Die Braut von Rosecliff
Aufgabe für dich.«
Josselyn versuchte, ihre Furcht zu verbergen. »Eine Aufgabe? Was kann ich für dich tun?«
Er grinste mörderisch. »Geh zu Fitz Hugh. Ich zweifle nicht daran, dass er dich empfangen wird.
Lock ihn in einen Hinterhalt, damit ich den Kerl umbringen kann.«
Sie sollte Owain helfen, Rand zu töten? Nein, niemals! »Er wird sich weigern, mich zu sehen.«
»Du lügst! Der Engländer ist genauso scharf auf dich wie ich. Er wird sich die günstige Gelegenheit, dich zu ficken, nicht entgehen lassen!«
Seine vulgäre Ausdrucksweise widerte sie an, aber sie ve r suchte, nicht in Panik zu geraten, sondern ver nünftig zu denken. Vielleicht könnte sie Owains Klau en entkommen, indem sie scheinbar auf seinen Vor schlag einging?
Er leerte seinen Bierkrug und wischte sich den Mund am Ärmel ab – an einem Ärmel, der mit Blut besudelt war. »Wä h rend du für mich den Lockvogel spielst, werde ich auf deine Tochter aufpassen.«
»Nein!« Josselyn wich entsetzt einige Schritte zurück und drückte Isolde an sich. »Nein!«
Owain sprang auf. »O ja!«, zischte er. »Sie wird am Leben bleiben, wenn du deinen Auftrag erfolgreich ausführst. A n dernfalls… andernfalls stirbt sie an sei ner Stelle!« Er streckte einen Arm aus und kniff Isolde in die Wange. Während das Kind zu schreien begann, presste er Josselyn an die raue Steinwand. »Ich kann ihr Leben auf verschiedene Weise auslöschen – sie erwürgen, ihr das Genick brechen… Das ist für mich eine Kle i nigkeit, aber ich würde viel lieber ihren Vater umbringen. Wirst du mir dabei helfen, Josselyn?«
Es musste ein Albtraum sein… Bestimmt würde sie gleich aufwachen, schreiend und in Schweiß geba det…
Owains Finger näherten sich wieder Isoldes Wange, und Joss e lyn keuchte: »Ja… ja, ich werde dir helfen!«
Lachend packte er sie am Kinn. »Was für eine gute Mutter du bist! Wenn du Erfolg hast, bekommst du dein Kind unve r sehrt zurück. Wenn nicht…« Er zuckte mit den Schultern. »Aber ich setze viel Vertrauen in dich, Josselyn, und sobald Fitz Hugh tot ist, werde ich dich für deinen Einsatz belohnen.«
Sie konnte sich lebhaft vorstellen, was er darunter verstand, doch das war im Augenblick nicht wichtig. Nichts war wichtig, außer Isolde…
Meriel nahm ihr das Kind aus den Armen, und Owain ritt mit ihr zum Waldrand und erteilte ihr An weisungen, was sie zu tun hatte. Es hörte sich ganz einfach an: sie musste Rand weismachen, dass sie bei ihm Zuflucht gesucht hatte, dass sie ihm helfen woll te, Owain zu besiegen, dass sie ihn zu Owains Versteck im Wald von Wyndham führen würde…
Josselyn hörte zu und erklärte sich mit allem ein verstanden. Was blieb ihr anderes übrig? Sie würde den Weg auf einem lahmenden Packpferd zurückle gen müssen, und obwohl es ein kühler Abend war, durfte sie nicht einmal einen Umhang mi t nehmen. »Du wirst überzeugender wirken, wenn du erschöpft, hungrig und durchgefroren in Carreg Du ankommst«, grinste Owain.
Hätte sie eine Waffe zur Hand gehabt – sie hätte ihm die A u gen ausgestochen, den Bauch aufgeschlitzt oder sein Herz durc h bohrt, ohne zu zögern. Doch sie war seiner Bösartigkeit schut z los ausgesetzt – Isolde war seiner Bösartigkeit schutzlos ausg e setzt –, und so ritt sie los, in nördliche Richtung. Sie würde Rand fin den, und sie würde ihn in den Hinterhalt locken.
Um das Leben ihrer kleinen Tochter zu retten, würde sie das Leben des Mannes opfern müssen, den sie liebte…
TEIL 3
»Sie öffnete eine kleine Tür inmitten des eisernen Tores, des Tores, das sonst nur grimmige Krieger passierten.«
Coleridge
25
Josselyns Pferd lahmte, sie hatte sich in der Dunkel heit ve r irrt und befürchtete, nie nach Carreg Du zu gelangen. Deshalb war sie heilfroh, als Alan plötzlich vor ihr stand. Die Engländer gingen nach ihrem Sieg kein Risiko ein – überall waren Patroui l len unterwegs, die im Wald schon drei Waliser aufgestöbert und gefangen genommen hatten. Josselyn war die vierte alle r dings mit dem Unterschied, dass sie bereitwillig mitkam. Alan brachte sie zu Jasper, seinem unmittelbaren Vorgesetzten. »Ich muss mit Eurem Bruder sprechen«, erklärte sie ihm.
»Ach, so sieht man sich also wieder!« Jasper schwang sich aus dem Sattel. Er war so groß wie Rand, aber nicht so musk u lös, viel jünger und uner fahrener, sehr attraktiv und arrogant.
Die Frau, die diesen Mann heiratete, würde es nicht leicht h a ben, dachte Josselyn flüchtig, doch
Weitere Kostenlose Bücher