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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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nahm ihm die Tüte aus der Hand. »Ich werde die Dose umsortieren.«
    »Na also.« Herr Meiser war zufrieden mit seinem pädagogischen Erfolg. »In Ihrem Alter ist man ja noch lernfähig.«
    Ich nickte ihm hinterher. An der Ecke stieß er mit Hilde zusammen.
    »Was willst du mit dem Müll?«, fragte Hilde. »Beeil dich, gerade eben kommt der Müllwagen.«
    »Ich muss ihn erst neu sortieren«, sagte ich.
    Hilde sah mich an, als habe ich den Verstand verloren. »Gib her«, sagte sie und nahm mir den Müllbeutel aus der Hand. Ich folgte ihr um die Ecke, die Treppe hinauf zu den Mülltonnen. Gerade eben war ein junger Mann im orangefarbenen Overall dabei, die Tonne zum Wagen zu rollen.
    »Eine Sekunde bitte«, sagte Hilde zu ihm, öffnete den Deckel und warf meine Mülltüte zu dem anderen Müll. Meine Ananasdose verschwand im Inneren des Müllwagens, mitsamt ihrem ekligen Inhalt.
    »Danke«, sagte ich nicht ohne Bewunderung. »Die Eier werden in der Zwischenzeit steinhart geworden sein.«
    »Das mag ich sowieso lieber«, erwiderte Hilde. Sie hatte eine lange Checkliste dabei, unsere Hochzeit betreffend, und die las sie mir Punkt für Punkt vor. Mir wurde sofort wieder ganz schummrig im Bauch, als ich das alles hörte.
    »Ich helfe euch wirklich gerne«, erklärte Hilde. »Ich habe ja mehr Zeit als ihr und vielleicht auch den nötigen Abstand.«
    Ich sah sie misstrauisch an. Ich hatte nicht vergessen, was Kassandras Karten gesagt hatten über die eiskalte und berechnende Frau, die unserer Beziehung schaden wollte.
    Aber ich konnte keine Arglist in Hildes Augen erkennen.
    »Also gut«, sagte ich. »Das wäre uns eine große Entlastung.«
    »Wunderbar«, rief Hilde. »Ihr gebt mir bis zum nächsten Wochenende eine Gästeliste mit Adressen, ich kümmere mich um die Einladungen. Ich habe da eine wunderbare Idee für die Karten, alles in Gold und Blau.« Sie unterbrach sich für ein kurzes Lächeln. »Natürlich nur, wenn es dir gefällt.«
    Ich nickte. Gold und Blau war mal was anderes als rotgrün kariert.
    »Du und Alex, ihr kümmert euch um die Sache mit dem Standesamt und der Kirche, da kann euch niemand helfen«, fuhr Hilde fort. »Ihr kauft die Ringe und natürlich eure Klamotten. Alles andere erledige ich.«
    »Aber es wird Geld kosten«, wandte ich ein. Hilde lächelte breit. »Das bezahlt Alex' Vater.« »Nie im Leben«, sagte ich spontan. »Das würde der niemals tun!«
    »O doch«, sagte Hilde. »Schließlich hat er Geld genug, und ihr braucht jeden Pfennig für euer Haus.« »Horst wird das nicht so sehen.«
    »Natürlich nicht, der alte Geizkragen«, sagte Hilde. »Aber er hat die Hochzeit seiner Stieftochter bezahlt, da hat er sich nicht lumpen lassen. Er wollte wohl bei Sylvias Familie Eindruck schinden.«
    »Aber das hat er bei uns nicht nötig.«
    Hilde lächelte noch breiter. »O doch, das hat er, wenn ich ihm damit drohe, im Tennisclub herumzuerzählen, dass er seiner Stieftochter Geld gibt, das er seinem leiblichen Sohn verweigert. Ich rufe ihn gleich nachher an. Er soll uns ein Hochzeitskonto eröffnen, von dem wir alle laufenden Kosten abbuchen können.«
    »Aber das ist Erpressung, Hilde«, sagte ich.
    »Ja«, erwiderte Hilde. »Pure Erpressung.«
    Wir blickten einander kurz in die Augen. Dann lächelten wir beide und sahen verlegen zur Seite. Ich fing an, Hilde zu mögen, und das, obwohl sie gesagt hatte, ich sei nicht der Typ für ein richtiges Brautkleid.
    »Huhu!«, rief es in diesem Augenblick vor der Tür. Das war Kassandra. Sie huhute immer statt zu klingeln, aber das war bei dem grauenhaften Geräusch, was die Klingel machte, auch angebracht.
    »Komm rein«, rief ich zurück, und Kassandra betrat unsere Wohn-Schlaf-Küche. Sie war mit einem kanarienvogelgelben Sack bekleidet und hatte ein ebenso gelbes Tuch quer über die Stirn gebunden. Hilde zuckte bei ihrem Anblick leicht zusammen.
    »Sie sind die Schwiegermutter?«, rief Kassandra aus.
    »Noch nicht«, antwortete Hilde gefasst.
    Kassandra wandte sich zu mir. »Aber das ist sie nicht«, sagte sie.
    »Aber natürlich ist sie das«, sagte ich. »Hilde ist Alex' Mutter. Sieh doch, sie haben die gleiche Augenpartie.«
    »Nein«, Kassandra schüttelte den Kopf. »Das ist nicht die Frau, die ich in den Karten gesehen habe.«
    Ich schwieg verlegen.
    »Sie legen Karten?«, fragte Hilde interessiert. »Ich gehe immer zu einer Astrologin. Als Waagegeborene habe ich ein Faible fürs Esoterische.«
    »Sie sind nicht die Frau, die ich in den Karten

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