Die Braut des Vagabunden
wäre sie vor Aufregung auf und nieder gehüpft.
Obwohl ihn seine Sorgen ablenkten, entzückte ihn ihre Freude über ihren Erfolg. Er wünschte sich, genügend Zeit zu haben, das zu genießen. Stattdessen nahm er ihren Arm und begann, sie in Richtung Swiftbourne zu ziehen.
„Wohin gehen wir?“, fragte sie.
„Du sagtest, ich sollte häufiger mit Swiftbourne sprechen“, erwiderte er. „Lass uns jetzt damit beginnen.“
„Oh ja, wenn du willst“, sagte sie, glühend wegen ihres Erfolgs bei Charles. „Ob Lord Swiftbourne wohl mit mir tanzen würde? Er ist groß genug. Ist es nicht ein Glück, dass der König so groß ist? Und ich bin sicher, er …“ Sie unterbrach sich und runzelte die Stirn, während sie an Jacks Schulter vorbeisah. „Jack, wer ist die Dame? Ich sah sie neulich im Theater. Ihre Miene ist – nun, recht unfreundlich, wenn sie uns ansieht.“
Jack erstarrte. Nach einer kleinen Weile drehte er sich vorsichtig um, aber mit einer unangenehmen Vorahnung. Die Frau begegnete ihrem Blick, und ihre vollen Lippen verzogen sich zu einem leicht spöttischen Lächeln. Jack bemühte sich um eine ausdruckslose Miene, als er Temperance ansah.
„Vivien“, sagte er und wunderte sich, dass seine Stimme beinahe normal klang, obwohl der Abend sich in einen immer größeren Albtraum zu verwandeln begann. „Lady Lacy.“
„Vivien?“, flüsterte Temperance.
Auf allen Seiten lauerten Katastrophen. Jack warf einen raschen Blick in die Richtung, in der Windle stand, voller Angst, der Earl könnte aus seinem Blickfeld verschwunden sein, während seine Aufmerksamkeit sich auf Vivien konzentrierte. Die Feststellung, dass Windle sich nicht bewegt hatte, trug nur wenig zu seiner Erleichterung bei. Vivien durchquerte den Raum mit jener Eleganz, die sie seit Jahren perfektionierte.
„Tobys Mutter?“, fragte Temperance.
Jack nahm ihre Hand und drückte sie fest. „Es tut mir leid, Tempest, lächle. Versuch so zu tun, als wäre alles in Ordnung.“
Während Jack zusah, wie Temperance sich um Haltung bemühte, war er innerlich hin und her gerissen zwischen Windle und seiner früheren Geliebten. Er versuchte, zu erraten, welche Boshaftigkeiten die beiden im Schilde führten. Was machte Vivien heute Abend hier? Ob sie nach einem weiteren reichen, älteren Beschützer Ausschau halten wollte? Allerdings gehörte der Hof nicht zu ihrem üblichen Jagdgebiet. Sie bevorzugte reiche Gönner, keine, die bis zum Hals in Spielschulden steckten.
Aus dem Augenwinkel sah er, wie Vivien sich Windle näherte. Warum sprach sie mit dem Earl? Er konnte sie nicht mit dem materiellen Luxus versorgen, nach dem sie sich so sehnte. Aber als Jack beobachtete, wie sie miteinander sprachen, erkannte er mit einer Sicherheit, die ihn schwindeln machte, dass es sich dabei nicht um einen Zufall handelte.
Er warf erneut einen Blick auf Temperance und sah, wie sie tapfer versuchte, ihn anzulächeln, obwohl ihre Lippen fast schneeweiß waren.
„Ich wusste nicht, dass sie eine Lady war“, sagte sie.
„Das ist sie auch nicht“, sagte er, und seine Stimme klang wie ein Knurren, ohne dass er es verhindern konnte.
Temperance sah ihn gleichermaßen verwirrt wie verletzt an. „Du hast sie eine Lady genannt“, flüsterte sie.
„Sie heiratete den Viscount Lacy 1657 und war wenige Monate später verwitwet“, sagte Jack tonlos. „Sie ist die Tochter von Sir Edward Logan – aber in jeder wesentlichen Hinsicht ist sie keine Lady.“
„Du …“ Temperance hielt inne, offensichtlich verstört trotz ihrer Bemühungen, gefasst zu wirken.
Jack schob alle Bedenken wegen der Etikette bei Hof beiseite. Er wollte Temperance so weit wie möglich von Vivien und Windle fortbringen. Irgendwo würde sie in Sicherheit sein, bis er mit ihnen fertig war.
Er packte ihre Hand fester und begann, sie zur Tür zu drängen.
Plötzlich standen Vivien und Lord Windle vor dem König.
„Majestät!“ Lord Windle verneigte sich vor Charles. „Ich bedaure, Euer Vergnügen stören zu müssen“, sagte der Earl und sprach laut genug, dass es jeder hören konnte. „Aber ich halte es für meine Pflicht, Eure Aufmerksamkeit auf eine Ungerechtigkeit zu lenken, die einer edlen Lady widerfuhr.“ Er deutete auf Vivien. Sie stand mit gesenktem Kopf neben ihm.
Jack gab es auf, zur Tür zu gelangen, denn es war zu spät. Viele Leute hier wussten, dass Vivien einst seine Mätresse gewesen war. Man drehte sich bereits zu ihm um.
Hilflos hielt er Temperances Hand und
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