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Die Braut des Wuestenprinzen

Die Braut des Wuestenprinzen

Titel: Die Braut des Wuestenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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ein zivilisierter Mensch zu sein!“
    „Du darfst ‚zivilisiert‘ nicht mit ‚verwestlicht‘ verwechseln“, erwiderte Karim ruhig. Seine Überheblichkeit machte sie rasend.
    „Nun gut, wenn das die orientalische Version von zivilisiertem Verhalten ist, ziehe ich westliche Barbarei vor.“
    „In der Tat hat du dich barbarisch verhalten“, antwortete er. „Aber mit der Zeit wirst du lernen, dich zivilisiert zu benehmen. Das färbt ab.“
    „Ich soll mich barbarisch verhalten haben?“, versetzte sie empört, sagte sich dann aber, dass Karim sie nur reizte. Er wollte sie wütend machen, und das konnte er sehr gut. Er wartete nur darauf, dass sie auf ihn losging und ihn anschrie, damit er mit seiner Behauptung Recht behielt.
    Also atmete Elenor tief durch, drehte sich um und blickte über die Wüste hinweg in Richtung des Bergs Shir.
    Ihr erster Rastplatz war ein kleines, von Gestrüpp umstandenes Wasserloch. Alle tranken und kühlten sich Gesicht und Nacken mit dem Wasser.
    Erstaunt darüber, ihn nicht verloren zu haben, nahm Elenor den Blütenkranz von ihrem Kopf. Sie presste eine rosa Blüte gegen ihre Lippen und dachte an all das, wofür diese Blüte stand. Hatte der Mann, der auf Gabriel geschossen hatte, gelogen?
    Nachdem er vom Pferd gefallen war, hatte er jedenfalls noch gelebt. Schließlich hatte er seine Hand bewegt.
    Als Opfergabe für Gabriel ließ sie den kleinen Kranz in das Wasserloch gleiten und schickte ein Gebet hinterher. Anahita, die Wassergöttin der alten Parvaner, sollte schon oft die Gebete verschleppter Frauen erhört haben.
    Schnell füllte Elenor die Feldflasche, als die Männer zu ihren Pferden zurückgingen. Das Wasser hatte sie erfrischt und ihr die Hoffnung zurückgegeben. Wenn Gabriel Sohrab das Pferd weggenommen hatte, dann schaffte sie das auch.
    Allerdings konnte sie kaum laufen. Nachdem sie stundenlang in unbequemer Position geritten war, tat ihr alles weh, und sie humpelte ein wenig.
    Dort stand das Pferd, auf dem Gabriel geritten war. Es sah frischer aus als die anderen. Ob es stimmte, dass die Spuren schon nach wenigen Kilometern verweht wurden? So weit sie sehen konnte, waren sie noch sehr gut zu erkennen: eine lange, fast schnurgerade Linie von Hufabdrücken in dem regelmäßig gerillten Sand.
    Nur ganz kurz sah sie in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Einen genaueren Blick auf diesen Weg in die Freiheit wagte sie nicht. Inzwischen humpelte sie etwas stärker. Als sie sich Karim und seinem schwarzen Pferd näherte, zuckte sie vor Schmerzen zusammen.
    „Was ist los?“, fragte Karim.
    „Mir tut alles weh von dem langen Ritt im Damensitz“, antwortete Elenor vorwurfsvoll. „Hast du etwa gedacht, das sei bequem, oder ist es ein Teil der Strafe?“
    „Ist es bequemer für dich, hinter mir zu sitzen?“
    Vor langer Zeit waren sie so geritten, und es war sehr bequem gewesen. Außerdem war es aufregend gewesen, seinen kraftvollen Körper zu umfassen und sich eng an ihn zu schmiegen. Aber sein Blick verriet, dass er sich daran genauso ungern erinnerte wie sie.
    „Es wäre bequemer für mich, allein zu reiten“, antwortete sie. „Aber mir ist schon klar, dass es dir nicht in erster Linie um mein Wohlergehen geht.“
    Er sah sie prüfend an. „Dieses Wasserloch war sehr stark vermint“, bemerkte er. „Als wir es von den Minen befreit haben, sind sieben Männer entweder getötet oder verkrüppelt worden. Noch mehr Opfer konnten wir uns nicht leisten. Also haben wir nur eine kleine Fläche um das Wasserloch geräumt.“
    Sie tat, als verstünde sie nicht, und musterte ihn unverwandt. „Was soll das heißen?“
    „Wenn ich dich Sohrabs Pferd reiten lasse – und ich verstehe sehr gut, warum du das willst – wäre es äußerst dumm, ausgerechnet hier einen Fluchtversuch zu wagen. Wenn du es versuchst, bist du so gut wie tot.“
    Elenor streifte Strumpfhose und Schuhe ab und zog stattdessen die Stoffstiefel an, die Karim ihr gegeben hatte. Während die anderen Männer warteten, half Karim ihr aufs Pferd. Der Sattel bestand aus einer Decke mit Steigbügeln. Das erleichterte sie, denn auf ihren nackten Beinen war der Stoff wesentlich angenehmer als Leder. Trotz allem fand sie es aufregend, durch die Wüste zu reiten. Sie hatte das Gefühl der Freiheit in der Wüste immer genossen. Nur das eine Mal nicht, auf dieser letzten, schrecklichen Reise. Damals, als das Danach ebenso unerträglich war wie das Davor und ihr weder das Bleiben noch das Fortgehen richtig

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