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Die Braut des Wuestenprinzen

Die Braut des Wuestenprinzen

Titel: Die Braut des Wuestenprinzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers
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galt. Seitdem habe das kleine Land angefangen, eine Art Nationalstolz zu entwickeln. Die Vorstellung, dass Parvan einen Kronprinz haben sollte, fanden die kaljukischen Studenten absolut lächerlich. Nun, wo Kaljukistan nicht mehr unter Sowjetherrschaft stand, würde Parvan schnell wieder merken, wo es langging.
    Für die anderen Studenten war es schwer zu entscheiden, wem sie glauben sollten. Wer immer er war – Karim Durran sah ohne Frage aus wie ein Prinz. Er war groß, schlank und sehr gut aussehend. Mit dem pechschwarzen Haar, den smaragdgrün leuchtenden Augen, der kühn hervorspringenden Nase und dem kräftigen Bartwuchs sah er wie jemand aus einer anderen Zeit aus. Wann immer er die Cafeteria oder einen Gemeinschaftsraum betrat, konnte man die Aufmerksamkeit, die ihm die weiblichen Anwesenden schenkten, förmlich spüren.
    Auch Elenor reagierte stets auf ihn, aber nicht, weil sie ihn anziehend fand. Im Gegenteil, sie verspürte eine starke Abneigung gegen ihn, obwohl sie ihn kaum kannte. Zwar war er niemandem gegenüber unhöflich, doch er lief in der Universität herum, als gehöre sie ihm – und die halbe Stadt dazu.
    Der schöne Parvaner besaß eine beachtliche Zahl von Anhängern unter den Studenten. Ob er in der Cafeteria saß oder draußen auf den Stufen des Instituts, immer umringte ihn ein kleines Grüppchen Bewunderer. Dass die wenigen Studenten aus Parvan seine Nähe suchten, war nichts Besonderes, aber bei den anderen fragte Elenor sich schon, was sie an ihm fanden. Dabei war es nicht so, dass er sich in irgendeiner Form hervortat oder sich als ihr Anführer aufspielte. Oft saß er nur still da, während die andern um ihn herum wild diskutierten. Trotzdem war er der Anführer, das war offensichtlich. Wenn er aufstand und ging, verlor die Gruppe ihren Bezugspunkt.
    Er wurde zu ihrem Lieblingsfeind. Zwar sah sie ihn so gut wie nie im Seminar, da sich die von ihnen besuchten Veranstaltungen kaum überschnitten. Aber trotzdem lief sie ihm und seiner Anhängerschar oft über den Weg.
    „Er scheint sie alle hypnotisiert zu haben“, brummte sie, während sie grimmig zu ihm herübersah.
    „Er regt dich ziemlich auf, oder?“, fragte Lana, mit der Elenor inzwischen sehr gut befreundet war.
    „Du musst zugeben, dass er gefährlich aussieht“, antwortete Elenor.
    „Findest du?“ Lana drehte sich um, sodass sie ihn besser sehen konnte. „Für wen sollte er gefährlich sein?“
    „Für jeden, der sich mit ihm einlässt.“ Elenor sah zum anderen Ende des Raums, wo Karim Durran gerade einem seiner Bewunderer zuhörte, den Blick seiner grünen Augen fest auf den Studenten gerichtet. „Sieh dir den armen Jungen an, er ist hypnotisiert! Karim hat sie alle verhext, das sieht doch ein Blinder! Demnächst wird er sie Massenselbstmord begehen lassen oder ähnliches.“
    Lana lachte. „Du bist ja eifersüchtig“, stellte sie belustigt fest.
    „Auf wen sollte ich eifersüchtig sein?“, fragte Elenor.
    „Ich weiß nicht … Vielleicht möchtest du auch so viele Bewunderer haben wie er. Oder du wärst gern ein Teil seines kleinen Hofstaats. Vielleicht wünschst du dir auch einfach nur, dass er dich einmal so ansieht.“
    Und genau das tat er jetzt. Vielleicht hatte er bemerkt, dass sie in seine Richtung blickten. Aber Elenor kam es so vor, als hätte er ganz bewusst Blickkontakt mit ihr aufgenommen. Er sah sie an, weil er es sich vorgenommen hatte, nicht, weil ihr Blick zufällig den seinen auf sich gezogen hatte.
    Bevor sie bis drei zählen konnte, sah er schon wieder weg. Trotzdem zitterte Elenor am ganzen Körper. Es war, als hätte er ihr mit diesem kurzen Blick befohlen, zu ihm zu kommen.
    Und das Schlimme war, dass sie liebend gern gehorcht hätte.
    Eine fürchterliche Angst stieg in ihr auf. Es gab Menschen, die unerklärliche Kräfte besaßen, die ihnen Macht über andere Menschen verliehen. Wenn man sich solchen Menschen unterwarf, hatte man keine Kontrolle mehr über sich selbst. Karims Blick hatte ihr gezeigt, wie sehr sie seinem Willen ausgeliefert wäre. Sie wusste nun, wie gefährlich es für sie war, sich in seinem direkten Umfeld zu bewegen.
    „Bist du eigentlich glücklich, wo du bist?“, fragte Lana eines Tages, als sie die Tottenham Court Road entlangschlenderten. „Wo du wohnst, meine ich.“
    „Glücklich?“ Elenor lachte. Ihr Wohnheim war eher für Lärm und Partys berühmt als für emsige Studenten. Normalerweise studierten Auslandsstudenten besonders fleißig, weil sie es sich

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