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Die Braut im Schnee

Die Braut im Schnee

Titel: Die Braut im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Seghers
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Professor Wagenknecht angerufen und erfahren, dass er unterrichtet hatte, als der Mord in Darmstadt geschehen war. Aber er hatte den Zahnmediziner nicht nach seinem Alibi für die Nacht gefragt, in der Gabriele Hasler ermordet worden war.

SIEBEN
    Marthaler blieb auf dem Bürgersteig stehen und schloss die Augen. Er merkte, um wie vieles ruhiger die Stadt in diesem Viertel war. Vielleicht ist auch hier das Glück nicht zu Hause, dachte er, aber das Unglück ist womöglich doch ein wenig ferner.
    Ein Namensschild gab es nicht. Nur zwei schlichte Initialen aus Bronze, die an dem gemauerten Zaunpfosten angebracht waren. Der Vorgarten mit den vielen Natursteinen, der schmale, gepflasterte Weg, der von der Straße zum Haus führte, die beiden weiß verputzten Erker, selbst die Haustür aus dunklem, fast schwarzem Holz – alles hier war einfach und schön. Man merkte, dass die Leute, die hier wohnten, ausreichend Zeit gehabt hatten, ihren Geschmack auszubilden. Und ausreichend Geld, ihr Haus diesem Geschmack entsprechend zu gestalten.
    Zu seiner Verwunderung war das Gartentor unverschlossen. Er lief über den gewundenen Pflasterweg, stieg die wenigen Treppenstufen empor und drückte auf den Klingelknopf. Er wartete eine halbe Minute, dann läutete er erneut.
    «Ja bitte?»
    Die Stimme kam aus einer Richtung, die er nicht erwartet hatte. Er schaute sich um. An der Hausecke stand eine groß gewachsene Frau, die er auf Anfang fünfzig schätzte. Sie trug einen dünnen Pulli aus Mohair und eine Jeans.
    Er ging auf die Frau zu. Sofort fühlte er sich unbehaglich. Er merkte, wie sie ihn taxierte und wie die anfängliche Freundlichkeit in ihrer Miene dem Ausdruck von Desinteresse wich.
    «Frau Wagenknecht, nehme ich an», sagte er. «Ich würde gerne Ihren Mann sprechen.»
    Sie hob die Brauen und sah ihn an. Sie wartete darauf, dass er sich vorstellte.
    «Entschuldigen Sie. Mein Name ist Robert Marthaler. Ich bin Kriminalpolizist.»
    Sie lächelte, aber sie schwieg noch immer.
    «Ich ermittle in einem Mordfall. Sie werden davon gehört haben. Es geht um die Zahnärztin Gabriele Hasler. Sie war eine Studentin Ihres Mannes. Ich würde gerne mit ihm sprechen.»
    Das Lächeln hielt sich, aber es hatte kein Hinterland. «Oh, da muss ich Sie enttäuschen. Mein Mann ist verreist. Kann es sein, dass er mir von Ihnen erzählt hat?»
    «Seit wann ist Ihr Mann verreist?»
    «Seit gestern Abend. Er befindet sich auf einer Vortragsreise durch die USA.»
    «Dann muss ich mit Ihnen sprechen.»
    Plötzlich begann sie zu kichern.
    «Was ist daran komisch?», fragte er.
    Sofort wechselte ihr Gesichtsausdruck wieder. Jetzt stellte sie Langeweile zur Schau. Irgendetwas stimmt mit ihr nicht, dachte Marthaler. Oder mit mir. Jedenfalls verstehe ich sie nicht. Sie ist unruhig, aber es liegt nicht an mir. Sie ist ein nervöser Mensch, der nicht so wirken möchte. Sie möchte gerne überlegen wirken, aber alles an ihr zeigt, wie unzufrieden, wie aufgekratzt sie ist.
    «Bitte», sagte sie und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, ihr zu folgen.
    Hinter dem Haus erstreckte sich ein Garten mit einer großen Rasenfläche, die rechts und links von alten Laubbäumen begrenzt wurde. Durch die offene Terrassentür führte sie Marthaler in den Salon zu einer ledernen Sitzgruppe.
    «Ich habe mir gerade einen kleinen Prosecco gegönnt», sagte sie und kicherte erneut. «Wenn Sie ebenfalls ein Schlückchen mögen   …»
    Marthaler lehnte ab. Die Frau ließ sich in einen der beiden Sessel fallen und griff sofort nach ihrem Glas. Ohne dass sie es ihm angeboten hatte, nahm Marthaler in dem anderen Sessel Platz.
    «Ich wüsste gerne, wo Ihr Mann gestern Nachmittag war.» Sie antwortete nicht. Er wartete, aber seine Geduld ging schon jetzt zur Neige.
    «Ich weiß nicht, was mit Ihnen los ist», sagte er mit so ruhiger Stimme wie möglich. «Vielleicht sind Sie betrunken. Vielleicht sind Sie unglücklich. Es geht mich nichts an. Aber ich muss Sie bitten, meine Fragen zu beantworten.»
    «Schade, dass er nicht hier ist. Es würde ihm gefallen», sagte sie mit müder Stimme.
    «Was würde ihm gefallen?»
    «Dass Sie ihn verdächtigen. Dass Sie ihn für fähig halten, diese beiden Morde begangen zu haben. Darauf wollen Sie doch hinaus. Es würde ihm Spaß machen, er würde sich geschmeichelt fühlen. Und ich traue ihm zu, dass er es Ihnen sogar gestehen würde.»
    «Aber Sie trauen ihm nicht zu, dass er es wirklich getan hat?»
    Jetzt drehte sie sich zu ihm um und

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