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Die Braut des Vagabunden

Die Braut des Vagabunden

Titel: Die Braut des Vagabunden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CLAIRE THORNTON
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darauf geachtet. Bestimmt hat sie …“
    „Habt Ihr sie gesehen?“, wollte sie von Jack wissen.
    „Nein.“
    „Fuhrmann!“ Sie erhob ihre Stimme. „Habt Ihr gesehen, wie eine alte Frau den Laden neben meinem verließ?“
    „Hab nicht hingesehen.“
    Temperance fuhr herum und lief den Weg zurück, den sie gekommen waren. Sie mochte Agnes nicht besonders, aber sie konnte sie nicht den Flammen überlassen. Jack packte sie an der Schulter, damit sie stehen blieb.
    Sie versuchte, ihn abzuschütteln. „Ich muss zurück. Nachsehen, ob sie gegangen ist.“
    „Ihr bleibt beim Wagen“, befahl er ihr. „Ich werde gehen.“
    Ehe sie sich gegen seine Eigenmächtigkeit wehren konnte, lief er wieder auf die Flammen zu.
    Temperance wollte ihm schon nacheilen, blieb dann jedoch stehen. „Bring die Sachen nach Covent Garden“, rief sie Isaac zu. „‚Bundle’s Kaffeehaus‘. Vergiss es nicht.“
    „Aber, Herrin …“
    „Ich muss nachsehen, ob Agnes in Sicherheit ist. Geh!“, beharrte sie, als er nicht gleich gehorchte. „Es ist deine Pflicht, dafür zu sorgen, dass alles sicher im Kaffeehaus ankommt. Ich zähle auf dich, Isaac.“
    Sie zog die Röcke fast bis zu den Knien hoch und begann zu laufen. Auf Anstand kam es nicht mehr an. Sie musste Jack einholen und Agnes finden. Noch immer presste sie die Schachtel an ihre Brust. Sie wünschte, so geistesgegenwärtig gewesen zu sein, sie in den Wagen zu legen, aber jetzt war es zu spät. Als sie sich Agnes’ Laden näherte, verlangsamte sie ihren Schritt. Das andere Ende von Cheapside bestand nur noch aus einer Wand von Flammen.
    Agnes’ Ladentür stand weit offen. Sie lief hinein und rief die Namen der beiden.
    „Hier!“, rief Jack von oben. „Bleibt unten.“
    „Was? Warum?“ Entsetzen packte sie. Sie starrte die Treppe hinauf.
    „Wir kommen nach unten. Weg da, Tempest!“
    Sie sprang zurück, und Jack tauchte im Laden auf, mit Agnes in seinen Armen.
    „Was ist mit ihr?“ Temperance eilte ihm voraus auf die Straße.
    „Auf der Treppe gefallen und am Knie verletzt“; sagte Jack. „Bleibt nahe bei mir.“
    Temperance musste beinahe laufen, um mit seinen langen Beinen Schritt halten zu können. Fragen stellte sie keine mehr. Sie durfte keinen Atem verschwenden, und Jack hielt Agnes sicher in den Armen. Gelegentlich durchfuhr ein Schauer die alte Frau, und ihre Wangen wirkten ein wenig eingefallen, aber das Feuer würde sie nicht bekommen.
    Auf der Höhe von St. Paul’s blieb Jack stehen. Temperance hatte Seitenstechen. Am liebsten hätte sie sich zusammengekrümmt, aber sie unterdrückte dieses Verlangen.
    „Wohin gehen wir?“, fragte sie.
    „Covent Garden.“ Ihre Frage schien Jack ein wenig zu überraschen. Seine Stimme war heiser, und sogar sein Atem klang angestrengter als sonst.
    „Ihre Nichte wohnt in Southwark“, sagte Temperance.
    „Ich kann für mich selbst sprechen, Mädchen!“, fuhr Agnes sie an.
    „Hat Eure Nichte ein Zimmer für Euch?“, fragte Jack.
    „Natürlich. Sie gehört zur Familie.“
    „Dann bringen wir Euch am besten dorthin.“
    Erst spät erreichten sie ihr Ziel. Die Gier der Fährleute hatte Temperance empört. Allein wäre sie gar nicht in der Lage gewesen, die Überfahrt zu bezahlen. Es war ihr eine Erleichterung, Agnes ihrer Nichte Fanny Berridge übergeben zu können.
    „Ihr könnt gern auch hier bleiben“, sagte Fannie.
    „Danke, aber ich habe es eilig, nach Covent Garden zu kommen“, sagte Jack, und gleich darauf fand Temperance sich in den überfüllten Straßen Southwarks wieder.
    Obwohl es fast Mitternacht war, waren die Leute draußen, um die Katastrophe zu sehen, die sich auf der anderen Seite des Flusses abspielte. Bei dem Anblick, der sich ihnen bot, ließ Temperance den Kopf sinken. Die Reise nach Covent Garden würde ebenso anstrengend und teuer sein wie der Weg, den sie von Cheapside nach Southwark zurückgelegt hatten. Sie blickte zu Jack hinüber und sah, dass er den Nähkasten trug. Sie konnte sich nicht erinnern, dass sie ihn abgestellt hatte. Sie streckte den Arm danach aus, obwohl sie so müde war, dass es ihr beinahe egal war, ob sie ihn verlor oder nicht.
    „Ich trage ihn“, sagte Jack. „Kommt schon.“ Mit dem freien Arm um ihre Schultern führte er sie weiter.
    „Wohin gehen wir?“ Temperance bemerkte plötzlich, dass sie nicht in Richtung auf den Fluss gingen.
    „Ein Zimmer suchen – oder wenigstens ein Bett – für den Rest der Nacht“, erwiderte er.
    „Aber alle Gasthäuser

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