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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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um zwei Dutzend Verwandte und Bekannte. Alex gab sein Einverständnis dazu durchs Telefon.
    »Macht, was ihr wollt«, sagte er. »Ich kann hier nicht weg.«
    »Das wird eine Traumhochzeit«, sagte Hilde begeistert, als die allerletzten Einladungen verschickt worden waren. »Wir müssen an nichts sparen. Kauf dir bloß ein schönes Kleid.«
    Aber der Brautkleidkauf und auch die Ringe mussten warten. Ein paar Tage vor dem Notartermin wegen der Grundbuchumschreibung bekamen wir die Baugenehmigung, und am selben Tag begann ein Bagger, die Baugrube auszuheben. Alex gab mir die telefonische Anweisung, das Tun der Tiefbauer zu überwachen, und so stand ich am Rand des Grundstücks und sah zu, wie die riesenhafte Baggerschaufel den sanften grünen Hang im Nu in eine braune Wüste mit einem tiefen Loch verwandelte. Mit mir beobachteten eine Menge kleiner Jungs samt Vätern sowie vereinzelt Frauen und Hunde das gewaltige Schauspiel. Meine neuen Nachbarn nutzten die Gelegenheit, sich vorzustellen und vorsichtig herauszufinden, mit wem sie es in Zukunft zu tun haben würden.
    »Wo ist denn der Gatte?«, fragte der ältere Herr, der das Haus unterhalb meines Grundstücks bewohnte. »Übrigens, Horn ist mein Name.«
    »Sehr erfreut«, sagte ich. »Mein - ähm - Gatte arbeitet zurzeit in Karlsruhe.«
    Herr Horn schüttelte tadelnd den Kopf. »Aber das istdoch Männersache hier«, sagte er und deutete auf die Baggerwüste hinter dem frisch aufgestellten Bauzaun. »Nichts für zarte Frauengemüter.«
    »Du musst Urlaub nehmen«, sagte ich zu Alex am Telefon, als er mir befahl, den Vermesser für nächsten Dienstag zu bestellen. »Das ist Männersache, nichts für zarte Frauengemüter.«
    »Ich kann nicht«, sagte Alex fest. »Du schaffst das schon. Du wirst dir eben ein echtes Männergemüt zulegen müssen.«
    »Ich brauche dich«, klagte ich. »Ich will das nicht alles alleine regeln«. Aber Alex sagte, was er immer sagte: »Du musst!«
     
    Am nächsten Morgen wurde ich vom Telefon geweckt.
    »So geht das aber nicht, liebe gute Frau«, keifte eine schrille Stimme in mein schläfriges Ohr.
    »Falsch verbunden«, murmelte ich hoffnungsvoll, aber die Stimme haspelte aufgeregt weiter: »Was haben Sie sich denn dabei gedacht, liebe gute Frau? Dachten Sie vielleicht, wir merken das nicht?«
    »Ähm.« Ich räusperte mich und schüttelte den Kopf, um meine grauen Zellen in Bewegung zu setzen. Wer war das, und was wollte er?
    »Unserem kleinen Klaus steht der Keller unter Wasser. Das lassen wir uns nicht gefallen, liebe gute Frau. Ich weiß nicht mal Ihren Namen.«
    Keller, Wasser, kleiner Klaus - die grauen Zellen wuss-ten leider nichts damit anzufangen.
    »Ich weiß Ihren Namen auch nicht«, sagte ich mutig, aber die Stimme ging nicht darauf ein.
    »Unserem kleinen Klaus steht doch der Keller unterWasser«, wiederholte sie. »Beim nächsten Regen. Das lassen wir uns nicht gefallen. Wir hatten ja auf gute Nachbarschaft gehofft, aber wenn das gleich so anfängt, dann kann da nichts draus werden. Nee, gegen Sie werden wir gerichtlich vorgehen.«
    Die grauen Zellen setzten die einzelnen Puzzleteile endlich zusammen, und beinahe erleichtert fragte ich: »Sie sind unsere zukünftige Nachbarin, stimmt's?«
    »Liebe gute Frau, so nicht«, rief die Stimme, noch ehe ich zu weiteren klärenden Fragen ansetzen konnte. »Das Ding kommt da weg, oder wir sehen uns vor Gericht wieder. Mein Mann hat ja schon versucht, den Baggerfahrer aufzuhalten, aber der hat einfach weitergemacht. Wenn Sie glauben, dass wir danach noch friedlich nebeneinander wohnen können, haben Sie sich aber getäuscht. Unserem armen kleinen Klaus läuft die Wohnung voll, und das haben ganz allein Sie zu verantworten.«
    Jetzt liefen meine grauen Zellen auf Hochtouren. Ich war voll im Bilde. Unser Tiefbauer hatte offenbar soeben den Sickerschacht auf unser Grundstück gesetzt, und zwar an einer Stelle, die unseren Nachbarn nicht passte, weil sie annahmen, dass das Wasser aus unserem Sickerschacht schnurstracks in ihren Keller liefe, den offenbar ein armer und kleiner Klaus bewohnte. Ich verstand nicht viel von diesen Dingen, aber wenn das Kreisbauamt den Sickerschacht genehmigt hatte, dann hatte der arme kleine Klaus keinen Grund, eine Überschwemmung zu fürchten. Es sei denn, der Tiefbauer hatte den Sickerschacht versehentlich an eine andere Stelle gelegt.
    »Wie weit ist der Schacht denn von der Grundstücksgrenze entfernt?«, erkundigte ich mich, während ich mit der freien Hand

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