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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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vierzig Apartments in dem Haus, aber in keinem einzigen wohnt jemand mit dem Namen Gundlach.»
    Als Sven Liebmann fluchend den Sitzungsraum im Weißen Haus betrat, hatten die anderen sich bereits um den Tisch versammelt.
    «Ich habe mit dem Hausmeister gesprochen. Er hat noch nie von jemandem gehört, der so heißt. Ich habe die Verwaltung angerufen; die Sekretärin hat in den Unterlagen nachgesehen: Es gibt keinen Mieter mit diesem Namen und es gab nie einen.»
    «Damit war doch zu rechnen», sagte Kerstin Henschel.
    Die anderen sahen sie erstaunt an. Sie hatten darauf gehofft, durch den Namen im Notizbuch von Andrea Lorenz endlich einen Schritt weiterzukommen. Jetzt war die Enttäuschung groß.
    «Wenn unsere Vermutung stimmt», fuhr Kerstin Henschel fort, «dass diese Eintragung etwas mit dem Fall zu tun hat, dass der Mörder mit seinem Opfer einen Termin gemacht hat, dann dürfen wir nicht so naiv sein zu glauben, dass er ihr seinen richtigen Namen genannt hat.»
    «Aber warum hat er ihr dann überhaupt einen Namen und eine Adresse genannt? Wenn
wir
ihn in dem Haus nicht gefunden haben, dann hätte sich auch Andrea Lorenz nicht dort mit ihm treffen können.»
    «Hat sie ja wohl auch nicht», sagte Kai Döring. «Jedenfalls haben wir keinen Hinweis darauf. Aber vielleicht haben siesich nicht
in
dem Haus getroffen, sondern davor – auf der Straße. Vielleicht brauchten sie deshalb eine Adresse. Vielleicht hat er dort auf sie gewartet, und dann sind sie in die Schwanheimer Dünen gefahren.»
    «Um was zu tun?», fragte Manfred Petersen. «Meinst du, sie wollte ihm dort die Fußnägel lackieren?»
    Für einen kurzen Moment reagierten alle erheitert. Nur Kai Döring, der sonst am ehesten zu Scherzen aufgelegt war, schien verärgert zu sein, dass man seine Theorie nicht ernst nahm.
    «Und was, wenn es sich gar nicht um ein berufliches, sondern um ein privates Treffen gehandelt hat?», erwiderte er. «Was, wenn die beiden ein Date hatten. Keiner von uns weiß, wie es um die Ehe von Andrea Lorenz stand. Vielleicht war sie unglücklich und wollte jemanden kennen lernen. Immerhin könnte es sein, dass ihr Mörder eine Kontaktanzeige aufgegeben und sie sich auf diese Annonce gemeldet hat.»
    Erst jetzt schaltete sich Marthaler ein. Er hatte absichtlich so lange gewartet, bis er sich zu Wort meldete. Er wollte die Spekulationen der anderen nicht unterbrechen, damit sie die verschiedenen Möglichkeiten durchspielen konnten.
    «Alles ist möglich», sagte er. «Trotzdem möchte ich jetzt Walter Schilling bitten, uns einen ersten Bericht vom Fundort der Leiche zu geben.»
    «Unsere Leute sind noch vor Ort», sagte er. «Das Gelände ist groß, und wir haben keine Ahnung, wonach wir suchen. Es wird sicher noch einige Stunden dauern, bis wir alle Spuren gesichert haben. Und wie immer wird das meiste, was wir dann haben werden, nichts mit unserem Fall zu tun haben.»
    «Ja», sagte Kai Döring, «und wir dürfen dann wieder in euren Müllbeuteln herumkramen und uns die verfaulten Rosinen herauspicken.»
    «So ist es nun mal», erwiderte Schilling. «Das Wichtigste, was wir bislang sagen können: Der Fundort der Leiche ist auch der Tatort. Andrea Lorenz wurde dort getötet, wo wir sie entdeckt haben. Überall im Sand gab es Kampfspuren. Der Boden war aufgewühlt. Ich habe mit der Gerichtsmedizinerin gesprochen, und sie ist zu demselben Ergebnis gekommen. Die Leiche wies zahlreiche Schürf- und Kratzmale auf, die auf einen Kampf zwischen den Brombeerhecken hindeuten. In den Wunden wurde derselbe Sand gefunden, wie es ihn dort überall gibt. Es könnte auch sein, dass das Opfer eine Zeit lang an den Stamm einer Kiefer gefesselt gewesen ist. An der Rinde eines der Bäume haben wir Hautanhaftungen gefunden und daneben auf dem Boden die Reste eines Stricks, der mit einem Messer durchtrennt wurde.»
    «Kannst du erste Schlussfolgerungen ziehen?», fragte Marthaler.
    Der Chef der Spurensicherung schüttelte heftig den Kopf. «Nein, das kann ich nicht. Wir haben keine Anhaltspunkte. Es gibt bislang nichts, das auf eine bestimmte Person als Täter hinweist. Genauso wenig wie im ersten Fall   …»
    «Aber?»
    «Was meinst du mit: aber?»
    «Es klang, als wolltest du noch etwas sagen.»
    «Gut. Ihr wisst, wie sehr es mir widerstrebt, eine Behauptung aufzustellen, die ich nicht durch Spuren belegen kann. Aber wenn ihr unbedingt wollt: Alles, was ich gesehen habe, deutet darauf hin, dass es derselbe Täter ist. Nein, es ist mehr: Ich bin

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