Die Braut sagt leider nein
Kreditvertrag alleine.«
Die Hochzeitsvorbereitungen blieben ebenfalls an mir hängen. Eigentlich hatte ich gedacht, dass wir damit frühestens im April beginnen müssten, wenn Alex wieder da war, aber Hilde, Alex' Mutter, belehrte mich eines Besseren. Sie hatte mir ein Buch geschenkt mit dem Titel Ihre Traumhochzeit- perfekt geplant, und als ich gelesen hatte, dass mindestens sechs Monate Planungsphase erforderlich seien, also zwei Monate mehr, als wir noch zur Verfügung hatten, ließ ich mich von Hildes Panik anstecken. Zumal ich zum »chaotischen Brauttyp« zählte, laut Ergebnis des Psychotests, der dem Hauptteil des Hochzeitsbuches vorangestellt war.
Das lag daran, dass ich bei den meisten Fragen im Test »weiß nicht« angekreuzt hatte.
»Habt ihr die Gästeliste schon zusammengestellt?«, fragte Hilde am Telefon. »Wart ihr beim Standesamt? Habt ihr alle Papiere zusammen? Habt ihr mit dem Pfarrer gesprochen, ob ihm der anvisierte Termin überhaupt passt? Wo wollt ihr denn jetzt wirklich feiern? Was soll es zum Essen geben? Wie sollen die Einladungen aussehen?«
»Weiß nicht«, jammerte ich.
»Ich könnte dir helfen«, bot Hilde an. »Ich könnte das erledigen, was du selber nicht schaffst.«
»Scheuen Sie sich nicht davor, Hilfe anzunehmen«, stand in dem Buch als Ratschlag für die chaotische Braut. »Nutzen Sie die verschiedenen Talente und Beziehungen Ihrer Freunde und Verwandten. Sie können jede Unterstützung gebrauchen.« Hilde hatte eine Menge Talente und Beziehungen.
»Vielleicht«, sagte ich zu ihr. »Vielleicht könntest du uns wirklich helfen.«
Hilde freute sich. »Ich komme Freitag um zehn zum Arbeitsfrühstück«, sagte sie energisch. »Dann machen wir Nägel mit Köpfen.«
Freitag war mein freier Tag. Das Kätzchen weckte mich mit zarten Bissen in die Zehen und flitzte vor mir her in die Küche, wo es laut miauend sein Futter forderte. Wir hatten es Hummel getauft, weil es so rund war und eher brummte als schnurrte.
Während ich das Frühstück für Hilde und mich zubereitete, saß Hummel in der Spüle und angelte nach den Tropfen am Wasserhahn. Sie war in den letzten Wochen gewachsen, die Zeichnung in ihrem cremefarbenen Fell war deutlicher herausgetreten, die Augen hattenein klareres Blau angenommen. Kaum zu glauben, dass so was Schönes keinen Stammbaum hatte.
Um kurz vor zehn, gerade als der Eierkocher piepte, klingelte es an der Tür. Es war unser Vermieter, Herr Meiser. Er war ein sparsamer, um nicht zu sagen geiziger Mensch, der die Nebenkosten für die Wohnung nach meinem Einzug ordentlich erhöht hatte. Die Summe bezog sich nicht nur auf Mehrkosten für heißes und kaltes Wasser, sondern enthielt auch eine Abnutzungsgebühr für - man höre und staune - Türklinken und Wasserhähne. Überdies meinte Herr Meiser, dass zwei Personen öfter Türen und Fenster öffneten und damit kalte Luft in die Wohnung ließen als eine.
Ein Fall für den Mieterschutzbund, fand ich, aber Alex meinte, wir sollten uns nicht aufregen, da wir ja doch nicht mehr lange hier wohnen würden. Herrn Meisers Macken könnten uns kalt lassen, sagte er, aber er war ja auch freitags nie zu Hause, wenn nämlich die Müllabfuhr kam und Herr Meiser die Mülltonnen kontrollierte.
Diesmal hielt er mir gleich, nachdem ich die Tür geöffnet hatte, eine Mülltüte vor die Nase. »Ist das Ihre?«
Das ließ sich auf Anhieb schwer sagen. Es war jedenfalls eine handelsübliche, weiß-durchsichtige Mülltüte, wie wir sie auch benutzten.
»Warum möchten Sie das wissen?«, fragte ich zurück.
Herr Meiser zeigte durch die Tüte auf eine Blechdose im Inneren.
»Deswegen. Die gehört nicht in den Restmüll, sondern in den gelben Sack.«
Da hatte er Recht. Jetzt, wo ich die Blechdose sah, in der einmal Ananasringe gelegen hatten, wusste ich definitiv, dass es sich um unseren Müllsack handelte. Normalerweise nahmen Alex und ich die Sache mit derAbfalltrennung auch sehr genau, aber die Ananasdose war ein Sammelbehälter für allerlei ekligen Restmüll gewesen. Ich hatte darin Ohrenstäbchen, einen in Klopapier gewickelten Tampon, mehrere Kaugummiklumpen, zwei gebrauchte Kondome und einen mit Farbe getränkten Schwamm gesammelt. Die Ananasdose war durch ihren Inhalt ebenfalls zum Restmüll mutiert.
Ich wusste, Herr Meiser würde diese Argumentation nicht gelten lassen.
»Wenn Sie nicht sicher sind, ob das Ihre Tüte ist, dann schauen wir doch mal hinein«, schlug er vor.
»Nicht nötig«, sagte ich hastig und
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