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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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verbesserte ich, und da lachte Alex nervös.
     
    Das Frühjahr begann mit Sonnenschein. Es war noch kein Blatt auf den Bäumen zu sehen, aber die sommerlichen Temperaturen bewegten unseren Vermieter dazu, sein Schwimmbad für die Badesaison klarzumachen. Er ließ eine Poolabdeckung installieren und erklärte Kassandra und mir den Mechanismus der Rollanlage bis ins kleinste Detail.
    »Sobald Sie das Schwimmbad verlassen, muss die Abdeckunggeschlossen werden«, sagte Herr Meiser eindringlich. »Das Wasser kühlt sonst zu stark ab. Sollte das Schwimmbad über Nacht offen stehen, kann eine Temperaturschwankung von bis zu einem halben Grad Celsius entstehen.«
    Kassandra und ich wechselten respektlose Blicke und nahmen uns vor, bei der nächstbesten Gelegenheit ein wenig Eiswasser in den Pool zu gießen.
    Alex kam schon um drei Uhr nachmittags nach Hause. Er sah müde aus, richtig erschöpft. Die viele Arbeit und die Fahrerei am Wochenende machten sich allmählich bemerkbar. Ich streichelte besorgt über seine Stirn.
    »Schaffst du es, die ganze Wäsche bis morgen zu waschen, zu trocknen und zu bügeln?«, fragte er und zeigte auf seine Reisetasche. »Ich hab' fast nichts mehr anzuziehen.«
    »Natürlich. Du solltest dich etwas hinlegen«, sagte ich, obwohl ich tausend Dinge mit ihm zu besprechen hatte. Unter anderem wollten wir die Zeremonie einstudieren, zumindest den schwierigen Teil, in dem wir sagen mussten, dass wir den anderen beziehungsweise die andere vor Gottes Angesicht zum Mann beziehungsweise zur Frau nehmen, ihm beziehungsweise ihr die Treue halten wollten, in guten und bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, bis der Tod uns scheidet. Aber Alex fand die Idee mit dem Bett besser.
    »Allerdings nur, wenn du dich mit mir hinlegst«, sagte er und zog mich zu sich herab.
    Ich lachte. »Ich lasse nur schnell die Jalousien herunter.« Schließlich wollte ich nicht, dass Herr Meiser oder Kassandra unsere Wiedersehensfeier durchs Fenster sehen konnten.
    Aber als ich Sekunden später zu Alex zurückkehrte, schlief er schon tief und fest. Ich deckte ihn vorsichtig zu und betrachtete seine entspannten Gesichtszüge. Wie schön er doch war. Dichte, dunkle Haare, die ihm in die Stirn fielen, Wimpern, von denen manche Frauen nur träumen konnten, und Grübchen, die dem eckigen Kinn auch noch in fünfzig Jahren jungenhaften Charme verleihen würden. Alex' Nase war lang und schmal, ein wenig nach unten gebogen, wie bei einem Römer. In einem seiner vielen vorherigen Leben sei er ein hochgestellter römischer Offizier gewesen, sagte Kassandra, ein Mann von großem Ansehen. Manchmal malte ich mir aus, in der gleichen Zeit gelebt zu haben, vielleicht als keulenschwingender Germane diesseits der Alpen, und dann war ich immer heilfroh, dass ich Alex ausgerechnet jetzt, in diesem Leben begegnet war. Ich nahm seine Hand und küsste sie vorsichtig.
    »Schlaf schön«, flüsterte ich, und Alex lächelte im Traum. Ich setzte die erste Maschine mit seiner Schmutzwäsche an und bügelte ein paar seiner Hemden besonders schön, während er sich ausruhte.
    Schweren Herzens weckte ich ihn am späten Nachmittag, weil wir doch bei Horst und Sylvia zum Essen eingeladen waren. Alex nahm eine Dusche und sagte, er fühle sich schon viel besser.
     
    Es war immer noch sommerlich warm, als wir bei seinem Vater ankamen. Durch das Gartentor bot sich uns ein idyllisches Bild. Sylvia hatte den Tisch unter der großen Kastanie gedeckt, weißes Porzellan auf einer blassgelben Leinentischdecke, mit leuchtend gelben Servietten und Körbchen voller Primeln dekoriert. Der Grillqualmte vor sich hin, und unter einem gelbweiß gestreiften Sonnenschirm war ein aufblasbares Planschbecken aufgestellt, in dem ein nacktes Kind saß. Man konnte nicht erkennen, ob es ein Junge oder ein Mädchen war, denn der dicke Bauch verdeckte, was zwischen den Beinen war. Außer Sylvia und Horst stand noch ein jüngeres Paar am Beckenrand, beide mit gleichen dünnen Baumwolloveralls und Kappen bekleidet, deren Schirm sie nach Art der Freizeitradier über den Hinterkopf gezogen hatten. Die Frau hob das dicke Kind aus dem Wasser und wickelte es in ein großes, gelbes Badetuch.
    Horst sah grimmigen Blicks auf seine Armbanduhr, als Alex das Gartentor aufschob.
    »Guten Abend«, sagten wir.
    Horsts Miene verfinsterte sich noch mehr. Es war, als wäre der Winter kurzfristig wieder über den Garten hereingebrochen.
    »Ihr seid zu spät«, sagte Horst anstelle eines Grußes. »Jetzt

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