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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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hatte. Aber es war nicht Alex, sondern Susanna, meine Cousine aus der Pfalz, die mit mir ein Fachgespräch unter Bräuten führen wollte.
    »Was zieht denn der Alex an?«, wollte sie wissen. »Ich frage nur, weil ich gern hätte, dass der Bruno zum Frack einen Zylinder trägt. Aber das will er nicht.«
    Bruno als übergewichtiger Zirkusdirektor verkleidet? Warum wollte sie sich das antun?
    »Weil man dann nicht sieht, dass er so wenig Haare hat«, sagte Susanna. »Außerdem, ich in Gitti Geiger und Schleier, und er bloß im Straßenanzug, das passt doch nicht zusammen.«
    »Ich weiß nicht, was Alex anzieht«, sagte ich. »Die Kleiderfrage löst bei uns jeder für sich, das bringt sonst Unglück.«
    »Der Bruno hat aber keinen Geschmack«, klagte Susanna. »Die Heiraterei ist sowieso für den Arsch, sagt er. Wir wollten Steuern sparen, sagt er, und jetzt kostet uns das Ganz so viel, dass wir ein Jahr lang nichts davon haben, sagt er. Er hat schon mehrere Beschwerdebriefe an die Bundesregierung geschrieben.«
    »Bruno ist selber für den Arsch«, sagte ich.
    »Dabei mach' ich des scho so günschtig, wie's ebe geht«, sagte Susanna und verfiel, wie immer, wenn's ums Sparen ging, in den pfälzischen Dialekt. »Mir bekommet die Eheringe vom Bruno seine Eltern, die krieget die net mehr üwwer ihre Finger, weil sie seit damals so viel zug'nomme hen.«
    »Genauso wie Bruno«, murmelte ich.
    »Aus massivem Gold sind die Ringe, ganz toll«, fuhr Susanna fort. »Wir müssen nur die Gravur ändern. Vom Bruno seinem Bruder kriegen wir ein Festzelt samt Biertischen und -bänken. Das stellen wir bei uns auf dem Dorfplatz auf, kostet uns keinen Pfennig. Der Bruno sagt, wir brauchen keine Tischdecken, das sei Schnickschnack, aber im Großhandel hab' ich so Papierdecken am Meter entdeckt, total günstig. Wenn wir die als Bürobedarf von der Steuer absetzen, kostet uns das auch nur ein paar Pfennige.«
    »Wollt ihr ins Guinness-Buch der Rekorde als das Brautpaar mit der preiswertesten Hochzeitsfeier?«
    »Warum nicht?« Susanna lachte herzlich. »Statt Einladungen, zum Beispiel, setzen wir eine Anzeige ins Tageblatt«, erläuterte sie dann. »Wir trauen uns, Susanna Becker und Bruno Senfhuhn, Steuerberater, und darunter Adresse und Telefonnummer. Das ist ja gleichzeitig eine super Werbung für den Bruno und bringt dann wieder neue Kunden. Alles in allem kann der Bruno sich nicht beschweren, oder?«
    »Nein«, sagte ich. »Der Einzige, der sich bei euch beschweren kann, bist du. Vor allem, wenn du nach der Eheschließung den Namen Senfhuhn tragen wirst.«
    »Das werde ich natürlich nicht«, sagte Susanna und lachte vergnügt. »Das macht man heute gar nicht mehr. Becker-Senfhuhn werde ich heißen. Und du wirst sehen, ich schaffe das auch noch, dass Bruno den Zylinder trägt. Er kann ihn nämlich von seinem Bruder haben, für umsonst, nur einmal getragen.«
    Kaum hatte ich den Hörer aufgelegt, klingelte es erneut. Diesmal war es Horst, Alex' Vater. »Carola ist am übernächsten Wochenende bei uns zu Besuch«, sagte er, ohne vorher zu grüßen oder wenigstens seinen Namen zu nennen. Carola war Sylvias Tochter aus erster Ehe, die, der er die Hochzeit finanziert hatte.
    »Wie schön«, sagte ich freundlich, denn schließlich finanzierte Horst auch unsere Hochzeit.
    »Carola ist mit Calvin und Tommy aus Wiesbaden gekommen«, fuhr Horst fort. Tommy war Carolas Mann und Calvin der kleine Sohn. Wir hatten sie bis jetzt noch nie gesehen, aber Horst sagte: »Ich denke, es ist auch in eurem Interesse, Sylvias Familie endlich kennen zu lernen.«
    Unsere Interessen lagen im Augenblick wirklich ganz woanders, aber das würde Horst nicht gelten lassen. Er erwarte uns für Samstag in drei Wochen zum Abendessen, sagte er.
    »Ich weiß nicht, ob Alex hier sein wird«, wandte ich ein.
    »Er wird da sein«, bestimmte Horst. »Er hat Zeit genug, sich auf diesen Termin einzurichten.«
    »Aber«, sagte ich, aber da hatte Horst schon aufgelegt.
    Alex stöhnte, als ich ihm am Abend davon erzählte. »Ich muss bis mittags auf der Baustelle bleiben, danach vier Stunden Fahrt, und dann auch noch ein Abendessen bei Horst und Sylvia und Sylvias Familie - nein danke.«
    »Dann sag halt ab«, schlug ich vor, aber das wollte er auch nicht.
    »Das geht nicht«, seufzte er. »Sonst ist er wieder monatelang beleidigt. Außerdem wollte er fünfzigtausend Mark zu meinem Haus beisteuern, und das tut er nur, wenn wir ihn so lange bei Laune halten.«
    »Unser Haus«,

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