Die Braut von Rosecliff
geöff net.«
»Madoc ist tot, und dein Onkel kann es nicht mit Owain aufnehmen. Hältst du mich jetzt für das klei nere Übel?«
Das kleinere Übel? Josselyn kämpfte wieder mit den Tränen. Sie liebte diesen Mann, er war der Vater ihrer Tochter – Isolde hatte sogar seine dunklen Augen geerbt! »Ja, ich habe endlich eingesehen, dass ein Leben unter englischer Herrschaft immer noch einem Leben unter Owains Herrschaft vorzuziehen ist.«
Rand schwieg sehr lange, und sie glaubte, ihn über zeugt zu haben. Schließlich stand er auf und ging auf sie zu. »Welche Hilfe hättest du mir denn anzubie ten?«
Die Lüge kam ihr glatt über die Lippen, weil sie dabei an I solde dachte. »Ich kann dich zu der Stelle im Wald führen, wo Owain seine Vergeltungsaktion vor bereitet. Ihr könnt ihn dort überraschen – du und deine Männer!«
»Ich verstehe…« Rand verschränkte die Arme vor der Brust. »Du willst uns also an den Ort führen, wo wir deine Landsleute niedermetzeln können. Glaubst du, dass wir das Recht zu einem solchen heimtücki schen Ü berfall haben?«
Niedermetzeln – das hörte sich grauenhaft an! Ge nau das ha t te Owain vor – einen heimtückischen Überfall, bei dem Rand und seine Begleiter niederge metzelt werden sollten. Es war eine unerträgliche Vor stellung, aber sie nickte mit zusamme n gebi s senen Zähnen. Isoldes Leben stand auf dem Spiel…
Rand ließ sie nicht aus den Augen. »Du lügst!«, ent schied er. »Ich halte es für möglich, dass du Owain verraten würdest, aber deine Landsleute könntest du niemals ans Messer liefern. Es ist Owain, der dich zu mir geschickt hat!«
»Nein! Nein, er weiß nicht, dass ich hier bin… Ich bin vor ihm geflohen…«
»Und wo ist dann dein Kind?«
»Was?«
Rand umkreiste sie langsam. »Wo ist dein Kind?«, wiederholte er. »Wer passt auf deine Tochter auf, während du hier bist?«
»Meine… meine Tante«, brachte Josselyn irgendwie hervor.
»Deine Tante weiß also, dass du mir einen Besuch abstattest. Wer weiß das sonst noch?«
»Niemand… Auch meine Tante weiß nicht, wo ich bin…«
»Und was ist mit Owain?«
Ihr Herzschlag stockte. »Owain? Nein, er wäre der Letzte, dem ich…«
»Schweig! Ich glaube nicht, dass du deine Tochter allein g e lassen hättest. Ich vermute, dass sie sich in Owains Gewalt befindet und dass er droht, ihr etwas anzutun, wenn du seine Befehle nicht genau be folgst.«
Sie fühlte sich durchschaut, aber sie durfte ihm nicht die Wahrheit gestehen, denn das käme einem Todesu r teil für Isolde gleich. »Nein, du irrst dich, sie ist bei Tante Nesta.«
Rand lachte verächtlich. »Owain ist kein Dumm kopf. Er weiß, dass er in einem ehrlichen Zweikampf mit mir unterliegen würde. Deshalb will er mich in eine Falle locken, und er e r presst dich, damit du ihm dabei hilfst.« Er umfasste ihr Kinn mit eisernem Griff. »So ist es doch, Josselyn? Sag mir die Wahrheit!«
»Nein«, beharrte sie verzweifelt. »Nein, Owain hat mich nicht zu dir geschickt…«
Er stieß sie grob von sich. »Verschwinde! Ich kann deinen Anblick nicht mehr ertragen! Kriech zu Owain zurück und übe r bring ihm folgende Botschaft: Er wird sein Land an mich verlieren, und ich werde dafür sorgen, dass nicht seine Kinder, sondern die meinen hier herrschen, zum Wohl von En g ländern und Walisern. Sag ihm das, Josselyn ap Carreg Du! Und geh jetzt!«
Josselyn zitterte wie Espenlaub. Sie hatte versagt! Es war ihr nicht gelungen, Rand zu täuschen, und Owain würde ihr u n schuldiges kleines Mädchen um bringen! Schluchzend streckte sie eine Hand aus. »Bitte, Rand, du musst mich anhören!«
»Nein, ich habe deine ewigen Lügen satt! Du bist ein raff i niertes Luder, das Tränen als Waffe einsetzt, wenn dir die Wo r te ausgehen!«
»Ja, du hast Recht, ich habe dich belegen… Owain hat mich gezwungen, zu dir zu kommen, dich in eine Falle zu locken… Er weiß, dass ich mein Kind über alles liebe, und es befindet sich jetzt wirklich in seiner Gewalt… Er hat gedroht, es zu töten… Verstehst du, Rand – er will unser Kind töten! Isolde ist auch deine Tochter!«
»Du lügst schon wieder – sie kann nicht meine Tochter sein! Als wir uns auf dem Jahrmarkt von Lian garn z u fällig begegnet sind und dein Mann geprahlt hat, dass du ihm einen Sohn bescheren würdest, habe ich dich genau angeschaut. Man sah dir die Schwan gerschaft nicht an – und seit unseren Intimitäten waren fast fünf Monate vergangen!«
»Sie war ein winziges Baby,
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