stehen. Er benötigte alle Selbstkontrolle, um ruhig zu bleiben, hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, sich auf den Earl zu stürzen, und einem gleichermaßen starken Bedürfnis, Temperance zu packen und sie eilig in Sicherheit zu bringen. Er bewegte sich näher zu ihr, bereit sie zu holen, sobald der Tanz zu Ende war.
    Als er Swiftbourne auf der anderen Seite der Halle entdeckte, dauerte es nur einen winzigen Moment, ehe er beschloss, seinen Großvater um Hilfe zu bitten. Für sich selbst hätte er das nicht getan, wohl aber für Temperance.
    Er holte sie bei dem König ab, kaum dass der Tanz beendet war, und zwang sich zu lächeln und angemessen auf die Scherze des Königs zu antworten.
    „Ich habe nur zwei kleine Fehler gemacht“, flüsterte Temperance, nachdem sie außer Hörweite des Königs waren. „Ich glaube nicht, dass er es bemerkt hat. Jack, ich habe mit dem König getanzt!“ Hätte sie sich nicht so um eine würdevolle Haltung bemüht, dann, davon war Jack fest überzeugt,

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