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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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Ostende, die meine Talente zu schätzen wussten“, erwiderte er.
    „Was?“ Sie sah ihn wachsam an. „Sie gaben Euch Geld für Euren Gesang?“
    „Ja“, erinnerte er sich. „Ich saß am Strand, und sie kamen, um mir zuzuhören, und warfen mir Münzen zu. Dann luden mich einige von ihnen ein, sie nach Hause zu begleiten – und dort für sie zu singen. Weil sie mein Talent so sehr bewunderten.“
    „Ihr seid ein Schurke und ein Schürzenjäger!“ Am liebsten hätte Temperance geweint.
    „Nur wenn ich ihre Einladungen angenommen hätte“, sagte er.
    „Ich will gar nicht wissen, wie Ihr Eure Heimreise bezahlt habt“, entgegnete sie kühl.
    „Mein Cousin rettete mich“, sagte er. „Warum verkauft Ihr mir nicht ein Stück dieses blauen Tuchs?“
    „Nicht für ein Sonett. Und nachdem Ihr diese lächerliche Perücke gekauft habt, glaube ich kaum, dass Ihr noch genügend Münzen übrig habt.“ Sie verschränkte die Arme und funkelte ihn an.
    „Wie viel?“
    Widerstrebend nannte sie eine Summe, und er durchsuchte seine Taschen, bis er die erforderliche Zahl von Münzen hervorholte.
    „Schneidet mir ein Stück ab“, befahl er.
    „Jawohl, Sir.“
    Er lehnte sich mit der Hüfte gegen die Kante der Auslage und sah ihr zu.
    „Da war ich nun, spielte meine Laute für eine Mahlzeit, überlegte, wie ich mir eine Überfahrt leisten könnte, ohne meine Tugend aufs Spiel zu setzen …“
    „Eure Tugend!“, rief Temperance aus, dann verstummte sie.
    „Wirklich. Und wen sah ich kommen? Meinen Cousin. Ein großartiger Kerl. Wie sich herausstellte, wartete er ebenfalls auf das Schiff. So überredete ich ihn, mich zu unterstützen.“
    „Tatsächlich?“ Temperance bemühte sich nicht, das Misstrauen aus ihrer Stimme zu verbannen. „Welch ein Zufall. Was wollte Euer Cousin denn in Ostende?“
    „Er wollte eine Cousine von uns in Brügge besuchen. Aber sie war nicht dort.“
    „Sie? Hört auf mit diesem Unsinn.“ Mit zornigen Bewegungen faltete Temperance den Stoff zusammen. „Und zahlt, was Ihr erworben habt.“
    „Ich habe wirklich mehrere Cousins und Cousinen.“ Jack zwinkerte ihr zu, als er ihr die Münzen reichte. „Eine von Ihnen weilte als Gast für zwei Jahre in einem Konvent in Brügge. Ihretwegen bin ich diesen Sommer nach Venedig gereist. Im April war ich in Brügge, um sie nach Hause zu holen, doch ich musste feststellen, dass sie schon nach Italien abgereist war, also bin ich ihr gefolgt. Mein Cousin übrigens, der, mit dem ich nach Dover gereist bin, ist ein guter schwedischer Lutheraner.“
    „Seid Ihr kein Engländer?“, fragte sie. „Ich dachte, Ihr wäret einer. Ihr redet wie einer. Ihr sagtet, Euer Urgroßvater war Gemischtwarenhändler hier in London.“
    „Doch, ich bin Engländer. Zumindest von Geburt her“, antwortete er.
    „Aber Ihr habt einen schwedischen Cousin?“
    „Zur Hälfte schwedisch. Einer meiner Onkel beschloss, sein Glück in Schweden zu suchen, und heiratete eine schwedische Dame“, erläuterte Jack. Erst als ihr auffiel, dass er sich bei diesen Worten etwas entspannte, wurde ihr klar, wie angespannt er bei ihrer vorigen Frage gewesen war.
    „Fühlt Ihr Euch nicht als Engländer?“, fragte sie.
    „Nein. Ja.“ Er hob eine Hand an den Kopf und ließ sie dann abrupt wieder sinken.
    „Beinahe hättet Ihr vergessen, dass es nicht Euer Haar ist“, neckte sie ihn. „Hättet Ihr nicht Euer Geld so verschleudert, dann könntet Ihr Euch die Haare raufen, wann immer Euch der Sinn danach steht. Aber so …“ Sie vollendete den Satz nicht.
    „Warum habt Ihr etwas gegen meine schöne Perücke?“, wollte er wissen. „Sie ist ebenso gut wie die jedes anderen Höflings – sogar so gut wie die des Königs. Würdet Ihr Euch auch über Seine Majestät lustig machen, wenn er hierher käme, um Leinen bei Euch zu kaufen? Wollt Ihr mir den Stoff eigentlich noch geben? Oder ihn bis zum Jüngsten Gericht an Eure Brust pressen?“
    „Glaubt Ihr, das Aussehen eines Gentlemans würde Euch helfen, eine weitere Audienz beim König zu erhalten?“, fragte Temperance und fühlte sich plötzlich wesentlich heiterer. „Wenn Ihr glaubt, dass es Euch Vorteile einbringt, dann würden sich die Ausgaben natürlich lohnen.“
    „Ich bin froh, dass ich endlich Eure Zustimmung gewonnen habe.“
    „Das habe ich nicht gesagt. Es war reine Eitelkeit, die …“
    „Diable!“ Jack riss sich die Perücke vom Kopf und stopfte sie in seine Tasche. „So, seid Ihr nun zufrieden?“
    Ihr stockte der

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