Die Braut von Rosecliff
sie hatte wichtigere Dinge im Kopf. »Ich muss mit Rand spre chen.«
»Rand? Nicht Sir Randulf oder Lord Fitz Hugh?« Jasper grinste und musterte sie von Kopf bis Fuß. »Wenn Ihr irgen d welche Informationen für uns habt, würde ich mich genauso gern wie mein Bruder er kenntlich zeigen.«
Josselyn war nicht in der Stimmung, auf seine albernen Spiele einzugehen. Owain bedrohte das Leben ihrer Tochter… Sie wandte sich an Alan. »Du weißt, dass ich ohne einen trift i gen Grund nicht her gekommen wäre. Bitte erklär ihm das.«
Es widerstrebte Alan sichtlich, ihr zuzustimmen, doch nach kurzem Zögern sagte er: »Er wird sie sehen wollen, glaube ich.« An Josselyn gewandt, fügte er hinzu: »Es wird Euch nicht mehr gelingen, ihn so zu verhexen wie letztes Jahr. Keiner von uns wird jemals wieder auf Eure Tricks hereinfallen.«
»Das würde ich nicht sagen«, widersprach Jasper. »Ich für meine Person hätte gar nichts dagegen, mich von ihr verhexen zu lassen… Wie war’s?« Er zupfte neckisch an ihrem Kopftuch.
Sie schob seine Hand weg. »Sucht Euch eine Nonne – oder zwei!«, fauchte sie. »Sagt mir lieber endlich, wo ich Rand finden kann.«
Die beiden Männer begleiteten sie nach Carreg Du, das jetzt von den Engländern besetzt war. Würde ihr Dorf jemals wieder die Heimat freier Waliser sein, dachte Josselyn niedergeschl a gen. Rand hatte sein Hauptquartier ausgerechnet im Haus i h res Onkels aufgeschlagen. Vor der Tür blieb sie zögernd stehen. Was sollte sie ihm sagen? Würde er ihr glauben, würde er in die Falle gehen, die Owain vorbereitete?
Durfte sie ihn in diese tödliche Falle locken? Konn te sie es vor ihrem Gewissen verantworten?
Aber sie musste in erster Linie an Isolde denken. Sie musste ihre Tochter retten, selbst wenn das bedeutete, dass Rand von O wain kaltblütig ermordet wurde!
Josselyn atmete tief durch und stieß die Tür auf. Zu ihrer gr o ßen Überraschung war Rand ganz allein. Tief in Gedanken versunken, saß er im Lehnstuhl ihres Onkels.
Als er aufschaute, spiegelte sein Gesicht kein Er staunen w i der, während ihr eigener Herzschlag stock te. Rand… Isoldes Vater… Sie hatte sich einzureden versucht, dass sie nur seinen Verführungskünsten erlegen war, doch ein einziger Blick in seine dunklen Augen genügte, und sie wusste wieder, dass sie ihn liebte, heute genauso wie damals, als sie sich ihm hin geg e ben hatte. Sie liebte diesen Mann von ganzem Herzen…
Sein harter Gesichtsausdruck erinnerte sie aber da ran, dass Rand ihre Gefühle nie erwidert hatte. Er liebte sie nicht, und sie musste sein Leben opfern, um das ihrer Tochter zu retten. Ihr blieb keine andere Wahl…
Er war nicht einmal aufgestanden, um sie zu be grüßen. »Ich… ich bin hergekommen, um dich zu bit ten, mir zu helfen«, stammelte sie.
Rand faltete seine Hände unter dem Kinn. »Welche Hilfe kann eine fanatische walisische Rebellin von ihrem Feind erwa r ten?«, fragte er kalt. »Oder brauchst du nach dem Tod deines Mannes einfach etwas Abwechslung? Willst du neues U n heil anrich ten? Dir ist doch klar, dass du erhebliche Mitschuld an diesem Krieg trägst. Du warst sogar bereit, einen alten Mann zu heiraten, um Verstärkung für den Kampf gegen mich zu erha l ten!«
Es war eine bittere Wahrheit, aber sie hatte sich damals eben verpflichtet gefühlt, ihrem Volk zu hel fen. »Du verstehst nicht…«
»Da gibt es nichts zu verstehen«, fiel Rand ihr ins Wort. »Dir helfen?« Er musterte sie von Kopf bis Fuß. »Wenn du darunter körperliche Befriedigung ver stehst – die könnte ich dir bieten. Zu sonstigen Hilfe leistungen bin ich hingegen nicht bereit. Also – entweder du ziehst dich aus, oder du verschwindest!«
Josselyn hatte nicht weinen wollen, doch seine grausamen Worte trieben ihr Tränen in die Augen. »Du kannst von mir halten, was du willst… Aber du musst mich anhören… Ich brauche deine Hilfe, aber zugleich kann ich dir helfen.«
»Mir helfen?« Rand lachte verächtlich. »Wie willst du mir helfen? Dein Mann ist tot, dein Dorf ist von uns b e setzt. Du bist völlig machtlos.«
»Ich könnte dich zu Owain führen!«
Seine dunklen Augen verengten sich misstrauisch. »Warum sollte ich dir glauben?«
»Weil… weil ich keinen Grund habe, dich zu belü gen.«
»Du hast mich von unserer ersten Begegnung an immer b e logen.«
»Ich habe begriffen, dass Owain ein machtbesessener Irrer ist, der mein Volk ins Verderben stürzt. Das heutige Gemetzel hat mir endgültig die Augen
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