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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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was …“
    „Oh, lieber Gott!“ Nellie fuhr herum. Sie war schon beinahe zur Tür hinaus, als Temperance ihren Arm fasste.
    „Ist Katie verschwunden?“
    „Ich ging hinaus, um die letzten Neuigkeiten zu hören.“ Bebend holte Nellie Atem. „Ich schwöre, sie war neben mir. Ich sagte ihr, sie dürfte auf keinen Fall von meiner Seite weichen. Aber als ich das nächste Mal zu ihr hinsah, war sie fort.“ Tränen rannen Nellie über die Wangen. „Ich muss sie finden.“ Sie versuchte, sich aus Temperances Griff zu befreien.
    „Wer ist Katie?“ Jack stand neben Temperance.
    „Ihre Tochter. Sie ist fünf“, sagte Temperance. „Ich helfe dir, Nellie …“
    „Wir helfen alle“, sagte Jack. „Nellie, zeigt uns, wo Ihr wart, als Ihr sie zum letzten Mal gesehen habt. Und ihr zwei …“ Er blickte zu Isaac und Sarah. „… wisst ihr, wie Katie aussieht? Gut. Dann kommt mit.“
    Nach Einbruch der Dunkelheit bestand Jack darauf, dass Temperance und Isaac zusammenblieben, davon abgesehen, ging die Suche unvermindert weiter. Endlich fand Isaac, es war schon weit nach Mitternacht, Katie zusammengekauert vor einer Tür. Hinter einem Haufen Abfall war sie fast nicht zu sehen. Temperance jedenfalls hätte sie nicht bemerkt. Sie dankte Gott für Isaacs gute Augen, als sie das Kind auf den Arm hob, und gleich darauf konnte Nellie ihre Tochter in die Arme schließen.
    Schließlich nahm Jack Temperance den Schlüssel ab und öffnete die Tür zu ihrem Laden.
    „Jetzt werden wir essen“, verkündete er. „Was habt Ihr in der Vorratskammer?“
    „Essen?“ Temperance rieb sich über das Gesicht, sodass sie Asche und Tränen auf ihrer Wange verschmierte. „Ich weiß nicht. Etwas Brot ist da. Schinken. Und Käse, glaube ich …“
    „Na, das ist doch etwas für einen hungrigen Mann. Würdet Ihr mit mir teilen, auch wenn ich nicht für Euch spielen kann?“, fragte er, und in seiner Stimme lag eine Spur des früheren neckenden Tonfalls.
    „Natürlich.“ Temperance war zu besorgt für eine passende Antwort. Wie sollte sie ihre Waren in Sicherheit bringen? Sie hatten Katie gefunden, und niemals würde sie die Zeit bedauern, die sie mit der Suche nach ihr verbracht hatten. Nur würde sie ihren Besitz noch in Sicherheit bringen können?
    Die Angst trieb sie die Treppe hinauf, an der Küche vorbei bis zum Dachboden. Das Entsetzen raubte ihr den Atem, als sie zum Feuer hinüberblickte. Am Tag war es schon schlimm genug gewesen. In der Dunkelheit bot es einen grauenvollen Anblick. Durch die Flammen war der Himmel beinahe taghell erleuchtet. Sie waren jetzt näher herangekommen, züngelten über die Dächer und tanzten wie die Teufel um die Kirchtürme.
    Sie starrte hinüber, wie betäubt von dem albtraumhaften Anblick. Jack trat neben sie. „Ihr habt recht“, sagte sie, und ihre Stimme klang vor Furcht wie erstickt. „Wir müssen packen und von hier fortgehen.“
    „Nachdem wir gegessen haben“, erwiderte er.
    „Wir haben keine Zeit …“
    „Wir haben Zeit zum Essen“, erklärte er entschieden. „In der Dunkelheit wirkt das Feuer bedrohlich, aber es ist erst auf Höhe der Cannon Street.“
    Bis der Morgen sein erstes Licht über die Stadt warf, hatte Jack einen Karren für Temperance gefunden. Sie fragte nicht, wie er den Fuhrmann dazu überredet hatte, mit ihm zu gehen, oder was er bezahlt hatte. Sie hatte selbst erlebt, wie die Preise für Transporte sich seit Ausbruch des Feuers vervielfacht hatten. Träger, Fuhrleute und Wasserträger forderten, was immer ihre Kunden zahlen konnten – und wenn jemand nicht genug Geld besaß, dann kam ein anderer, wohlhabender oder auch verzweifelter, und akzeptierte den überhöhten Preis.
    Temperance gestattete sich nicht, darüber nachzudenken, wie tief sie jetzt in Jacks Schuld stand. Sie würde ihn später danach fragen. Jetzt konzentrierte sie sich darauf, die Stoffballen aus ihrem Laden einzupacken und zu verstauen.
    Als sie innehielt, um zu Atem zu kommen, sah sie Agnes aus ihrem Laden treten. Sie wusste nicht, wann sie ihre Nachbarin wiedersehen würde. Obwohl sie sich oft mit ihr gestritten hatte, wollte sie sich nicht im Bösen von ihr trennen, daher ging sie zu ihr und sprach sie an.
    „Wohin geht Ihr?“, fragte Agnes.
    „Covent Garden. Was ist mit Euch?“
    „Meine Nichte Fanny, in Southwark. Erinnert Ihr Euch an sie?“
    „Natürlich. Was ist mit Eurer Habe?“ Temperance sah, dass Agnes’ Laden bereits leer war.
    „St. Paul’s“, sagte Agnes. „Kein Feuer

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