Die Braut sagt leider nein
gesehen habe«, entgegnete Kassandra. »Die Frau in den Karten war eiskalt und berechnend. Und jung.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte ich verärgert.
Kassandra wandte mir ihre türkisblauen Augen zu. »Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde -«, den Rest ließ sie in der Luft hängen.
Hilde zwinkerte mir zu. Ich fing wirklich an, sie zu mögen.
»Du musst dir wirklich ein paar Tage freinehmen«, sagte ich abends am Telefon zu Alex. »Wir müssen zum Standesamt und zum Pfarrer, wir brauchen Zeit für die Gästeliste, und wir müssen Ringe und Klamotten kaufen.«
»Unmöglich«, sagte Alex. »Ich kann hier nicht weg, auf keinen Fall. Das musst du ohne mich machen. Ich gebe dir eine Vollmacht.«
»Aber das kann ich nicht.«
»Du musst«, sagte Alex. »Ich bin noch Monate an diesen Kaufhausbau gebunden. Es ist das wichtigste Projekt meines Lebens, und ich kann mich um nichts anderes kümmern. Ich werde dir Vollmachten ausstellen, und dann kannst du das alles alleine regeln.«
»Das ist viel zu viel für einen allein! Schließlich habeich auch noch einen Job«, beschwerte ich mich. »Außerdem gehören zu einer Hochzeit immerhin zwei. Wenigstens Ringe solltest du mit aussuchen.«
»Du, ich habe fast hunderttausend Mark auf dein Konto überwiesen, da kannst du die allerschönsten Ringe der Welt kaufen«, sagte Alex. »Allerdings mehr als tausend pro Stück wäre purer Leichtsinn.«
»Das ist nicht fair«, sagte ich zu Hanna. »Alles muss ich allein machen.«
Hanna sah neidisch auf die Summe am unteren Ende meines Kontoauszuges. »Wahnsinn, so viel Geld. Du könntest den Typ sausen lassen und dir auf seine Kosten ein schönes Leben machen.«
Ich lachte. »Das Geld ist schneller weg, als mir lieb ist. Noch lange bevor das Dach auf unserem Haus ist.«
»Wenn Heiko mir hunderttausend Mark überwiesen hätte, dann ginge es mir jetzt bedeutend besser. Du hast es gut. Obwohl ich es eine Unverschämtheit von deinem Alex finde, dich alles alleine machen zu lassen. Typisch Mann auf Ego-Trip, der Job geht vor.«
»Ja, aber er verdient damit auch viermal so viel wie ich«, sagte ich. »Außerdem ist das lediglich eine vorübergehende Phase, und Alex sagt, ich könne dabei nur lernen.«
Hanna zeigte mir einen Vögel.
Ich machte mich allein auf den Weg, stellte eine Liste mit all den Dingen auf, die zu erledigen waren, und hakte sie Punkt für Punkt ab. Mitte Februar hing unser Aufgebot im Schaukasten des Rathauses, und mit dem Pfarrer sprach ich den Termin ab. Der vierundzwanzigste Mai passte ihm ganz hervorragend, für weitere Absprachen bezüglich der Zeremonie und das Hochzeitsprotokoll sei auch später noch Zeit, sagte er.
Hilde hatte eine komplette Gästeliste von mir bekommen sowie meinen Segen für Einladungskarten und Tischordnung. Ihre Erpressung bei Horst hatte gefruchtet. Er hatte prompt ein großzügiges Konto auf ihren Namen eingerichtet, von dem sie die laufenden Kosten bezahlen konnte.
Auch das Geschenkeproblem hatten wir gelöst. Um nicht die gleichen traurigen Erfahrungen mit siebenfach geschenkten Toastern, Popcornmaschinen und silbernen Kuchenschaufeln machen zu müssen, wie schon manches Brautpaar vor uns, hatte Hilde vorgeschlagen, im schönsten Kaufhaus der Stadt einen Hochzeitstisch aufzustellen. Auf diesem Tisch durfte ich alles platzieren, was ich gern besitzen wollte, und alles, von dem ich dachte, dass Alex es gern besitzen wollte. Die Hochzeitsgäste konnten dann herkommen und sich ihr Geschenk vom Tisch aussuchen. Ich hielt das für eine wunderbare Sitte und wählte neben edlen Weingläsern mit geschwungenem Stiel, einem Frühstücksservice, einer Topfserie aus Edelstahl, Bettwäsche und Handtüchern einen tragbaren CD-Player, ein paar illustrierte Märchenbücher, mehrere CDs, handbemalte, maurische Terrakottaübertöpfe, einen echten Teppich, eine Espressomaschine, mit der man auch Milch aufschäumen konnte, und genau den feinen Füllfederhalter mit ziseliertem Silber, den ich schon immer hatte haben wollen. Das Aussuchen kostete mich einen halben Vormittag, aber am Ende hatte ich immerhin keinen einzigen Toaster, Eierkocher oder Tischstaubsauger gewählt. Und auch keine Friteuse.
Hilde begrüßte meine Auswahl.
»Du hast einen exquisiten Geschmack«, sagte sie. »Aber jetzt siehst du sicher ein, dass noch mehr Gästekommen müssen. Sonst bliebe der Teppich am Ende liegen, und das wäre doch schade.«
Das sah ich natürlich genauso, und so ergänzten wir die Gästeliste
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