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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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»Mit solchen Nachbarn ist man wirklich gestraft. Ziehen Sie eine hohe Mauer ums Grundstück, dann haben Sie vielleicht Ruhe.«
    »Ja«, sagte ich. »Und vielen Dank für Ihre unbürokratische Hilfe.«
    »Aber das ist doch klar«, sagte er und erhob sich. »Die Genehmigung schicke ich Ihnen mit der Post zu, gleich heute noch.« Er schüttelte mir die Hand. »Und viel Glück für das Kind. Hoffentlich geht es diesmal gut.«
    »Vielen Dank«, wiederholte ich noch verwirrter und ging rückwärts zur Tür. Ein freundlicher Beamter, sehr freundlich sogar, aber leider verrückt. Vielleicht musste das so sein: Nur verrückte Beamte waren freundliche Beamte.
    Erst im Aufzug kam mir die Idee, dass James Bond von der Gemeindeverwaltung Herrn Roggen erzählt haben könnte, dass ich schwanger sei, eine Problemschwangerschaft sozusagen, nach einer Reihe von deprimierenden Fehlgeburten. So musste es gewesen sein. Er hatte Herrn Roggens Beschützerinstinkte geweckt und ihn eindeutig gegen die rücksichtslosen Horns aufgebracht. Sehr pfiffig von James Bond.
    Ich legte eine Hand auf meinen Bauch. Wie nett die Männer waren, wenn sie einen schwanger glaubten. Ich hatte richtig Lust, tatsächlich schwanger zu werden.
    Im Foyer stand eine junge Frau im dunkelblauen Blazer. Sie fragte mich, ob ich ein wenig Zeit hätte, um an einer Befragung teilzunehmen.
    »Es geht um das Image unserer Ämter«, erklärte sie. »Den Service, die Kundenzufriedenheit, Übersichtlichkeit und das alles.«
    »Oh, ich bin sehr zufrieden«, beteuerte ich aus vollem Herzen. »Wirklich rundum zufrieden.«
    »Könnten Sie uns das vielleicht ein wenig detaillierter erläutern?« Die Dame im Blazer zückte einen Kugelschreiber.
    Durch die Drehtür zu meiner Linken kamen zwei Leute herein. Den Mann hatte ich schon mal gesehen,von der Frau kannte ich nur die Stimme. Es waren die Horns, unsere zukünftigen Nachbarn. Ich zog mich unauffällig in den Schatten einer riesigen Hydrokulturpflanze zurück.
    »Wie gesagt, sehr zufrieden in allen Punkten«, flüsterte ich der Dame mit dem Fragebogen zu. »Aber jetzt muss ich leider gehen.«
    Die Horns standen vor dem Aufzug.
    »Einfach ohne Genehmigung bauen«, zischte der Mann. »Das wird die teuer zu stehen kommen.«
    Von wegen, haha. Ich lachte lautlos in die grünen Blätter, die mich tarnten.
    »Da bist du ja, Klaus«, sagte die Frau. Ich folgte ihrem Blick und erwartete einen kleinen Jungen zu sehen, der in der Drehtür spielte. Stattdessen eilte ein schütter behaarter Mann von Ende Dreißig herbei. Die Frau zupfte seinen Hemdkragen in Form.
    Ich trat vor Überraschung einen Schritt aus meiner Tarnpflanze heraus. Das sollte der arme kleine Klaus sein, dessen Keller im Falle eines drei Jahre währenden Wolkenbruchs voll liefe?
    »Alles klar«, sagte er und rieb sich die Hände. Noch glaubte er, das Unglück verhindern zu können. »Dieser Herr Roggen sitzt in Zimmer zweihundertzwei.«
    Unbemerkt schlich ich zur Tür. Draußen klopfte ich mir anerkennend auf die Schulter. Ich war auf dem besten Wege, mir das kampferprobte Männergemüt zuzulegen, von dem Alex gesprochen hatte. Wenn auch nicht ganz ohne fremde Hilfe.
    Im Supermarkt kaufte ich eine Flasche Martini für James Bond und fuhr damit zur Gemeindeverwaltung. An der Pforte fragte ich nach einem jungen Mann, der für Sickerschächte zuständig und sehr witzig und nettsei. Die Dame hinter der Glasscheibe wusste sofort Bescheid.
    »Das war sicher unser Herr Ehrmann«, sagte sie. »Immer zu Spaßen aufgelegt.« Sie beugte sich ein wenig vor und senkte ihre Stimme vertraulich. »Und wahnsinnig gut aussehend, wenn Sie mich fragen.«
    Ich fragte sie, ob sie ihm die Flasche Martini geben könne.
    »Sagen Sie ihm, er soll sie gerührt und nicht geschüttelt trinken, dann weiß er schon Bescheid.«
    »Mach' ich«, versprach sie. »Aber warum tun Sie das nicht selber?«
    »Ich heirate in eineinhalb Monaten«, erklärte ich. »Und wenn er so gut aussieht, wie Sie sagen, lerne ich ihn besser nicht kennen.«
    Die Dame nickte lächelnd. Sie verstand mich. Aber Hanna, der ich die Geschichte später erzählte, verstand mich ganz und gar nicht.
    »Bist du blöd«, sagte sie. Und noch später, sehr viel später, nach dem großen Knall, sagte sie, dass Menschen, die ihrem Schicksal absichtlich aus dem Weg gehen, an ihrem Unglück selber schuld seien.
     
    Kaum war ich wieder zu Hause, klingelte das Telefon. Sicher war das Alex, der wissen wollte, ob ich mich auch doof genug angestellt

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