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Die Braut sagt leider nein

Titel: Die Braut sagt leider nein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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wird Calvin ins Bett gebracht, und ihr habt keine Gelegenheit, ihn kennen zu lernen.«
    »Es ist genau sieben Uhr«, entgegnete Alex. »Ich wusste nicht, dass wir früher kommen sollten.«
    »Das hättet ihr euch aber denken können«, sagte Horst und presste die Lippen aufeinander. »Dass kleine Kinder nicht so lange aufbleiben, müsst doch sogar ihr wissen. Ihr könnt wohl kaum erwarten, dass Calvin euretwegen länger aufbleibt.«
    Alex hatte plötzlich eine kleine, steile Falte zwischen den Augenbrauen, die ich noch nie zuvor an ihm bemerkt hatte.
    »Wir wussten nicht, dass Kevin uns erwartet«, sagte er mit kühlerer Stimme.
    »Calvin«, verbesserten Sylvia, Carola und Horst im Chor, und ich überreichte Sylvia schnell den Blumenstrauß, den ich am Morgen für sie gekauft hatte. Es war ein besonders schöner Strauß mit Vergissmein-nicht, rosa Bellis und dicken weißen Ranunkeln, ich hätte ihn am liebsten selber behalten. Sylvia gefiel er auch sehr gut. Sie bedankte sich mehrmals und stellte uns dann Tochter Carola und Schwiegersohn Tommy in den Baumwolloveralls vor. Beide schüttelten uns die Hand, ohne zu lächeln. Ich machte ebenfalls ein ernstes Gesicht.
    »Und das ist unser kleiner Mann«, flötete Sylvia und zeigte auf ihren Enkel, von dem augenblicklich nur der dicke Kopf und eine unverhältnismäßig große Hand zu sehen waren. Der Rest war Gott sei Dank unter flauschigem Frottee versteckt. »Gibst du dem Onkel Alexander ein Händchen, Calvin?«
    Calvin tat das nicht, aber unter Sylvias drängendem Blick griff Alex seinerseits nach der schlaffen Patschhand und bewegte sie auf und ab. Zu einem freundlichen Wort konnte er sich nicht durchringen, nicht einmal zu einem Lächeln.
    »Dem Onkel tut es Leid, dass er zu spät gekommen ist und dich nicht kennen lernen kann«, sagte Sylvia an seiner Stelle. »So was Süßes hat er da verpasst, so was Niedliches, was? Ein pfiffiges Kerlchen, unser kleiner Calvin. Sag, dass du nicht böse bist, sonst ist der Onkel Alexander am Ende noch traurig.«
    Calvin ließ den Kopf auf die Seite sinken und lächelte. Dabei legte sich seine Wange in zwei dicke Falten. Ich musste schnell weggucken.
    »Ja, nachtragend ist er jedenfalls nicht«, meinte Horst und sah nicht mehr ganz so griesgrämig aus.
    Carola überreichte das zentnerschwere Frotteebündel ihrem Gatten.
    »Wir sind auch nicht nachtragend«, erklärte sie und lächelte nun doch. »Leute ohne Kinder wirken oft so rücksichtslos und egoistisch. Aber in Wirklichkeit ist das nur Gedankenlosigkeit.«
    Ich verspürte große Lust, ihr die Schirmmütze über die Ohren zu stülpen. Die Falte auf Alex' Stirn vertiefte sich.
    »Ich habe meine Kinder nicht zur Gedankenlosigkeit erzogen«, sagte Horst. Es klang bekümmert.
    »Du hast uns überhaupt nicht erzogen«, erwiderte Alex. »Du hast uns dressiert.«
    Alle starrten ihn erschrocken an, ich eingeschlossen. Am meisten erschrocken war allerdings Horst. Nach ein paar Sekunden des Schweigens entschloss er sich, die Bemerkung überhört zu haben. Darüber waren alle sehr froh.
    »Die Rippchen sind durch«, sagte er.
    »Ich leg' Calvin dann schlafen«, sagte Sylvias Schwiegersohn. »Sag gute Nacht, Opa, gute Nacht, Oma, gute Nacht, Mami, gute Nacht, Tante und Onkel.«
    Calvin pupste vernehmlich in das Frotteehandtuch. Alle außer Alex und mir lachten darüber. An Calvins angespanntem Gesichtsausdruck sah ich, dass er bereit war, den Lacherfolg zu wiederholen, aber das Ergebnis seiner Bemühungen konnten wir nicht mehr hören, da Tommy ihn ins Haus trug.
    »Du hast aber den Tisch schön gedeckt«, sagte ich zu Sylvia. »So frisch in Gelb und Weiß, passend zum Frühlingswetter.«
    Sylvia revanchierte sich sofort. »Gestern kam endlich die Einladung zu Eurer Hochzeit. Das Blau sah sehr schön aus zu dem Gold. Edel.«
    »Ja«, sagte ich und setzte mich. »Das hat Hilde ausgesucht.«
    Sylvia wandte sich abrupt ab. Zu spät bemerkte ich, dass ich gegen die goldene Regel verstoßen hatte, die Existenz der vorherigen Hausherrin totzuschweigen. Die bloße Erwähnung ihres Namens beleidigte Sylvia auf das Heftigste. Horst sah mich vorwurfsvoll an.
    »Hilde hilft uns sehr«, sagte ich bockig. »Wir sind beruflich und durch die Bauerei so sehr eingespannt, das könnten wir allein gar nicht schaffen. Wir sind Hilde sehr dankbar.«
    Sylvia starrte beleidigt auf Hildes altes Kletterrosenspalier.
    »Wir haben unsere Hochzeit ganz ohne fremde Hilfe organisiert«, verkündete Carola ungefragt.

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